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Sahra Wagenknecht ist eine rhetorisch brillante Selbstdarstellerin. - Foto: picture alliance / Hauke-Christian Dittrich |

KOMMENTAR Sahra Wagenknecht und ihr Verein

Eine Selbstdarstellerin wirbelt die politische Landschaft durcheinander

25.10.23 - Die Parteienlandschaft in Deutschland wird derzeit gehörig durcheinander gewirbelt. Das liegt nicht nur an der AfD und ihrem Höhenflug bei den Wählern, sondern aktuell besonders bei Sahra Wagenknecht - einer Frau, die es schon immer bestens verstanden hat, sich in den Vordergrund zu rücken. Eine Selbstdarstellerin par excellence, wenngleich auch eine rhetorisch brillante.

Die 54-Jährige, verheiratet übrigens mit Oskar Lafontaine, der seinerseits auf eine illustre Politikerkarriere zurück blicken kann, hat am Montag die große Berliner (Presse)-Bühne dazu benutzt, ihren Verein "Bündnis Sahra Wagenknecht" zu präsentieren, um damit den Weg zur Gründung einer eigenen Partei zu ebnen. 

Und die dürfte etwas anderes sein als die vielen anderen Kleinstparteien, die sich da im kunterbunten Berliner Politspektrum tummeln. Denn eines sollte man sich vergewissern: Die (einstige) Vorzeigefrau der Linken kennt das Geschäft in- und auswendig und weiß, wie frau um Wähler buhlen muss. Politkenner ordnen das Geschehen gar als historischen Tag ein. Denn erstmals erlebe man, dass eine Gruppierung, die den Anspruch erhebe, bundesweit agieren zu wollen, sich nur um eine Persönlichkeit schare.  

Große Portion Ungezogenheit

O|N-Redakteur Bertram Lenz beleuchtet die Vereinsgründung von Sahra Wagenknecht. ...Archivfoto: ON

Apropos Linke: Es gehört meiner Ansicht nach eine ganze Menge Ungezogenheit dazu, dass Sahra Wagenknecht und ihre bislang bekannten Mitstreiter bis zur endgültigen Parteineugründung in der Linksfraktion und damit im Bundestag bleiben wollen. Welch' ein Hohn: Die 54-Jährige samt den Mit-Vereinsgründern verdanken ihr Mandat der Linkspartei und betreiben gleichzeitig deren Spaltung - welche die Linken an den Abgrund ihrer politischen Existenz und Bedeutungslosigkeit zu bringen droht. 

Wagenknecht selbst rechtfertigt dieses Vorgehen damit, dass viele nur ihretwegen die Linke gewählt hätten.  Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, denn auch Abgeordnetendiäten und Aufwandsentschädigungen sind nicht zu verachten und werden bis zuletzt mitgenommen.

Man darf gespannt sein, wann und wie Wagenknecht samt Team ihr bislang nur in Fragmenten vorhandenes Parteiprogramm mit Inhalt füllen, um - so die Vorstellung - im kommenden Jahr zumindest bei drei Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg anzutreten. Die als Ziele formulierten Überschriften "Wirtschaftliche Vernunft", "Soziale Gerechtigkeit", "Frieden" und "Freiheit" könnten in ihrer Beliebigkeit von nahezu jeder anderen Partei stammen.

Zudem ähnelt ihr Rundumschlag dem gegenwärtigen Populismus, der landauf landab zu vernehmen ist: Da geht es um die "schlechteste Regierung in der Geschichte", ist die Rede von einem "blinden, planlosen Ökoaktivismus" und einem "autoritären Politikstil, der den Bürgern vorschreiben will, wie sie zu leben, zu heizen, zu denken und zu sprechen haben". 

Und noch auf etwas anderes darf man gespannt sein: auf die Auseinandersetzung mit der AfD. Denn wo die einen rechts zu finden sind, werden sich die anderen künftig im linken Spektrum tummeln. Und mit dem nahezu identischen Hauptargument um Wähler werben: Mit Unzufriedenheit, die es offenkundig in der Bevölkerung gibt. Und sich als Heilsbringer anpreisen. (Bertram Lenz) +++ 


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