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Bereits vor einigen Monaten hatte die überwiegende Zahl an Apotheken in unserer Region aus Protest geschlossen. - Foto: O|N - Archiv / Christopher Göbel

REGION Protest gegen Politik-Pläne

Am Montag läuft nichts: Fast alle Apotheken haben geschlossen

02.10.23 - Am kommenden Montag, 2. Oktober, schließen erneut sehr viele Apotheken in Hessen, darunter auch  Stadt und Kreis Fulda, im Vogelsberg und im Kreis Hersfeld-Rotenburg. Hintergrund ist der flächendeckende Protesttag. Die Arzneimittelversorgung bleibt an diesem Tag über die Notdienstapotheken sichergestellt. 

Welche Apotheke Notdienst hat, erfährt man zumeist per Aushängen in den örtlichen Apotheken oder online unter www.aponet.de. Bereits im Juni hatte es einen großflächigen Protesttag gegeben (OSTHESSEN|NEWS berichtete ausführlich). 

Darauf geht auch Dr. Christian Gerninghaus (Sonnenapotheke Schlitz, Rathausapotheke Homberg und Wartenberg-Apotheke) in einem längeren Beitrag für die O|N-Redaktion ein. Er schreibt: "Am 14. Juni 2023 haben erstmals in der deutschen Geschichte die Apotheken bundesweit fast ausnahmslos gestreikt. Die Gründe dafür waren vielfältig. Es ging den Apotheken um wichtige Fragestellungen wie Entbürokratisierung, Verbesserung der Verfügbarkeit von Arzneimitteln und die längst überfällige Anpassung der Apothekenhonorierung. Doch was hat sich seit Juni an der Gesamtsituation geändert? Hat die Politik die Apotheken erhört? Nein! Es hat sich nichts geändert!"

Dr. Christian Gerninghaus in der Sonnenapotheke in Schlitz. Foto: O|N - Archiv

Im Gegenteil: die Listen der nicht zu beschaffenden Arzneimittel werde immer länger. Viele würden sich noch an den vergangenen Winter erinnern, als Fiebersäfte und Antibiotika für Kinder kaum zu bekommen waren. Damals mussten Eltern teils weite Wege auf sich nehmen und Apotheken "abklappern" auf der Suche nach den benötigten Medikamenten. Die Lage bei Fiebersäften habe sich zwar entspannt, Antibiotika seien aber weiterhin Mangelware. Und nicht nur Antibiotika. Mittlerweile stünden hunderte von Medikamenten auf den sogenannten Defektlisten der Apotheken. Die Beschaffung werde mehr und mehr zum Glücksspiel. Die Suche nach Alternativen, um die Patienten nicht unbehandelt zu lassen, koste viel Zeit und Energie. Da müssen Rückfragen beim Arzt gestellt, teilweise neue Rezepte ausgestellt, Patienten über die alternativen Medikamente aufgeklärt werden.

"Und trotz aller Bemühungen kann zurzeit nicht jeder adäquat versorgt werden. Manche Patienten müssen schlichtweg vertröstet werden. Ein für eine Industrienation wie Deutschland unwürdiger Zustand! Als Apotheken auf diese Missstände hingewiesen haben, hat der Bundesgesundheitsminister Panikmache unterstellt und vorgeworfen, sie würden ihre Honorarforderungen mit den Ängsten von besorgten Patienten vermengen. Das hat die Apotheken sehr verärgert. "

Vor Kurzem fand, so Dr. Gerninghaus, in Düsseldorf der Deutsche Apothekertag statt. Der Bundesgesundheitsminister war natürlich eingeladen, kam jedoch nicht persönlich, sondern habe nur per Videoschaltung teilgenommen. Im Vorfeld hatte die Apothekerschaft sechs Fragen an den Minister formuliert und sich für den Apothekertag die entsprechenden Antworten erhofft. "Doch dazu kam es nicht. Stattdessen hat der Minister Pläne für die Zukunft der Arzneimittelversorgung in Deutschland in Aussicht gestellt, die in dieser Form völlig inakzeptabel sind". Deshalb rufe der Hessische Apothekerverband für den 2. Oktober zum hessenweiten Apothekenstreit mit einer zentralen Kundgebung in Frankfurt auf.

Situation im Vogelsbergkreis und Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Auch die Apotheken im Vogelsbergkreis beteiligen sich an dem Apothekenprotest am 2. Oktober. Die Arzneimittelversorgung ist durch die Notdienstapotheken gewährleistet. Diese sind: Hirsch-Apotheke Alsfeld, Hohhaus-Apotheke Lauterbach, Apotheke Grebenhain, Apotheke Freiensteinau. Die Apotheken im Landkreis Hersfeld-Rotenburg beteiligen sich ebenfalls an den Protestmaßnahmen. In den vergangenen Wochen und Monaten besprachen die Apotheker immer wieder intern ihr Verhalten und blieben über interne Gruppen in Kontakt. Den Notdienst übernimmt im Landkreis am Montag im Übrigen die St. Georg Apotheke in Schenklengsfeld.

Das meint der Hessische Apothekerverband

"Der Minister ist auf einem gefährlichen Irrweg. Die Apothekerinnen und Apotheker erteilen diesen zerstörerischen Plänen eine klare Absage. Die Apothekerschaft wird nicht zulassen, dass die Arzneimittelversorgung ihrer Patientinnen und Patienten durch fehlgeleitete und nicht zu Ende gedachte Ideen zum Spielball des Ministers und dadurch dramatisch gefährdet wird. Die Menschen brauchen keine Medikamenten-Abgabestellen ohne persönlichen Kontakt zur Apothekerin oder zum Apotheker. Sie brauchen keine Scheinapotheken ohne Rezepturen und Notdienste".

Vielmehr brauchten sie ein gesundes, flächendeckendes Netz an Apotheken vor Ort. Dort stellten Apothekerinnen und Apotheker als niedrigschwellig zu erreichende und unabhängige Experten eine qualitativ hochwertige Arzneimittelberatung sicher. "Wir fordern statt einer Aushöhlung und eines Rückbaus des heilberuflich getragenen Apothekennetzes, das bestehende und funktionierende System der ambulanten Arzneimittelversorgung durch die Apotheken vor Ort im Sinne einer resilienten und überall gleichwertigen Versorgung aller Menschen zu stabilisieren". (bl/kku)+++



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