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Weil Dein Herz und Deine Seele wichtig sind - Du bist nie allein
10.10.23 - Schlafstörungen, verstärkte Schmerzzustände, aber auch psychische Symptome wie Angst, Unruhe, Gereiztheit, Trauer, Depressivität: "Ich bin müde", "Ich kann nicht mehr" sind nur zwei von zahllosen weiteren Gedanken, mit denen sich Betroffene auseinandersetzen müssen. In solchen Momenten verspüren sie ganz viel Ohnmacht und Hilflosigkeit. Gedrückte Stimmung, dauerhafte und tiefe Erschöpfungsgefühle, das Fehlen von Freude und Interesse an der Welt. Es tut überall weh. Darauf macht der "Welttag für psychische Gesundheit" am 10. Oktober aufmerksam.
Fast jeder dritte Mensch leidet im Laufe seines Lebens an einer behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankung. 70 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind im dritten Jahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie beispielsweise durch fehlende Sozialkontakte und familiäre Konflikte noch immer psychisch gestresst. Sie leiden besonders häufig an Depressionen, Angst- und Essstörungen.
Viel Nachfrage, wenig Angebot: Therapieplätze im Minus
Die Zahl der Arbeitsausfälle wegen psychischer Erkrankungen hat 2022 einen Höchststand erreicht. In diesem Jahr wurden 301 Fehltage je 100 eigene Versicherte dokumentiert. Der Bedarf an Therapieplätzen steigt rasant. Doch wer in Deutschland nach einem Therapieplatz sucht, muss ganz viel Geduld mitbringen. Und das in einer Situation, in der man doch eigentlich schnelle Hilfe gebrauchen könnte.
Zwar steigt die Zahl der zugelassenen Psychotherapeuten, aber nur etwas mehr als die Hälfte wird auch von der gesetzlichen Krankenkasse als Kassensitz übernommen. Damit besteht eine Lücke zwischen Angebot und Bedarf. Wie viele von diesen Sitzen notwendig sind, legt der sogenannte Gemeinsame Bundesausschuss fest. Wer keinen Platz bei einem Therapeuten mit Kassensitz findet, könnte seine Therapiestunden privat bezahlen. Doch viele haben dafür einfach kein Geld. In der Regel betragen die Gebühren für Selbstzahler im Bereich Psychotherapie 153,02 Euro pro Sitzung à 50 Minuten.
Tabuthema Psyche
Auch heute noch werden psychische Erkrankungen oft tabuisiert. In Teilen der Bevölkerung lösen sie Verunsicherung, Angstgefühl und Panik aus. Betroffene empfinden sich als stigmatisiert und ausgegrenzt. Im Gegensatz dazu sehen sich auch viele als "nicht krank genug" und wollen deshalb keine Hilfe annehmen. "Es gibt Schlimmeres" ist nur ein Gedanke von vielen.
Doch eines sollte man in dem Fall nie vergessen: Die eigene psychische Gesundheit ist der Grundstein für ein gutes Wohlbefinden und sollte nie außer Acht gelassen werden. "Psychische Gesundheit ist kein Scherz. Sie ist nichts, wofür man sich schämen muss. Und es ist auch nichts, was man verstecken sollte. Sie ist ein Teil von Dir, und es ist nichts Falsches daran, sich um Deine psychische Gesundheit zu kümmern", sagte einst Demi Lovato, eine amerikanische Sängerin, die in ihrer Vergangenheit unter einer Essstörung und schweren Depression litt.
Präventionsmaßnahmen
Durchschnittlich wartet man aktuell drei bis neun Monate auf einen Therapieplatz. Um in der Zeit nicht ganz hilflos dazustehen, gibt es einige Präventionsmaßnahmen, die helfen können. Es werden online und vor Ort kostenlose Beratungsstellen angeboten, zudem gibt es Selbsthilfegruppen. Dazu kann man bei Institutsambulanzen für Psychotherapeuten einen Therapieplatz anfragen. Natürlich ersetzen die Präventionsmaßnahmen die klassische Therapie nicht, aber sie versuchen, trotz allem einfach nur zu helfen und für den Hilfesuchenden da zu sein. Das Wichtigste ist, sich immer bewusst zu machen, dass man nie alleine ist und dass es immer jemanden gibt, auf den man sich verlassen kann.
Lassen Sie uns alle in Zukunft aufmerksamer und einfühlsamer im Umgang miteinander sein und die Augen offen halten. Für alle, die Hilfe brauchen und für alle, die sich einsam und alleine fühlen.
Falls Sie Hilfe benötigen, können Sie unter der Nummer 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 die Telefonseelsorge erreichen, unter der Nummer 0800 33 44 533 die Deutsche Depressionshilfe und unter 0800 111 0 333 die "Nummer gegen Kummer" für Kinder und Jugendliche. (Julia Schuchardt) +++