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Der Nachwuchs bei den Fulda Saints lebt - Fotos: Markus Heinrich/Verein

FULDA Zu Besuch bei den Saints im American Football

"Viele wissen gar nicht, dass es wieder Nachwuchs-Mannschaften gibt in Fulda"

03.10.23 - Die Stimmung ist gelöst. Aber fokussiert. Auf dem B-Platz der SG Johannesberg tummeln sich Sportler. Nichts Ungewöhnliches? Mag sein. Aber es sind echte Sportler.  Sportler im American Football. Nicht die Männer-Teams der Fulda Saints sind an dieser Stelle gemeint. Die trudeln im Laufe des frühen Abends ein. Hier geht es um den Nachwuchs. Der scharrt mit den Hufen. Und er möchte stärker in den Fokus rücken in Fulda. Ins Rampenlicht treten. OSTHESSEN|NEWS hat sich schlau gemacht. 

"Wir fangen wieder mit einem konditionellen Teil an", wendet sich Nachwuchs-Coach Janosch Mahr an seine Jungs. Für die steht seit etwa Anfang September ein dreimonatiges Kraft- und Konditionstraining an. Der Fokus liegt auf einem Ganzkörpertraining. "Im Football braucht man alles an Körperteilen", verdeutlicht Mahr plastisch. Will heißen: Alle Körperteile sind angesprochen. Alles muss fit und belastbar sein. Echte Sportler eben. Rundum-Sportler. Das Gesamtpaket muss stimmen. Auch beim Nachwuchs.18 junge Saints gibt es derzeit, die in zwei Teams am Spielbetrieb teilnehmen: mit der U19 und der U16. In Spielgemeinschaft mit Kassel.

Plötzlich kommt Daniel Nunez Gonzales um die Ecke. Er ist als Billardspieler bei der SG Johannesberg bekannt. Und er hat seinen Sohn Davis im Schlepptau. Davis ist 13. und erstmals bei der Anlaufstelle American Football. Es scheint, als habe er schon lange damit gespielt, mal zu den Saints zu kommen. "Ich fand den Sport interessant", sagt er knapp, "ich habe ihn öfter im Fernsehen gesehen. Es gibt nicht so viele Sportarten, die so gemacht, wie ich mir das wünsche und vorstelle. Für die ganze Körperstruktur halt".

"Die Eltern stehen hinter ihren Kindern. Ohne sich einzumischen"

Markus Heinrich kann ein Lied davon singen. Er war von 2014 bis 2016 Headcoach des Männerteams der Saints, davor Athletiktrainer und ist seit der Geburtsstunde der Saints im Jahre 2007 dabei, "ein Jahr zuvor sind wir mit der ganzen Mannschaft von Blau-Gelb zu den Saints gewechselt", zapft er seinen Erfahrungsschatz an. Auch Heinrich hat einen Filius im Gepäck: Leonhard, der in der U16 spielt. 

Heinrich Senior spricht das an, was beim Nachwuchs in manch anderen Sportarten ein Problem ist. "Die Eltern hier sind top. Sie stehen hinter ihren Kindern. Ohne sich einzumischen." Gibt es schon bei den jungen Saints so etwas wie einen Superstar? "Den gibt es bei uns nicht", sagen Mahr und Heinrich unisono. "Es werden alle gebraucht. Egal, ob Wide Receiver oder Quarterback. Jeder findet hier seinen Platz. Jeder ist wichtig. Jeder hat seine Position." Und als wäre ein Vergleich hilfreich, ergänzt Mahr: "Quasi wie bei den Musketieren. Einer für alle. Alle für einen."

Sofort wird der Neue mitgenommen. Er fühlt sich auf Anhieb integriert

Sofort wird Davis, der Neue, mitgenommen. Sofort ist er heimisch. Und fühlt sich als einer von ihnen. Von seinem neuen Team. Den jungen Saints. Warum trainieren die eigentlich so zeitig und so intensiv? So forsch? "Die Jungs haben ein Ziel vor Augen", sagt Mahr, "sie haben ein ganzes Jahr Zeit, sich vorzubereiten. Jeder weiß, warum er sich quälen muss. Nämlich, um einen Vorteil gegenüber Anderen zu haben."

Was bewegt Mahr, sich so intensiv um den Nachwuchs zu kümmern? So leidenschaftlich? "Mein Gefühl ist", sagt Mahr, "dass in Fulda viele gar nicht wissen, dass es wieder Nachwuchsmannschaften gibt. Dass es eine Anlaufstelle gibt für Football-Begeisterte". Vorreiter war einst Dennis Faherty, der Jugendliche in Schul-AGs für den Verein gewann. 

Schon mit 23 Karriere-Ende - doch Mahr schöpft neue Motivation

Der Eichenzeller Mahr musste schon mit 23 seine Laufbahn beenden. Aus Verletzungsgründen. Kreuzband, Innenband, Meniskus - alles war kaputt im Knie, würden Fußballer sagen. American-Football-Spieler etikettieren das mit "unhappy triade". Mahr erholte sich nicht eben so gut davon. "Ich habe immer gespürt, dass mir das Knie wehtut."

Die Gesundheit zwang ihn, kürzerzutreten und einen Schritt zurückzugehen. Doch Mahr wäre nicht er selbst, wenn er nicht neue Motivation geschöpft hätte. "Ich wollte schon immer was weitergeben", betont er. Und heute sagt er: "Nach zwei Jahren stehe ich immer noch da. Ich mache und tue, dass das Projekt Früchte trägt."

Kein Problem mit den Distanzen

Für Außenstehende mag es als Problem erscheinen, für die Saints ist es das nicht: die Distanzen. Hanau, das eine U16 und U13 im Spielbetrieb hat, ist der nächstgelegene Ort - Kassel geht auch noch durch. Mit Kassel lebt der Nachwuchs aus Fulda in U19 und U16 einer Spielgemeinschaft. "Natürlich sind wir da auf Mitarbeit und Unterstützung durch die Eltern angewiesen. Was Fahren und das Bilden von Fahrgemeinschaften angeht", schiebt Mahr nach, "letztes Jahr hat das aber gut geklappt". Schon gar nicht sind die Strecken aus Sicht des Eichenzellers schwierig, weiß der als Physiotherapeut, der viele Hausbesuche macht, mit Entfernungen umzugehen. 

Von April bis Mitte, Ende Oktober dauert die Saison der Saints - nur der Spielbetrieb wohlgemerkt, die Vorbereitung ist eine andere Geschichte. Mahr hat kein freies Wochenende. Er fährt auch bei den Männern mit. Seinen Mitstreitern ergeht es ähnlich. Thorsten Fröhlich etwa. Der gebürtige Petersberger ist O-Line-Coach, als Positionstrainer. Begann das Team ab September mit Konditionstraining, stehen ab Dezember Kontakt-Übungen an - und danach steigen die Jungs in Technik-Abläufe ein. Sie lernen nach dem "Playbook" - ein Buch mit Spielformen, das auch Taktiktraining beinhaltet. 

Jonas Heck dreht ein Werbe-Video für den Instagram-Auftritt

Dass die Saints und deren Nachwuchs im Aufschwung sind, spürt man auch an anderen Orten des Johannesberger B-Platzes. Da dreht Jonas Heck, der Offensive Coordinator, ein Werbe-Video für den Instagram-Auftritt auf den sozialen Kanälen des Vereins. Das dient als Bewerbung für das Play-off-Spiel am Samstag dieser Woche. 

Wenn sich die Sportart noch eine Chance für Transparenz, Nahbarkeit, Zugänglichkeit und Interesse wünscht, hier ist sie. Die Mutter eines Jugendlichen sagte kürzlich: "Im Fernsehen sieht American Fottball ja brutal aus. Wenn man hier vor Ort sieht, sieht das fair aus." So ist es in der Tat. (wk)


Trainingszeiten

montags und donnerstags, 18.30 bis 20.30 Uhr, Agricolastraße 8

"Die Jugendlichen dürfen auch jünger sein", sagt Janosch Mahr. Schließlich wollen die Saints auch mal eine U13-Mannschaft melden. +++

 

 

 

 

 

 

 

 

 




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