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Anders als an anderen Musikschulen gibt es in Fulda keine Warteliste – wer will, kann Unterricht erhalten. - Foto:© photoebene Marzena Seidel

FULDA Neue, seltene Instrumente

Dürfen wir vorstellen? - Drei tolle Neuzugänge an der Fuldaer Musikschule

21.10.23 - Besucht man Veranstaltungen der Stadt Fulda, trifft man dort oft Natalya Oldenburg, die Leiterin der Fuldaer Musikschule. Sie und ihre Schüler/innen setzen dabei den jeweiligen musikalischen Akzent. Mir fällt immer wieder auf, wie sorgsam Frau Oldenburg die Musikstücke zur jeweiligen Veranstaltung aussucht, wie sie eine innere Beziehung herstellt. Das ist nicht einfach "musikalische Umrahmung", wie das oft genannt wird, es sind immer sehr eigenständige Beiträge.

Neue, seltene Instrumente an Fuldas Musikschule

Eine Institution in Fulda, die schon Generationen die Freude am Musizieren vermittelt ...

Fuldas Musikschule ist eine ganz besondere Einrichtung. Hier unterrichten renommierte Lehrkräfte Kinder und Erwachsene. Alles kann man hier lernen, von klassisch bis Pop, von Rock bis Jazz, von Taste bis Saite und von Ensemble bis Einzelunterricht. Seit 1980 gibt es auch einen Förderverein, der die Musikschule ideell und finanziell unterstützt. Anders als an anderen Musikschulen gibt es in Fulda keine Warteliste – wer will, kann Unterricht erhalten.

In diesem Jahr kommen drei neue Kollegen an die Musikschule – sie wollen wir Ihnen heute vorstellen.

Christian Undisz stammt aus Weimar und lebt heute in Frankfurt. Er spielt Kontrabass ... Fotos (3):© photoebene Marzena Seidel

01 Die Harfenistin Mónica Rincón stammt aus Bogotá, lebt aber schon lange mit ihrer ...

Der Cellist Maksim Fedcenko-Pietsch stammt aus dem litauischen Klaipeda und lebt ...

In Instrumenten ausgedrückt kommen ein Bass, ein Cello und eine Harfe – in Lehrkräften gesprochen kommen Christian Undisz, Maksim Fedcenko-Pietsch und Mónica Rincón. In Orten ausgedrückt kommen sie ursprünglich aus Weimar, Klaipeda (Litauen) sowie Bogotà (Kolumbien). Und machen damit gleich mal deutlich: Musik ist keine Sache der Nationalität, sondern eine universelle Sprache, die überall auf der Welt gesprochen und verstanden wird und in der sich ganz unterschiedliche Menschen zusammenfinden. Alle drei haben bereits renommierte Preise erhalten und spielen mit bekannten Ensembles und Orchestern zusammen. Fulda kennen alle drei noch nicht, ist also eine Stadt zum Entdecken. Wie kamen die drei zur Musik, warum spielen sie ‚ihr‘ Instrument, was treibt sie an? Das wollte ich von ihnen wissen, und stellte den drei künftigen Lehrkräften daher schriftlich einige Fragen, die sie mir per Mail beantworteten.

O|N: Warum spielen Sie gerade Ihr Instrument?

Christian Undisz:  Ich spiele Kontrabass wegen seines runden, warmen, weichen, dunklen und tiefen Klanges. Vorher musste ich – meine Mutter wollte es so – Geige spielen, was mir überhaupt keinen Spaß machte. Als ich mit 14 endlich das Instrument wechseln durfte, habe ich natürlich das Gegenteil gesucht. Mein Kontrabass wurde 1942 in Marktneukirchen von Otto Richard Rubner gebaut.

Maksim Fedcenko-Pietsch: Ich mag das Cello, weil man darauf sowohl Melodie als auch Begleitung spielen kann. Es ist ungeheuer vielfältig, das hat mich dazu bewegt, es zu lernen. Ich habe zunächst mit Klavierunterricht begonnen und später im Musikgymnasium Cello als Nebenfach gewählt. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass es zu meinem Hauptfach wurde. Mein Instrument stammt vom Geigenbauer Hill & Sons, meine ehemalige Lehrerin Maike Kunstreich hat es mir zur Verfügung gestellt. Das 1905 gebaute Instrument war in einem Londoner Museum ausgestellt, der Geigenbauer Schröder brachte es nach Frankfurt, so kam es in die Hände meiner ehemaligen Lehrerin.

Mónica Rincón: Mich hat die Harfe vom ersten Augenblick an verzaubert. Ich habe als Kind eine Harfe im Foyer der Musikschule meiner Heimat Bogotá gesehen – da wusste ich, dass ich unbedingt das spielen möchte. Ich spiele seit meiner Kindheit Harfe. Die Harfe ist eines der ältesten Instrumente der Welt, in jeder Kultur gibt es eine Harfe: Es gibt die irische Harfe, es gibt die folkloristische Harfe aus Lateinamerika, China … und noch viele andere mehr. In Europa werden hauptsächlich die irische Harfe und die sogenannte Pedalharfe gespielt. Die Pedalharfe kennen viele, denn man sieht sie in den meisten Orchestern. Sie hat sieben Pedale, mit denen wir die Halbtöne spielen können. Ich spiele eine klassische Konzertharfe der Firma Lyon & Healy (Style 30), die ich vor ca. sieben Jahren in Remagen gekauft habe.

O|N: Wer sind – bezogen auf Ihr Instrument – Ihre Vorbilder?

Schüler der Musikschule, ihre Lehrerinnen Maja Zirkunow und Natalia Geras sowie ...Foto: Musikschule der Stadt Fulda

Christian Undisz: Professor Michinori Buniya, mein ehemaliger Lehrer an der Würzburger Musikhochschule.

Maksim Fedcenko-Pietsch: Mein größtes Vorbild ist mein ehemaliger Professor David Geringas, der sowohl Interpret als auch Dirigent ist. Besonders begeistert mich, dass er sich der modernen Musik widmet.

Mónica Rincón: In der Harfenwelt gibt es viele unglaubliche und tolle Harfenist:innen, von denen man viel lernen kann. Das Wichtigste ist aber, dass man sich selbst auf dem Instrument entwickelt und seine eigene Sprache findet.

O|N: Ihr Lieblingskonzert – bezogen auf Ihr Instrument?

Christian Undisz: Das Konzert Nr. 2 in h-moll von Bottesini (= Giovanni Bottesini, 1821-1889, war ein italienischer Dirigent und Komponist und der führende Kontrabassist seiner Zeit).

Maksim Fedcenko-Pietsch: Mein Highlight bleibt das Mjaskowski-Cellokonzert, das bis heute ein verborgener Schatz ist (= Nikolaj Jakowlewitsch Mjaskowski, 1881-1950, war einer der bekanntesten russischen Komponisten zu Beginn des 20. Jahrhunderts). Die letzte Cellistin, die das Konzert aufführte, war Natalia Gutman.

Oft spielen die Musikschülerinnen und -schüler bei Veranstaltungen im Stadtschloss ...O|N-Archivbilder: Martin Engel

Mónica Rincón: Oh – es gibt so viele tolle Konzerte für Harfe! Vielleicht Boieldieus Konzert für Harfe und Orchester, das liebe ich sehr (= François-Adrien Boieldieu, 1775-1834, komponierte vor allem komische Opern, schrieb aber auch Kammermusik).

O|N: Haben Sie einen Lieblingskomponisten?

Christian Undisz: Johann Sebastian Bach.

Maksim Fedcenko-Pietsch: Sergej Prokofiev.

Mónica Rincón: Nein, aber ich spiele besonders gern französische und lateinamerikanische Musik.

Die Leiterin der Musikschule Natalaya Oldenburg

O|N: Was ist die größte Herausforderung, wenn man Bass, Cello oder Harfe lernen möchte?

Christian Undisz: Aller Anfang ist schwer, beim Kontrabass besonders. Bis es richtig anfängt Spaß zu machen, muss man viele Hürden überwinden und Ausdauer beweisen. Die Saiten des Kontrabasses sind sehr dick. Bevor man gut artikulieren kann, muss man eine Menge lernen.

Maksim Fedcenko-Pietsch: Die größte Hürde beim Cello ist das Auspacken des Instruments. Weil das Musikschulgebäude groß ist, können die Schüler das aber bereits vor dem Unterricht erledigen.

Mónica Rincón: Man braucht Disziplin und muss konsequent sein. Aber wenn man die Ergebnisse sieht, ist es einfach nur schön.

O|N: Was war Ihr bislang beeindruckendstes musikalisches Erlebnis?

Christian Undisz: Das Konzerthaus des Wiener Musikvereins – ich durfte mit einem Jugendorchester dort ein Konzert spielen.

Maksim Fedcenko-Pietsch: Mahler – die 5. Sinfonie und darin das Adagietto. Gespielt mit wirklich großem Sinfonieorchester.

Mónica Rincón: Eigentlich alle Konzerte, die ich bisher spielen konnte, und die Einladungen zu Musikfestivals in anderen Ländern.

O|N: Was habe ich Sie nicht gefragt, Sie würden aber gern darüber sprechen?

Christian Undisz: Es gibt mittlerweile sehr kleine Kontrabässe. Sie sind so klein (1/16), dass man schon mit fünf oder sechs Jahren darauf spielen kann. Das gab es damals, als ich mit dem Spielen begonnen habe, noch nicht. Und: Wenn man später beruflich etwas ganz anderes macht, kann man den Bass in fast jeder Musikrichtung spielen. Die einzige Ausnahme ist die klassische Rockband, da hat die Bassgitarre den Vortritt. Aber bei allem anderen – von Volksmusik bis zu Jazz, Klezmer, Tanzmusik und natürlich sinfonischer Musik – ist der Bass ein wichtiger musikalischer Baustein.

Mónica Rincón: Ein Teil meiner Leidenschaft ist das Unterrichten. Ich unterrichte seit 20 Jahren mit viel Freude Kinder und Erwachsene. Ich finde, Musik ist Teil der Bildung. Sehr viele meiner Schüler spielen in Jugendorchestern und haben Preise gewonnen.

Und noch etwas: Bei Harfen ist das Alter eher uninteressant, weil die Instrumente nicht so alt werden dürfen wie z.B. die Streichinstrumente. Es sind vor allem drei Firmen, die Harfen bauen: Lyon aus den USA, Salvi aus Italien und Camac aus Frankreich. (Jutta Hamberger)+++


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