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Mit Recht stolz auf seine sportliche Höchstleistung: Maximilian Jäger mit Mutter Barbara - Fotos: Hans-Peter Ehrensberger

BAD BRÜCKENAU Hut ab vor dieser sportlichen Leistung

Maximilian Jäger wird gefeiert: "Wir sind Weltmeister im Para-Radsport"

21.10.23 - "Hut ab vor seinen sportlichen Leistungen". Mit solchen Worten und einem großen Empfang am Freitagabend in der Georgi-Kurhalle würdigte die Stadt Bad Brückenau "ihren" Weltmeister Maximilian Jäger. Der 23-Jährige hatte Anfang August bei der Paracycling-Weltmeisterschaft im schottischen Dumfries bei Glasgow auf dem Dreirad die Goldmedaille im Zeitfahren gewonnen und beim Straßenrennen über 30 Kilometer noch den Bronze-Rang belegt (O|N berichtete).

Die Familie, zahlreiche Brückenauer, Freunde, Wegbegleiter sowie viele weitere Gäste, unter anderem vom  "Brandenburgischen Präventions- und Rehabilitationssportclub" und seinem derzeitigen Verein in Cottbus, brachten dem Unterfranken ihre Wertschätzung zum Ausdruck und feierten mit dem Fachabiturienten, dessen linke Körperhälfte wegen eines Schlaganfalls noch im Mutterleib gelähmt ist. Bereits an diesem Samstag steht eine weitere hohe Ehrung für das Mitglied des RC 07 Fulda an: In Düsseldorf wird "Maxi", wie ihn praktisch alle nennen, wegen seines herausragenden Talents als deutscher "Sporthilfe Para-Juniorsportler 2023" ausgezeichnet. Doch die große Hoffnung und ebensolche Herausforderung bleiben noch: Die Qualifikation für die Paralympischen Spiele kommendes Jahr in Paris.

Bad Brückenaus Bürgermeister Jürgen Pfister: "Das Leben ist eine Kletterpartie, ...

Auch Vater Thomas ist natürlich auch stolz auf seinen erfolgreichen Sohn ...

Mit seinem Lebens- und sportlichem Motto "Yes, I can" ist dies Jäger allemal zuzutrauen. Oder, wie es sein Vater formulierte: "Das Ziel sind viele kleine Schritte." Auch wenn Maximilian zuletzt schwer an Corona erkrankt in einer Klinik in Bad Neustadt lag, liegt die Jäger’sche Messlatte nach wie vor sehr hoch. Seine eigene, nicht etwa die seiner Familie. "Wir sind gewiss keine Eiskunstlauf-Eltern. Den Erwartungsdruck macht Max sich selbst. Wir haben ihn nie gedrängt", sagen Vater und Mutter, und auch die Schwestern Anne und Jette, beide Leistungssportlerinnen im Kanu und Radfahrern, handeln in ihren jungen Lebensjahren und sportlichen Disziplinen nach dem Leistungsprinzip. Da motivieren sicherlich auch solche, eigentlich demotivierenden und fragwürdigen Aussagen eines früheren "Pädagogen" besonders, der dereinst meinte: "Maximilian wird nie einen Abschluss schaffen. Der landet bestenfalls in einer Behindertenwerkstatt."

Nun, Max hat mal eben so ganz nebenbei zwischen Sportwettkämpfen auf Landes-, Europa- und Weltmeisterschafts-Ebene in Cottbus sein Fachabitur "gebaut" und wird demnächst Sportwissenschaften studieren. Was mit dem "kleinen Maxi, ob seiner vorgeburtlichen Behinderung gepanzert in einer Ritterrüstung beim heimatlichen Turnverein im Alter von vier Jahren den Anfang nahm", wie es sein sportlicher Mentor Thomas Dill formulierte, sich über Wildwasser-Kanupaddeln auf der Fulda und Radfahren unter dem RC 07-Vorsitzenden Gerhard Herget fortsetzte, durch diverse Sportarten- und Disziplinwechsel vom Winterski- zum Sommer-Radfahrern sowie Um- und Runterklassifizierungen mitunter bremsende Wirkung auf die Laufbahn, als schlimmste Auswirkung sogar das Verpassen der Qualifikation für die Paralympics in Tokio nach sich zog, entwickelte sich schließlich zu einer außergewöhnlichen Erfolgsgeschichte, die im Weltmeistertitel vom 9. August und drei Tage später mit der Bronzemedaille ihren vorläufigen Höhepunkt erfuhr.

"Das Leben ist eine Kletterpartie, aber die Aussicht lohnt die Mühe!"

"Das Leben ist eine Kletterpartie, aber die Aussicht lohnt die Mühe", beschrieb Bad Brückenaus amtierender Bürgermeister Jürgen Pfister in seiner Laudatio treffend Maximilian Jägers sportlichen Weg ganz nach oben auf‘s Treppchen und mahnte in diesem Zusammenhang endlich eine Gleichstellung bzw. Gleichwertigkeit in der öffentlichen Wahrnehmung zwischen Para- (Neben-) und "Nichtbehinderten"-Sportarten an. Die ersten Paralympischen Spiele fanden übrigens 1960 in Rom statt. Der deutsch-stämmige Neurologe Sir Ludwig Guttmann hatte sie initiiert, um die Wettkämpfe von Menschen mit Handicap mit den Olympischen Spielen der Nichtbehinderten zu verbinden.

Das "Sahnehäubchen" für Maxi wäre selbstredend Paris 2024. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg zu den Paralympics in der französischen Metropole. Jäger wird auch weiterhin mit beiden Füßen in den Dreirad-Pedalen seines - schwer wie ein Motorrad mit Beiwagen zu lenkenden - Velos stehen und im deutschen Hochleistungszentrum für Para-Sport in Cottbus akribisch fünf bis sechsmal pro Woche zwischen 20 und 30 Stunden trainieren, Süßigkeiten in Maßen, sonst Porridge zum Frühstück sowie Nudeln und Fisch zum Mittag- und Abendessen genießen, mit überraschenden und unangemeldeten Dopingkontrollen durch die NADA auch im anstehenden Fuerteventura-Familien-Urlaub rechnen sowie spartanischen, tatsächlich gar nicht existenten Preisgeldern kalkulieren müssen, wie der abschließenden Fragerunde mit dem Weltmeister zu entnehmen war. Noch nicht mal die sogenannte Goldmedaille besteht aus dem wertvollen Edelmetall. Parasport ist eine eigentlich brotlose Kunst. Da gehört viel Idealismus und vielleicht demnächst auch noch ein (oder mehrere) dermaßen eingestellte(r) Sponsor(en) dazu.

Mit dem Vorsitzenden des RC 07 Fulda Gerhard Herget

Was die Freude, Feierlichkeiten und Wertschätzung für Maximilian Jäger an diesem ehrenvollen Empfangs-Abend in Bad Brückenau indes in keinster Weise trübte. Nach dem Eintrag in das Goldene Buch der Stadt, dem Verteilen von gegenseitigen Geschenken, unter anderem ein Duplikat des regenbogenfarbenen Champion-Trikots für das Büro des Stadtoberhauptes, Signieren von Autogrammkarten und Versteigern von Postern für die örtliche "Tafel", brachte es Brückenaus Altbürgermeisterin Brigitte Meyerdierks abschließend treffend auf den Punkt: "Die Anderen sind Papst. Wir sind Weltmeister!" (Hans-Peter Ehrensberger)+++


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