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In Hilders: Philipp Stuckhardt strahlt - Fotos: privat

BAD HERSFELD Sein vielleicht größter Sieg

Philipp Stuckhardt: Nach Corona-Erkrankung ist der Top-Athlet zurück

16.09.23 - Endlich. Der Körper gibt positive Signale. Dass Philipp Stuckhardt aus Kohlhausen bei Bad Hersfeld vor 14 Tagen den HochRhön BergTrail in Hilders gewonnen hat, war nicht viel mehr als eine Notiz, die dem Läufer, der Anfang Juni an der Berglauf-WM teilgenommen und dort Deutschland vertreten hatte, natürlich Bestätigung verlieh. Essenzielle Bestätigung. Glauben an sich selbst.  Auch die Deutsche Meisterschaft im Straßenlauf in Bad Liebenzell im nördlichen Schwarzwald am vergangenen Wochenende nahm er mit. Stuckhardt ist zurück. OSTHESSEN|NEWS ließ er an seiner Gefühlswelt teilhaben.

Stuckhardt kämpfte mit Corona. Als es ihn im Dezember vergangenen Jahres erstmals erwischt hatte, ließ er dies hinter sich. Jetzt brachte er die Infektionserkrankung von der Berglauf-WM mit. Und sie war nicht ohne. Lästig. Hartnäckig. Für Spitzen-Ausdauersportler, wie Stuckhardt einer ist, bedeutet das: Verzicht üben, im Kopf klar bleiben, anzunehmen, dass der Körper streikt und nur funktionieren kann, wenn er wieder positive Signale sendet - sensibel und feinfühlig zu bleiben, ohne die Geduld zu verlieren. Solche Phasen sind nicht leicht zu ertragen. Hobbysportler können das kaum erahnen. Doch Stuckhardt hat gelernt, mit Rückschlägen umzugehen. Bewältigt man die positiv, hat man die Voraussetzungen dafür geschaffen, stärker zurückzukommen.

Zunächst blickt Stuckhardt zurück. "Das hat sich länger hingezogen, als ich gedacht hatte. Ich konnte lange nicht in ein normales Training einsteigen. Ich habe gemerkt und gespürt: Es geht noch nicht. Der Puls war nicht in Ordnung; nachts war er sehr hoch, dass ich davon wach wurde. Der Körper war noch nicht bereit. Wir waren noch nicht belastbar."

"Man soll mit dem Körper arbeiten. Nicht gegen ihn"

Jetzt trainiert er seit drei Wochen wieder, "mit einem super-guten Gefühl". Sein erster Start nach der WM: der HochRhön BergTrail in Hilders. Stuckhardt siegte. Wie im Vorjahr. Dieses Mal unter anderen Vorzeichen. Wie er sich fühlte, kann man sich denken. "Für mich war es eine Erleichterung." Es habe sich "ganz gut" angefühlt, untertreibt er fast ein wenig. "Schließlich hatte ich seit der WM keine volle Belastung mehr." Er bemerkt, noch längst nicht wieder der Alte zu sein, freut sich aber, dass sein Körper wieder positive Signale sendet und bereit ist, die Belastung zu bewältigen. Und er fügt etwas hinzu, dass jeder im Alltag beherzigen sollte: "Man soll mit dem Körper arbeiten - nicht gegen ihn."

Der Blick ins Leben eines Spitzensportlers lohnt sich. Wieder einmal. Über 14 Kilometer ging's in Hilders und der Hochrhön, 470 Höhenmeter waren zu bewältigen. Bei 57 Minuten und acht Sekunden blieb die Uhr stehen für Stuckhardt. Platz eins. Seine Einschätzung liest sich so: "Erstmal bin ich zufrieden. Weil ich vor ein paar Wochen noch nicht wusste, ob ich solch ein Tempo laufen und auch durchhalten kann." 

Eine Reiz-Setzung. Ein Tempo-Dauerlauf. Es hat geklappt

Und jetzt ordnet er die Dinge aus Sicht eines Leistungssportlers ein. "Es war natürlich ein Wettkampf und ein Wettkampf-Feeling, das mich motiviert hat. Aber auch doch kein Wettkampf. Eher eine Reiz-Setzung. Ein Training für mich. Ein Tempo-Dauerlauf. Ich bin noch nicht voll gelaufen. Aber es hat geklappt."

In naher Zukunft habe er indessen keine Bergläufe eingeplant, eher "die flachen Läufe. Um die Fitness und die normale Form wieder aufzubauen". Auch im kommenden Winter möchte er sich die Grundlage holen, um so richtig fit für die neue Saison zu sein. "Es wäre falsch, jetzt in die Schweiz zu fahren, um dort Höhenmeter zu machen." Und Stuckhardt fragt: "Wie soll der Körper das hinbekommen? Ich nehme erst einmal die Straßenläufe mit." 

Furchtbar heiß war's auf den Straßen von Bad Liebenzell

Zum Beispiel die Deutsche Meisterschaft über zehn Kilometer in Bad Liebenzell am vergangenen Sonntag. Auch dies bezeichnete er nicht als Wettkampf-Gedanke, er habe es als "Trainings-Reiz mitgenommen". Es sei "eine harte Nummer gewesen. Die Zeit hat keine große Rolle gespielt. Sondern, dass ich das durchhalte". Und das war bei diesen Bedingungen schwer genug. Ein Rundkurs war viermal zu bewältigen.

Heiß war's. Furchtbar heiß. Es war wichtig, mit der Hitze klarzukommen. "Der Krankenwagen musste mehrmals kommen", sagt Stuckhardt, der erschöpft, aber glücklich ins Ziel kam. Sein Fazit ist verständlich, und wer gönnt es ihm nicht: "Ich habe gemerkt, dass ich wieder fit bin. Es stimmt wieder alles. Ich kann meine Form wieder aufbauen." 

Kassel-Halbmarathon, interner Bewerb, Lollslauf

Und er hat noch einiges vor in diesem Jahr. Möchte aber "alles locker mitnehmen". Etwa den Halbmarathon am Sonntag in Kassel. Stuckhardt gewann ihn 2019. Jahrelang trainierte er in Kassel. Unter dem leider verstorbenen Ex-Bundestrainer Winfried Aufenanger. Noch nicht ganz sicher ist seine Teilnahme an einem internen Halbmarathon des SSC Hanau-Rodenbach, für den Stuckhardt an den Start geht. "Wenn ich diese beiden Läufe gut verkraftet habe - die Straßen-DM und den in Kassel -, dann laufe ich in Hanau." Ehe am 15. Oktober der Lollslauf in Bad Hersfeld ansteht.

Er erinnert daran, dass sein Jahres-Plan "komplett verworfen" worden sei durch Corona, "ich wollte Bergläufe machen, so viel es geht. In der Schweiz und in Österreich, um dort anzuknüpfen, wo ich aufgehört habe". Doch er zieht ein lebendiges Fazit. Fast so, dass es unter die Haut geht. "Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ich mich gefühlt habe, wieder mitlaufen zu können. Dass ich so laufen konnte, wie ich wollte. Ich sehe das nicht als Selbstverständlichkeit an." Und das sagt ein Spitzensportler.

Denn das ist das Wichtigste: Sie sind wieder Freunde geworden. Philipp Stuckhardt und sein Körper. (wk) +++


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