"Tiere helfen heilen" - Tiergestützte Therapie verändert den Fokus des Patienten

14.10.23 - "Gib dem Menschen einen Hund und seine Seele wird gesund", sagte einst Hildegard von Bingen. Ein Hund versteht, wenn man selbst nichts versteht. Er schenkt Liebe und Geborgenheit, spendet Trost und Zuversicht. Ein Hund ist da, wenn man ihn braucht. Kann er in Zukunft auch ein guter Therapeut sein? O|N hat nachgehakt im Gespräch mit der Fuldaer Heilpraktikerin für Psychotherapie Melanie Müller.

Schon seit Jahren gibt es zu wenige Psychotherapieplätze, die von der Krankenkasse übernommen werden. Oftmals muss man bis zu einem Jahr auf einen Platz warten. Und das in einer Situation, in der man eigentlich ganz schnell Hilfe benötigt. "Die Unterstützung ist so wichtig", findet Müller. Sie bietet unterschiedliche Therapieformen an, unter anderem Entspannungstraining, Einzeltherapie, Hypnose und die tiergestützte Therapie.

"Ich möchte, dass es den Menschen gut geht"

Therapeutenduo Melanie Müller und Hundedame Runa

Melanie Müller weist einen beeindruckenden Lebenslauf auf, der den einen oder anderen zum Staunen bringen kann: Schon früh war ihr bewusst, dass sie in ihrer beruflichen Zukunft liebend gerne etwas mit Menschen tun möchte. "Mir ist es wichtig, Harmonie herzustellen", so Müller. Sie entschied sich für eine Ausbildung zur Arzthelferin, ihre medizinischen Kenntnisse hat sie über die Jahre verbessert und kontinuierlich erweitert. "Ich möchte, dass es den Menschen gut geht". Sie entschied sich nach 30 Jahren Berufserfahrung für den Weg in die Psychotherapie und belegte unzählige Fort- und Weiterbildungen. 2019 erfolgte die Prüfung zur Heilpraktikerin für Psychotherapie. "Die Therapie ist eine Herzensangelegenheit, ich möchte Menschen gerne individuelle Möglichkeiten für ein leichteres Leben geben", erklärt Müller im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS.

Der Hund als "kleiner Therapeut"

Lesestunde

Therapiebegleithund in Ausbildung

Hunde als "kleine Therapeuten"

Unzählige wissenschaftliche Studien belegen die positive Wirkung von Tieren auf Menschen. Sie bewirken eine Steigerung des psychischen Wohlbefindens, der Aktivität und der sozialen Kontakte. "Hunde bieten Schutz, sind auflockernd und Freude bringend. Sie sind einfach ein Herz auf vier Pfoten", so Müller. Die Tiere vermitteln Nähe, Akzeptanz ohne Bewertung und lösen Freude am Spielen aus. "Die tiergestützte Therapie macht Spaß, weil sie eben einen anderen Zugang schafft. Ein Hund motiviert mehr und verändert den Fokus des Patienten, was für eine Therapie sehr wichtig ist".

Therapiebegleithündin Runa

Therapiebegleithund Runa ist eine etwa sechs bis achtjährige Hundedame aus Rumänien. Sie unterstützt auf eine Weise, die ein Mensch kaum begreifen kann. Sie wertet nicht und fördert das emotionale Befinden eines jeden. Müller hat sich bewusst für einen Hund aus dem Tierschutz entschieden, es gebe genügend Tiere, die ein Zuhause brauchten. "Der Tierschutz ist einfach meine Herzensangelegenheit. Ich verbinde vor allem mit Hunden Freude, Wärme, Liebe, Nähe und Zuwendung", betont sie im Gespräch mit O|N.

Ausbildung zum Schulhund und Therapiebegleithund

Die tiergestützte Therapie setzt sich immer mehr in Einrichtungen, Schulen und verschiedenen Praxen durch, da dies für viele Menschen eine enorme Bereicherung ist. Viele Tiere sind im Prinzip einsetzbar. Der Kurs ist vor allem für diejenigen geeignet, die zum Beispiel im pädagogischen Bereich arbeiten, wie etwa Erzieher und Sozialarbeiter, für Therapeuten oder auch für Pfleger.

"Die Therapie ist da, um die Patienten zu stabilisieren und ihnen einen sicheren Platz zu bieten. Gefühle dürfen gefühlt werden, den Weg müssen sie aber alleine gehen", so Müller. Hunde können den notwendigen sicheren Platz bieten, weil sie unter anderem viel auffangen. Sie sind da für uns alle und beweisen, dass sie eben auch als kleine Unterstützer dienen können. https://www.psychotherapie-tokata.de (Julia Schuchardt) +++

Auch im Altersheim konnten die Bewohner nicht genug von den Hunden bekommen ...