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"Marburger Vokalisten" begeistern Publikum in der Dreifaltigkeitskirche
18.10.23 - In der sehr gut besuchten Dreifaltigkeitskirche in Alsfeld bekamen Freunde des feinen A-cappella-Gesangs am Sonntagabend ein sehr abwechslungsreiches Konzert geboten: Die Marburger Vokalisten beleuchteten stimmungsvoll die vielfältigen Facetten der Liebe. Mit einer Moderation führten die Sängerinnen und Sänger das Publikum durch den kurzweiligen Abend. Ergänzt wurde das Programm durch Lesungen der Schauspielerin Johanna Mildner.
Das elfköpfige Ensemble unter der gefühlvollen Leitung von Thomas Walter eröffnete das emotionale Konzert mit dem beschwingten "Je ne l’ose dire" aus dem 16. Jahrhundert. Es folgten weitere verschiedensprachige Werke aus dieser Zeit, in denen der Tod des Geliebten beweint, die Sehnsucht nach einem Kuss der Liebsten besungen oder mit einem ausdrucksstarken "Fire, fire"-Ruf darum gebeten wurde, die Liebesqualen zu beenden.
Nach eindringlichen Klagen und Verzweiflung ging es mit Wiegenliedern weiter, um die Liebe zum Kind zu Gehör zu bringen. Das wunderschöne, äußerst einfühlsam vorgetragene "Lullabye" von Billy Joel zeigte, dass die Sängerinnen und Sänger zeitgenössische Musik ebenso überzeugend darbieten konnten wie Musik aus der Zeit von Monteverdi und Dowland. Ergänzt wurde die Musik durch von Johanna Mildner geschickt ausgewählte und gefühlvoll vorgetragene Texte zum Thema Liebe. Im Anschluss an Morleys Madrigal "Fire, fire" beleuchteten zwei Liebesgedichte von Ricarda Huch sehr passend das Thema Liebesfeuer.
Text von Eke Heidenreich
Später folgte das Publikum einem Dialog zwischen Harry und Lore, einem älteren Liebespaar. Der Text stammte aus der Feder von Elke Heidenreich und Bernd Schroeder und handelte von der langjährigen, neu entflammenden Liebe der alternden Protagonisten. Mühelos wechselte Johanna Mildners Vortrag zwischen den beiden Hauptpersonen und brachte das Publikum zum Schmunzeln.Von Haruki Murakami stammte eine Geschichte darüber, wie man im Vorübergehen das 100%ige Mädchen anspricht: natürlich mit einer Geschichte innerhalb der Geschichte. Auch ein biblischer Text aus dem Hohelied Salomos wurde gelesen. Wenn es um die Liebe geht, darf die deutsche Romantik natürlich nicht fehlen. Dabei wählten die Marburger Vokalisten einige weniger bekannte Werke, wobei auch mehrere Komponistinnen auf dem Programm standen. Bei dem tieftraurigen Brahms-Stück "Ich hab die Nacht geträumet" bezauberte ein dreistimmiger Frauenchor mit zart schwebenden Klängen. Ganz besonders empfindsam trug das kleine Ensemble anschließend das Lied "Waldesnacht" desselben Komponisten vor, mal mit feinen Pianissimo-Klängen, mal mit schwärmerischer Ergriffenheit.
Auch die göttliche Liebe wurde thematisiert: Die Klänge von "If ye love me" des Engländers Thomas Tallis schwebten mit schlichter Eleganz durch den Hall des Kirchenraums.Im Kontrast dazu stand das lateinamerikanische "Te quiero", das mit Soli und voller Inbrunst gesungen für wahre Begeisterungsstürme sorgte. Auch die fast mit Händen greifbare Intensität des Chorsatzes von "Underneath the Stars" sorgte für Gänsehautmomente, bevor Gustav Holsts spannende Vertonung des britischen Volkslieds "I love my love" einen strahlenden Schlusspunkt setzte.