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So sehen die etwa 80 Zentimeter langen Niströhren aus, die in den Steinkauzvorkommen im Grabfeld in Obstbäume gelegt werden. - Foto: Daniel Scheffler

Daniel Scheffler aus Urspringen, Kreisgruppenvorsitzender Rhön-Grabfeld im Landesverband für Vogelschutz zeigte bei der Tagung in Höchheim einen Steinkauz. - Foto: Friedrich

05.12.09 - Höchheim

Steinkauz fand im Grabfeld eine neue Heimat - Nachweis von 19 Brutpaaren

Der Steinkauz ist im Grabfeld wieder heimisch geworden. Das war der Grundtenor bei der Tagung der Steinkauz-Experten aus den Landkreisen Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und dem thüringischen Hildburghausen sowie Schmalkalden-Meiningen bei der Fachtagung in Höchheim. Immerhin konnte man in diesem Jahr 19 Brutpaare im Grabfeld nach weisen. Lange Jahre lang waren Steinkauzvorkommen nämlich lediglich in den Landkreisen Miltenberg und Aschaffenburg bekannt. Seit einigen Jahren sind Steinkäuze nun aber auch vermehrt im Grabfeld anzutreffen. Und da insbesondere im Bereich von Rothausen und Höchheim. Ein idealer Lebensraum für den Steinkauz, sagt Daniel Scheffler aus Urspringen in der Rhön. Er ist Kreisgruppenvorsitzender im Landesverband für Vogelschutz.

Der Steinkauz ist einer der kleinsten Eulen und ist ein Bewohner von offenen, steppenartigen Strukturen. Das findet er im Grabfeld vorwiegend in alten Obstbaumgärten und in Streuobstbeständen. Scheffler weiß aber auch, dass der Steinkauz sehr gerne auch Kopfweisen besiedelt und in der Nähe von Bächen lebt. Mittlerweile ist er fast im gesamten Grabfeld wieder anzutreffen. Mit dem gesamten Grabfeld meint Daniel Scheffler auch das thüringische Grabfeld in den Landkreisen Hildburghausen und Schmalkalden-Meiningen. Besonders stark vertreten ist er im Milzgrund und zwar in den Bereichen Rothausen und Höchheim

In diesem Jahr wurden übrigens 19 Brutpaare im Grabfeld gezählt. Dazu gehört aber auch der Landkreis Bad Kissingen und die Thüringer Landkreise. Zur Tagung hatte der Steinkauzexperte natürlich auch zahlreiche Fotos mitgebracht. Hierauf sah man, dass der Steinkauz ein kleiner, fast unscheinbarer Vogel ist. Man ist fast versucht zu sagen: Der Steinkauz ist ein putziges Kerlchen. „Er sieht so ein bisschen aus wie ein kleiner Kobold,“ schmunzelt der Steinkauz-Experte Daniel Scheffler. Er zeigt auf das graue Gefieder und die gelben Augen, sowie den Krummschnabel. Er ist damit auch recht schwer zu entdecken, vor allem durch sein entsprechend gefärbtes Gefieder. Man braucht gute Augen, um solch einen kleinen Steinkauz, der auch tagsüber aktiv ist, einmal zu beobachten.

Eine Hilfestellung dafür bieten die Nistmöglichkeiten, die Vogelschützer dem Steinkauz anbieten. Es sind Röhren, die vom Aussehen her einem Ast gleichen. und in die Bäume gelegt werden. Steinkäuze bewohnen nämlich eigentlich ausgehöhlte, morsche Äste, erklärt Michael Krämer vom Landratsamt Rhön-Grabfeld. Genau dieses Angebot nehmen die Steinkäuze mittlerweile auch sehr gut an. Sie sind luxuriöser als die normalen Äste, sagt der Tierschützer. Im Innern sind die etwa 80 Zentimeter langen Röhren ausgepolstert mit Hobelspänen. „Wir wollen ja, dass es den Tieren gut geht,“ fügt Krämer an.

An den Steinkauz erinnern sich manche Leser ganz bestimmt. Er wurde nämlich einst auch als „Totenkäuzchen bezeichnet“. Daniel Scheffler nennt dazu die früheren Zeiten als es meist noch Kerzenlicht in den Häusern gab. Waren Menschen schwer krank, dann wachte man natürlich an ihren Betten und da brannte dann auch das Licht. Das wiederum zog den Steinkauz an. Die kleine Eule setzte sich aufs Fensterbrett, weil sich dort im Lichtschein Insekten und Nachfalter tummelten und die fraß der Vogel. Daß er dann ab und zu einmal auch seinen Eulenruf erklingen ließ führte dazu, dass man im Volksmund sagte: O jemine das Totenkäuzle ist schon da!“

Die Vogelschützer und Ornithologen befassten sich aber auch mit notwendige Maßnahmen für die weitere Unterstützung der Steinkäuze. Länderübergreifend will man tätig werden, erklärt Susanne Wüst vom Landschaftspflegeverband Rhön-Grabfeld. Dazu ist es wichtig die notwendigen Verbindungen von Thüringen nach Franken und umgekehrt zu schaffen. Es geht nach Aussage von Susanne Wüst darum Erfahrungen auszutauschen und überregional Maßnahmen abzustimmen und eine Vernetzung zu erreichen. Dazu gehört auch ein Streuobstgürtel, der über die Grenzen hinweg gezogen werden sollte. Natürlich wird man sich auch mit dem Bau der Steinkauzröhren befassen und hier ebenfalls diese überregional nun in den Obstbäumen einbauen.

Einen Steinkauz sich in den Garten zu ziehen, das sieht Daniel Scheffler übrigens nicht als ratsam an. Möglich sei es natürlich, aber der Steinkauz habe auch entsprechende Ansprüche. Sehr schnell locke man einen Steinkauz damit in eine sogenannte „ökologische Falle“. Was frist ein Steinkauz? Daniel Scheffler nennt Regenwürmer, Käfer, Falter, Insekten und auch Mäuse. Sollte es das alles nicht geben, dann erst sind auch Kleinvögel nicht mehr vor ihm sicher. Daniel Scheffler ist seit seiner Jugend ein begeisterter Beobachter der Vogelwelt. Vor allem die Greifvögel haben es ihm angetan. Warum eigentlich? Das sei schwer zusagen, lacht der Urspringer und nennt die Faszination an diesen majestätischen, intelligenten Vögeln. Wenn es seine Zeit erlaubt, dann ist er oft draußen in der Natur, um die Steinkäuze zu beobachten und zu fotografieren.

Die Tagung der Steinkauzexperten in Höchheim, die zeigte wieder einmal wie artenreich gerade auch die Vogelwelt im Landkreis Rhön-Grabfeld, vor allem aber in den einstigen Grenzregionen zu Thüringen ist. Bis etwa 1970 war der Steinkauz übrigens in den damals noch zahlreich vorhandenen Streuobstgürteln im Grabfeld häufig zu finden. Nach dem "Ausräumen der Landschaft" gingen die Bestände immer weiter zurück. Hauptursache dieses Rückgangs ist die Zerstörung von Lebensräumen, die dem Steinkauz geeignete Umweltbedingungen bieten. Der Steinkauz ist in Deutschland vom Aussterben bedroht. Er wird daher als eine stark gefährdete Art auf der Roten Liste der Brutvögel geführt. (hf) +++

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