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Die KSEnia ist in ihrem künftigen Heimathafen nahe Maintal angekommen - Fotos: Justin Möser und Hans-Hubertus Braune

EICHENZELL / MAINTAL Spektakulärer Transport

KSE-Chef Klaus Schleicher "wahnsinnig glücklich": Das Hausboot liegt im Hafen

27.09.23 - Klaus Schleicher hockt am Boden und traut sich kaum, nach oben zu schauen. Seine Mitarbeiter und die Familienangehörigen sind ebenso gespannt. Zwei Krane der Firma Regel sind in Stellung, Schwertransport-Experte Volker Bäuml dirigiert per Sprechfunk. Es ist Montag, früher Abend auf dem Firmengelände von KSE im Industriegebiet bei Eichenzell-Welkers.

Unternehmer Klaus Schleicher ist glücklich

15 Meter lang und fünf Meter breit

An sechs Schlupfen hängt der tonnenschwere Traum der Schleichers. Oder besser gesagt, soll er gleich hängen. Im ersten Versuch hakt es noch - ein Schreckensmoment. Doch die Männer bleiben ruhig, stecken die Köpfe zusammen. Es wird nachgesteuert. Dann endlich: Das 15 mal fünf Meter große Hausboot hebt sich, Zentimeter für Zentimeter. Erleichterung bei allen Beteiligten. Sie gönnen sich ein Stückchen Familienpizza.

Blick ins Hausboot

Der erste Schritt ist getan. Doch worum geht es? Klaus Schleicher ist Chef von KSE. Sein Unternehmen ist in der Branche der Erneuerbaren Energien und Konzepte für private und gewerbliche Kunden aktiv. KSE beschäftigt 85 Mitarbeiter. In seiner Freizeit ist Schleicher gerne auf dem Wasser unterwegs und so entstand die Idee: Wir bauen unser eigenes Hausboot. Und so konzipierte Schleicher das Boot. Seit April dieses Jahres wird gebaut.

"KSEnia" ist komplett autark

Der Unternehmensphilosophie entsprechend hat es einige technische Feinheiten zu bieten. Das Hausboot mit dem Namen "KSEnia" ist völlig autark, also unabhängig von Häfen. "Es wird von drei elektrischen Antrieben bewegt", sagt Schleicher. Der Strom kommt von einer 13,6 Kilowatt Fotovoltaikanlage auf dem Dach. Auch die Infrarotheizung und alle elektrischen Geräte werden so betrieben. Dank einer Wasseraufbereitungsanlage wird das Flusswasser aufbereitet und das Brauchwasser kann desinfiziert wieder abgegeben werden. "Selbst der Grill ist elektrisch", lacht Schleicher.

Wieso er das Hausboot selbst gebaut hat? "Es gibt nichts Vergleichbares auf dem Markt", sagt Schleicher. Er will mit seinem Hausboot möglichst alle Flüsse in Europa befahren können. Dazu braucht es leistungsstarke Elektromotoren, die auch Strömungen standhalten. Da die Schleusen in Frankreich am manchen Orten lediglich 5,05 Meter breit sind, darf sein Hausboot eben nicht breiter als fünf Meter sein. Über 15 Meter Länge ist auf dem Rhein nicht erlaubt und wegen niedriger Brücken ist ein schlanker Aufbau notwendig. Insgesamt ein Kompromiss, um flexibel sein zu können. Auf Komfort brauchen die Bootsgäste trotzdem nicht zu verzichten. Inzwischen hat er sogar konkrete Angebote.

Für seine Mitarbeiter und ihn soll das Hausboot den Beweis antreten, dass das Energiekonzept auch auf dem Wasser funktioniert. Bevor der erste Flusstag starten kann, muss das Hausboot aber erstmal von Welkers (Eichenzell, Landkreis Fulda) zu seinem Heimathafen kommen. Dieser befindet sich am Mainkur bei Maintal (Main-Kinzig-Kreis). Dieser heiklen Aufgabe hat sich der Systemdienstleister für besondere Transporte CC Bäuml aus Rimbach (Schlitz, Vogelsbergkreis) gestellt. Dessen Chef Volker Bäuml koordiniert den Transport.

Millimeter für Millimeter

Der Auflieger eines Schwertransporters wird unter das Boot gefahren. Millimeter für Millimeter senken die beiden Kranführer die wertvolle Fracht. Sie steuern ein Lebenstraum mit 14 Tonnen Gewicht. Alle anwesenden Augen schauen gespannt unter das Boot. Passt es? Ja. Es hat funktioniert. Erleichterung, das Hausboot ist nach dreieinhalb Stunden erfolgreich verladen.

In der Nacht geht es nach Maintal - natürlich sind die Schleichers dabei. Am Mittwochmorgen um sieben Uhr ist ein Kran vor Ort am Hafen. Wegen der Enge des Platzes muss es ein noch größerer Kran hinkriegen. Auch das geht gut. Um kurz nach neun Uhr schwimmt die KSEnia auf dem Main. "Ich bin wahnsinnig glücklich", sagt Schleicher am Mobiltelefon. Die "gewisse Aufregung" ist gewichen. Nun geht es ans Einrichten.

Die erste Tour ist bereits geplant - und zwar die Sauerkraut-Tour. Vom Main über den Rhein nach Koblenz, weiter auf der Mosel und Trier zur Saar Richtung Frankreich. Zwei Tunnel und ein Schiffshebewerk gilt es unterwegs zu bewältigen. Klaus Schleicher will auf seinem Hausboot ein Büro einrichten und mit dem gleichen Komfort wie zu Hause arbeiten können.

Hohe Ingenieurskunst und Teamwork in Osthessen

Klar, ein gewisser Luxus. Aber insbesondere ein Beweis für die hohe Ingenieurskunst aus Osthessen und das hohe Maß an Leidenschaft, Teamgedanken und dem gemeinsamen Willen, ein solch imposantes Projekt erfolgreich meistern zu können - von der ersten Idee bis zum geglückten Transport aufs Wasser. Klaus Schleicher kann auf seinem Kapitänssitz Platz nehmen, nach vorne schauen und die Abenteuer auf Europas Flüssen können endlich starten. Allseits gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel. (Hans-Hubertus Braune) +++


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