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Die neue Reform im Kinder- und Jugendfußball erhitzt die Gemüter - Symbolbild: pixabay

REGION Reform im Kinder- und Jugendfußball

"Dass es egal ist, ob man gewinnt oder verliert, stimmt einfach nicht"

21.10.23 - Die DFB-Reform im Kinder- und Jugendfußball erhitzt nach wie vor die Gemüter. Hans-Joachim Watzke, Dietmar Hamann, Ralf Rangnick, Steffen Baumgart: Sie alle übten teils heftige Kritik an der Reform. Grundtenor: Es wäre egal, ob die Kinder gewinnen oder verlieren, der Leistungsgedanke werde dadurch abgeschafft. An der Basis sieht man das ganz anders. Probleme macht die Reform dennoch - aber auf eine andere Art. 

"Grotesk", "Unfassbar", "nicht nachvollziehbar". Der Furor bei der deutschen Fußball-Prominenz war enorm. Was die Herren so auf die Palme brachte, war die DFB-Reform im Kinder- und Jugendfußball, die von den G- bis zu den E-Junioren eine Abschaffung des klassischen Ligen-Systems vorsieht. Zukünftig soll es keine Tabellen und Endresultate mehr geben. An ihre Stelle sollen sogenannte Festivals mit kleineren Teams und mehreren Feldern treten. Die Kleinsten spielen überwiegend auf vier Minitore. Die Resultate werden nicht festgehalten, die einzelnen Ergebnisse nicht vermerkt. Und genau daran stößt sich ein Teil Fußball-Deutschlands. Ob man gewonnen oder verloren hat, spiele keine Rolle mehr, sagen die Kritiker der Reform. 

Beim JFV Aulatal ist man von den neuen Spielformen begeistert Fotos: Privat

"Mehr Spaß, mehr Erfolgserlebnisse"

Viele, die selbst als Trainer im Kinder- und Jugendbereich tätig sind, können darüber nur den Kopf schütteln. So auch Andreas Theis vom JFV Aulatal. Der Trainer der F-Jugend und C-Lizenz-Inhaber sagt: "Dass es egal ist, ob man gewinnt oder verliert, stimmt einfach nicht." Er verweist auf das Champions-League-Prinzip, in dem die Funino-Festivals ausgetragen werden. Die Gewinnermannschaft rotiert ein Spielfeld vor, das Verliererteam ein Feld zurück. So wisse am Ende jede Mannschaft, ob sie gut oder schlecht abgeschnitten hat.

Für Theis liegen die Vorteile auf der Hand: "So gleicht sich das Niveau der gegeneinander spielenden Mannschaften schnell an. Die Kinder haben viel mehr Erfolgserlebnisse und viel mehr Spaß. Beim 7 gegen 7 bekommen viele Kinder kaum den Ball und sitzen, überspitzt gesagt, stattdessen neben dem Pfosten und pflücken Blümchen."

Fußballerisch geht die Reform aus seiner Sicht also definitiv in die richtige Richtung. Perfekt sei sie aber dennoch nicht. Theis sieht die Herausforderung vor allem in der Organisation. "Wir haben in der F-Jugend 30 Kinder, das sind zehn Dreier-Mannschaften. Das heißt, wir brauchen mehr Betreuer als früher." Und die sind nicht immer leicht zu finden. Auch die Durchführung der Festivals ist mit einem enormen Aufwand verbunden. Der gastgebende Verein benötigt ausreichend Minitore (die geliehen werden können), die teilnehmenden Kinder und Zuschauer müssen aber auch mit Getränken, Essen und Kabinen versorgt werden - für die Vereine und die Ehrenamtlichen eine Herkulesaufgabe.

Hier bei einem Funinio-Turnier in Wölf

In anderen Ländern schon lange Normalität 

Der DFB schreibt übrigens keine Funinio-Pflicht vor. Auch andere Spielformen sind möglich, wenn sich die Vereine, die die Festivals, Turniere oder Spieltage in Eigenregie untereinander organisieren, sich darauf einigen. Am Freitag ist der JFV Aulatal beispielsweise Ausrichter eines Turniers, in dem zehn F-Jugend-Mannschaften im 6+1 gegen 6+1 auf abgehängte Tore ein Flutlichtturnier spielen. "Wir sagen ganz klar ja zu den neuen Spielformen und passen kindgerecht die Spielform an, um jedem Kind die bestmögliche Teilnahme am Fußball zu ermöglichen", sagt Theis. 

Ob sich die Aufregung mit der Zeit legen wird? "Es steht und fällt alles mit einer guten Kommunikation", glaubt der Jugendtrainer. DFB, Landesverbände und die Fußballkreise müssten hier und da die Vereine noch mehr mitnehmen. 

Übrigens: Andere Länder haben ihren Spielbetrieb schon seit Jahren umgestellt. Belgien, Holland und England spielen schon lange in diesem Format und profitieren stark davon. Einer, der es wissen muss, ist Jamals Musiala. Der ehemalige Lehnerzer und jetzige Nationalspieler spielte sowohl in Deutschland als auch in England und sagt: "In Deutschland gibt es schon für unter Zehnjährige ein Ligensystem, wohingegen das in England bis zur U18 nicht üblich ist. Da hat man viel weniger Druck und mehr Zeit, sich zu entwickeln, man kann viel freier spielen." Ihm scheint das Fehlen von Tabellen also nicht geschadet zu haben. Ganz im Gegenteil. (fh) +++


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