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Lieferten den gut 80 Besuchern eine zutiefst intensive Gesprächsdiskussion: Nora Gomringer und Bischof Dr. Michael Gerber. - Fotos: Martin Engel

FULDA Akademieabend mit Gomringer und Gerber

Zutiefst berührende Debatte um eine existentielle Frage: Was ist Glaube?

06.10.23 - Am Anfang stand ein Experiment: Gunter Geiger, Direktor der Katholischen Akademie des Bistums Fulda, war auf die Idee gekommen, namhafte Autoren danach zu befragen, welche Relevanz katholische Bildung in der heutigen Zeit besitzt. Herausgekommen ist ein höchst lesenswertes Buch, erschienen im Verlag Barbara Budrich. Mit einem Aufsatz ist darin auch Nora Gomringer vertreten, die als eine der wichtigsten deutschen Lyrikerinnen gilt.

Das Motiv der "Sunglow Church" in Belgien lieferte den Ausgangspunkt für den Akademieabend ...

Gunter Geiger, Direktor der Katholischen Akademie des Bistums, hieß die gut 80 Anwesenden ...

Unter dem - zugegeben - etwas sperrigen Thema "Glauben - im Zutagetreten des Unsichtbaren" diskutierte die Deutsch-Schweizerin, die in Bamberg lebt, am Mittwochabend mit dem Fuldaer Bischof Dr. Michael Gerber. Die über 80 Besucher des Akademieabends erlebten eine 90-minütige, zutiefst intensiv und dabei doch anschaulich geführte Diskussion, die mitunter auch sehr persönliche Momente hatte (OSTHESSEN|NEWS berichtete bereits kurz). Für Nora Gomringer war es im Übrigen ihr erster Besuch in der Domstadt Fulda. 

Bischof Gerber berichtete zunächst von seinem Aufenthalt in Rom aus Anlass der ökumenisch beginnenden Weltsynode. Zutiefst beeindruckt habe ihn eine Jugendvigil in Anwesenheit von Papst Franziskus und Vertretern anderer christlicher Konfessionen, gestaltet von der Taizé-Gemeinschaft. Berührend sei besonders das gemeinsame Schweigen gewesen, so Gerber, der Religion als "gefüllte Stille" definierte. Und weiter: "Religion verweist uns auf das Unsagbare. Von dieser Spannung, zwischen Sagbarem und Unsagbarem, davon lebt Religion".

Den Aspekt des Schweigens griff Nora Gomringer auf und erwähnte ein Gedicht ihres Vaters Eugen Gomringer, in dem einzig das Wort "Schweigen" vorkomme. Apropos Vater: Ihn pflegt die Lyrikerin, und von ihm sagt sie, dass er ein "kompletter Atheist" sei. "Ich musste mich als gläubige Person erfinden", so Gomringer, die zu ihrem Katholisch-Sein steht. 

Glaube kann Ressource sein

Auch der Fuldaer Bischof mahnte an, "hinter dem Thema auf die Biografien" zu schauen. In seinem Elternhaus sei Glaube intensiv und dabei höchst durchdacht debattiert worden. Sein Wirken als Messdiener in einer "sehr lebendigen Gemeinschaft, wo ich als Persönlichkeit gestärkt wurde", habe ihn Vieles gelehrt - unter anderem Verantwortung zu übernehmen. Und Gerber erwähnte seine Mutter, die schwer krank gewesen sei und "Glaube als Ressource" empfunden habe. Auch sein Vater habe in 20 Jahren als Witwer daraus Kraft gezogen. Der Bischof: "Glaube besitzt eine hohe Relevanz und hilft Menschen, existentielle Herausforderungen zu bestehen. Glaube kann stark machen".

Dem konnte die Lyrikerin, die am Ende übrigens mit einem Gedicht entzückte, nur beipflichten: "Glaube setzt Markierungen und spendet Trost". Glaube könne sich als stabilisierender Faktor in sehr vielen Situationen des Lebens erweisen, so Nora Gomringer, die beispielhaft ihre Mutter erwähnte, die vor drei Jahren gestorben ist. Zugleich ermunterte sie zum aktiven DA-SEIN, wenn sich andere in existentiellen Nöten befänden. 

Bischof Gerber ging in diesem Zusammenhang auch auf die priesterliche Ausbildung ein. Dabei sei als Ausgangsbasis die gemeinsame Motivation vonnöten, "dass es um Menschen geht". Geprüft werde beispielsweise, ob jemand genügend resonanzfähig sei für Schicksale anderer: "Es braucht die Fähigkeit, sich existentiell verändern zu lassen", so der Oberhirte des Bistums Fulda, der bilanzierte, "dass im Endeffekt weniger als die Hälfte der Bewerber übrig bleibt". Da müsse man ehrlich sein.

Gomringer sprach dann von dem "Gefühl des Alleinstellungsmerkmals, sich gerade als Frau zur Kirche zu bekennen". Darauf formulierte Gerber, dass inzwischen fast 30 Jahre vergangen seien, seit der damalige Papst Johannes Paul II. mit einem Schreiben dem Frauen-Priestertum eine klare Absage erteilt habe. "Seitdem gibt es neue theologische Argumente, um sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen". 

Beider Fazit der zutiefst beeindruckenden Veranstaltung

"Es braucht einen Gott und eine Zuverlässigkeit, und es erstaunt, wie viele Menschen ohne damit auskommen", Nora Gomringer. "Zum Glauben gehört auch das Wagnis, der Glaubenssprung. Das zeichnet Christen von Anfang an aus. Das Aushalten-Können, auch von Widersprüchen, das ist eine Dimension des Glaubens", Bischof Dr. Michael Gerber. (Bertram Lenz) +++


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