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"Fragil" - Sensible Querschnitts-Ausstellung des Kunstvereins Fulda
27.09.23 - Fragil waren sie schon, die vielen, zarten Seifenblasen in dem alten Torbogen vor dem Museum. Sie empfingen die Besucher zur diesjährigen Jahresausstellung des Kunstvereins Fulda und setzten den Begriff "fragil" fabelhaft in Szene.
In der vollbesetzten Kapelle des Vonderau - Museums hatten sich viele Gäste versammelt und warteten gespannt auf die einführenden Worte zum Thema der Ausstellung.
Empfangen wurden Sie zunächst von einem großen, demolierten Paket mit der Aufschrift "Fragil". Und wer durch die Ausstellungsräume in die Kapelle gelangte, der musste sich an Hannah Wölfel vorbeidrängen, die als fragiler Mensch, eingewickelt in Paketband mit der Aufschrift "fragil", den Weg versperrte. Auslöser für viele Fragen.
Einige Fragen wurden dann auch von Wolf Mihm (Kabarettist und Mitglied des Kunstvereins Fulda) beantwortet, der wortgewandt, mit verbaler und musikalischer Kompetenz virtuos durch das Programm führte. Er verband mit großer Sprachgewandtheit die Statements der Vereinsmitglieder zum Thema "fragil".
Dr. Verse, Leiter des Vonderau Museums, begrüßte als Hausherr alle Gäste, Mitglieder des Kunstvereins und Kunstinteressierte. In seiner Begrüßungsrede bezog er sich unter anderem, auch auf den fragilen Zustand unserer momentanen Lebensumstände und auf die, vermutlich durch die Pandemie ausgelöste, Instabilität und Ungewissheit unserer Lebensverhältnisse. Bei seinem Rundgang durch die Ausstellung habe ihn die Vielfalt der künstlerischen Beiträge und das breite Spektrum an Materialien und Ideen tief beeindruckt. Sein Dank ging auch an Frau Anne Härtel- Geise für die gute Zusammenarbeit in all den Jahren.
Zart und Fragil erklang dann das Lied "Fragile" von Sting, vorgetragen von Wolf Mihm und Alexandra Pesold Weidemann. Es wurde still in der Kapelle, als die Aussage erklang how fragile we are.
Mit Witz und einem Augenzwinkern gab uns Bene Reinisch dann eine Kostprobe seines neuen Programms, indem er vor unseren Augen einen fragilen Turm aus Alltagsgegenständen aufbaute. Am Ende hielt er uns einen verborgenen Spiegel vor und ließ uns mit der Beantwortung der Fragen allein zurück. Ein Überraschungsgast mit viel Applaus.
Was ist Fragilität, diese Frage stellte Anne Härtel-Geise auch an den Anfang ihrer Rede und beantwortete sie so: "In einer Zeit, in der wir von der Stärke und der Robustheit umgeben sind, mag es ungewöhnlich erscheinen, sich auf das Jahresthema Fragilität zu fokussieren. Doch genau diese Fragilität ist es, die uns daran erinnert, wie kostbar und zerbrechlich das Leben sein kann. Diese implizierte Verletzlichkeit, ziehe sich wie ein roter Faden durch alle ausgestellten Arbeiten, mal mehr, mal weniger sichtbar.
Aber der Hauptfokus ihrer Rede, war auf die künstliche Intelligenz gerichtet und deren positive, wie negative Auswirkungen auf den Kunstbetrieb, die Künstler und Künstlerinnen, die Urheberrechte und die Identität eines Kunstwerkes. Sie zeigte viele Fragen auf, die durch die KI (Künstliche Intelligenz) entstehen, wie z.B. "Braucht es uns menschliche Künstler in der Zukunft überhaupt noch? Was unterscheidet unsere Kunst von der Maschine? Und letztlich: Was macht die Kunst zur Kunst? Wie werden sich Kunst, Kunstschaffen und Kunstschaffende verändern angesichts der vielen Chancen und Möglichkeiten, aber auch potenziellen Gefahren und Herausforderungen?"
Zum Abschluss einer kurzweiligen, anspruchsvollen und kreativen Eröffnung wurde es noch einmal zart und leise. Ein Song, angelehnt an Fanny van Dannen, und ein Lied, das Erinnerungen aufleben ließ, dies alles verbündet sich zu einem zarten Hauch von fragilen Erinnerungen. Eingebettet in eine zarte Klangperformance, ertönten dann noch einmal Statements zum Thema "fragil" bevor die Ausstellung von Anne Härtel-Geise eröffnet wurde.
Viel Anregungen für Gespräche, viel Anregungen zum Reflektieren, eine gelungene Mischung verschiedener Aspekte, ein buntes Kaleidoskop, so farbenfroh und vielfältig wie die Arbeiten in der Ausstellung "fragil". (pm) +++
Ausstellungsdauer: 26.09 – 26.11.2023
Öffnungszeiten: Di. – So. 10-17 Uhr