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Lehrbach steht Kopf - 9. Almabtrieb der Feuerwehr ist wieder ein Knaller
18.09.23 - Fesche Maderl und Buam in adretten Dirndln und schicken Lederhosen, aber vor allem prächtig geschmückte Tiere auf dem Weg vom "Weinberg" quer durchs ganze Dorf über die Bundesstraße bis zur Grillhütte – ein Lindwurm von Menschen pilgert der bayuwarischen Blasmusik und kulinarischen Wohltaten entgegen. Wenn nicht nur ganz Lehrbach, sondern inzwischen zahlreiche Besucher aus Nah und Fern buchstäblich an einem Sonntag aus dem Häuschen ist, dann zelebriert die Freiwillige Feuerwehr und der "tierische Leiter" Karl-Wilhelm Becker mal wieder den unwiderstehlichen Almabtrieb: Ausgabe Nummer 9 war wieder ein Knaller für Augen, Ohren und den Gaumen.
"Wie waren im Vorfeld gespannt, ob die Neuauflage nach der Zwangspause wieder angenommen wird – aber ich bin begeistert", sagt Sebastian Otto als Hauptverantwortlicher. Er ist Lehrbachs Wehrführer und 1. Vorsitzender im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. 60 Helferinnen und Helfer hat er im Einsatz. "Es ist eine der publikumsreichsten Almabtriebe, die wir bisher hatten, und das bei äußeren Bedingungen wie aus dem Bilderbuch", sagt der glückliche Veranstalter an der Grillhütte, an der sich hunderte von Einheimischen und Gästen eingefunden hatten. Alles rund um die Tiere verantwortete wie immer "Lehrbachs Original", der 64jährige Karl-Wilhelm Becker, der Herr des sehenswerten Vogelsberger roten Höhenviehs.
Den Tieren ganz nah sein
Becker präsentierte neben seinen eigenen Kühen und Kälbern mehrere Gastkühe, allesamt "führige" Tiere, wie Becker betont. "Sicherheit für Mensch und Tier ist wichtig, daher muss auch das Hütepersonal geschult und fit sein. Die waren alle schon auf Tierschauen. Diese Erfahrung braucht man, denn selbst eine Kuh, die zu Hause noch so unauffällig ist, kann durch den Trubel bei einer Veranstaltung wie dieser hier nervös werden." Becker verpflichtete auch Gäste: Ziegen aus dem Vogelsberg, Schafe aus dem Landkreis Gießen - und aus Vockenrod kamen die stolzen Kaltblüter aus dem Hause Feußner mit atemberaubend schönen Geschirren. Die Kinder konnten an der Grillhütte mit vielen Tieren auf Tuchfühlung gehen: streicheln oder mal auf dem Rücken der Tiere Platz nehmen – kein Problem.
"Almabtrieb - diese kulturelle Aneignung hat in Lehrbach ganz einfach den Sinn, ein Fest zu machen, mit dem die Dorfgemeinschaft gefestigt wird und das den Menschen Freude bereitet!", sagt Beckersch Kall und erklärt nebenbei, wie es einst zur Premiere des Almabtriebes kam: "Der ehemalige Wehrführer Klaus Brandl fuhr immer in die Alpen und war begeistert von den dortigen Almabtrieben, die ganz große Festtage sind. Er meinte in 2012 zu mir, ich hätte doch so brave Tiere, das müsste man doch auch hier bei uns einfach mal probieren. Wir habenin einer Feuerwehrversammlung diese Idee des Almabtriebes präsentiert – und bei der Abstimmung gingen alle Hände in die Höhe, da war es passiert".
Eine einst abgefahrene Idee ist in Lehrbach längst zu einem Knüller geworden. (goa) +++