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Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman (m.) darf sich über die WM in seinem Land freuen. Neben ihm sitzt Fifa-Präsident Gianni Infantino (r.) - Foto: picture alliance / DPPI media | Nigel Keene

KOMMENTAR Weg frei für Saudi-Arabien

WM 2034: Die Fifa entlarvt sich wieder einmal selbst

01.11.23 - Am Dienstag wurden die schlimmsten Befürchtungen aller Fußballfans quasi Gewissheit: Saudi-Arabien wird die Fußball-WM 2034 ausrichten. Zwar wird der offizielle Ausrichter erst 2024 bekannt gegeben, doch da sich bis Dienstag kein anderes Land um die Ausrichtung bewarb, ist Saudi-Arabien der einzige Kandidat. Es ist ein weiterer Beweis, dass die Menschenrechtsverpflichtungen der Fifa als reines Feigenblatt daherkommen. Was zählt, ist und bleibt der schnöde Mammon. 

Als Fifa-Präsident Gianni Infantino am Dienstag vom Verzicht Australiens um eine Bewerbung für die WM 2034 erfuhr, dürfte er still in sich hineingelächelt haben. Sein Schachzug ist mal wieder voll aufgegangen, er bekommt seine WM in Saudi-Arabien. Spätestens mit der Vergabe der WM 2030 an Länder aus Europa, Afrika und Südamerika war der Weg für eine WM am persischen Golf frei. Denn durch das Rotationsprinzip ist es Ländern aus diesen Kontinenten verboten, sich für 2034 zu bewerben. Das Gleiche gilt für Länder aus Nord-, Mittelamerika und der Karibik, da die USA, Kanada und Mexiko die WM 2026 ausrichten. So blieben also nur Asien und Ozeanien übrig. Von den Inselstaaten aus Ozeanien war ohnehin keine Konkurrenz zu erwarten. Die einzige Hoffnung lag somit auf Australien. Der australische Verband verlautbarte am Dienstag aber: "Wir haben die Möglichkeit geprüft, uns um die Ausrichtung der Fußball-WM zu bewerben, und sind nach Abwägung aller Faktoren zu dem Schluss gekommen, dies für 2034 nicht zu tun."

Fifa sind die eigenen Werte egal 

Womöglich hat man sich damit zumindest vor einer weiteren Blamage bewahrt, nachdem man schon bei der Bewerbung für die WM 2022 krachend an Katar gescheitert war. Denn schon zu viele Verbände haben dem autokratischen Ölstaat ihre Unterstützung zugesagt, Saudi-Arabien selbst spricht von mehr als 100. Damit liegen diese Länder ganz auf der Linie Infantinos, der schon seit Jahren mit den Machthabern in Riad kuschelt. 2018 wollte er wertvolle Rechte der Fifa an ein Konsortium mit Verbindungen nach Saudi-Arabien verscherbeln, Saudi-Arabien brachte sich als möglicher Investor für eine globale Nations League in Stellung, in diesem Jahr findet die Klub-WM im Land statt. Dazu besuchte Infantino Thronfolger Mohammed bin Salman mehrmals in Riad.

Für Saudi-Arabien wird der WM-Zuschlag der Höhepunkt der globalen Sportwashing-Strategie sein, die dem Land einen modernen Anstrich verpassen soll. Die Fifa hat sich damit mal wieder selbst entlarvt. Die Chuzpe, mit der der Weltverband nur zwei Jahre nach der umstrittenen WM in Katar das größte Sportevent der Welt in den nächsten autokratischen Staat mit höchst problematischer Menschenrechtslage vergibt, zeigt, dass ihr die Belange der Fans und ihre eigenen Werte völlig egal sind. 

Menschenrechtslage in Saudi-Arabien "erschreckend"

Nach der Vergabe der WM an Katar nahm die Fifa 2017 einen Menschenrechtspassus in ihre Statuten auf. Demnach müssen sich Länder, die sich um ein Turnier bewerben wollen, strenge Menschen- und Arbeitsrechtsstandards erfüllen. Human Rights Watch nennt die Menschenrechtslage in Saudi-Arabien jedoch "erschreckend". Massenhinrichtungen, Folterungen von Regimegegnern, Unterdrückung von Frauen und Todesstrafen für Sex vor der Ehe und gleichgeschlechtliche Beziehungen sind in dem Land an der Tagesordnung. Es zeigt sich: Dieser Passus ist das Papier nicht wert, auf dem er geschrieben wurde. 

Dass Saudi-Arabien eine WM ausrichten darf, ist eine Schande. Es wäre an der Zeit, dass die westlichen Verbände für ihre Werte eintreten und dem Treiben von Gianni Infantino ein Ende bereiten. Eine WM ohne England, Deutschland, Frankreich oder Italien will niemand sehen, gemeinsam hätten sie die Macht etwas zu ändern. Die Vergangenheit macht aber wenig Hoffnung, dass das passiert. Auch bei DFB und Co. regiert das Geld und eben nicht die Menschenwürde. (Felix Hagemann) +++


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