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"Wir sind der #herzschlag": Die RhönEnergie-Gruppe und ihr Selbstverständnis
13.11.23 - Im Sommer 2013 fusionierten die damalige Überlandwerk Fulda AG (ÜWAG) und die Gas- und Wasserversorgung Fulda GmbH (GWV) zur RhönEnergie Fulda. So entstand aus zwei traditionsreichen Versorgungsunternehmen einer der größten hessischen Energie-Dienstleister. Heute deckt er in der Region zentrale Aufgaben der Daseinsvorsorge ab.
Genau zehn Jahre ist das jetzt her. Grund genug für die OSTHESSEN|NEWS-Redaktion, sich mit Martin Heun, dem Sprecher der Geschäftsführung der RhönEnergie-Gruppe, zu einem Gespräch zu verabreden. Dabei spielte natürlich das Zehn-Jahres-Jubiläum eine Rolle, aber auch andere Themen kamen zur Sprache. Darunter die Nachhaltigkeit, die immer größere Bedeutung erlangt – für alle Bürger und Betriebe, aber auch für die RhönEnergie-Gruppe selbst.
"Sie sehen mich lächeln in schwerer Zeit", formuliert Heun zur Begrüßung. Und fügt hinzu, dass Bange machen nicht gelte. Die Rahmenbedingungen, in denen das Unternehmen gegenwärtig agieren müsse, seien sehr schwierig - und das liege besonders an der Bundes- und Europapolitik. Doch davon später mehr.
"Müssen uns nicht verstecken"
Sein vorweggenommenes Fazit: "Die RhönEnergie steht bestens da. Im Konzert der kommunalen Unternehmen müssen wir uns nicht verstecken. Wir besitzen die nötige finanzielle Potenz, aber auch die Man- und Woman-Power." "Kern und Herz" der RhönEnergie lägen in dieser Region. Hier gebe das Unternehmen den energiewirtschaftlichen Takt an. "Und wir bleiben trotz aller Herausforderungen zuversichtlich", sagt Heun. Das Unternehmen hat sich auf den Weg gemacht, die Energiewende in der Region umzusetzen – auch für das eigene Unternehmen. "Das ist mit viel Arbeit und hohen Investitionen verbunden. Aber wir packen diese Aufgabe an. Wir – das sind unter dem Dach der RhönEnergie-Gruppe elf Unternehmen und mehr als 1.000 Mitarbeitende", erläutert Heun.Zum neuen Firmenauftritt gehört der Slogan "Wir sind der Herzschlag". Dieser ist auch an markanten Stellen des Hauptgebäudes in der Löherstraße zu finden und soll - verkürzt formuliert - Folgendes ausdrücken: "Herzschlag - Für unsere Region. Für alle. Für morgen". Die RhönEnergie-Gruppe verbessere mit Lösungen rund um Energie, Mobilität und Bäder Tag für Tag nachhaltig das Leben der Kundinnen und Kunden. Das Unternehmen leiste damit einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung und Entwicklung unserer Region und schaffe aus dem Herzen Deutschlands Lebensqualität und Zukunft für alle.
Kommen wir auf die anfangs erwähnte Fusion zu sprechen: Gefunden hätten sich mit der ÜWAG und der GWV zwei "alte und erfahrene Versorger", die einen solchen Zusammenschluss für klug erachtet hätten, blickt der Sprecher der RE-Geschäftsführung zurück. Heun hatte im Januar 2010 die Führung der GWV übernommen und wurde dann zu einem der Gestalter der Fusion.
In einem begrenzten Zeitfenster habe das Ganze über die Bühne gehen müssen, was mit viel Aufwand verbunden gewesen sei, blickt er heute zurück. "Unter anderem mussten Zweckverbände auf- und Beteiligungen herausgelöst sowie eine AG in eine GmbH umgewandelt werden. Und außerdem galt es, unterschiedliche Führungsstile unter einen Hut zu bringen sowie Soft- und Hardware aufeinander abzustimmen".
Zwei Jahre habe man quasi in einer "Parallelwelt" gelebt und gearbeitet, und dann zwischen 2015 und 2019 die IT installiert, das Prozessmanagement optimiert und den Vertrieb neu aufgestellt. Die Produktpalette habe sich erweitert, "und wir sind DER Energie- und Infrastruktur-Dienstleister geworden", so Heun. Der Sprecher der Geschäftsführung der RhönEnergie-Gruppe gerät ins Schwärmen, wenn er sich an den Umzug am 11. November 2019 aus der Bahnhofstraße ins neue Domizil Löherstraße erinnert: "Das war eine logistische Meisterleistung, einfach gigantisch".
Dass das regional stark verwurzelte Unternehmen mit seinen aktuell 1077 Mitarbeitern hervorragend aufgestellt und bislang gut durch die jüngsten Krisen gekommen sei, liege vor allem am großen Können und dem enormen Engagement der Mitarbeitenden. Krisenlagen würden in einem eigenen, firmeninternen Krisenstab detailliert geplant und geübt, so dass das Unternehmen auch bei schwierigen Lagen ein Anker für die Region bleibe.
Stichwort Krisen: Nach der Corona-Pandemie folgte der Ukraine-Krieg mit der Explosion der Energiepreise im Großhandel und der Sorge, dass die in Europa zur Verfügung stehenden Gasmengen vielleicht nicht ausreichen könnten. Nicht zuletzt dank der milden Witterung aber war der Winter 2022/2023 glimpflich verlaufen, und die RhönEnergie hat die Gasversorgung problemlos aufrechterhalten können.
Krisenmanagement funktioniert
Bei Strom war die RhönEnergie dank einer klugen, langfristigen Beschaffungsstrategie sogar zeitweise der günstigste Anbieter in Deutschland. Das habe dazu geführt, dass viele tausend neue Kunden zum Unternehmen drängten. Heun bilanziert: "Die Pandemie wie auch die Energiekrise haben uns und unsere Mitarbeitenden enorm viel Kraft gekostet. Aber im Ergebnis haben sie uns gestärkt". Man habe das bereits erwähnte, bestehende Krisenmanagement weiter ausgebaut und die Systeme und Prozesse noch sicherer gemacht. So habe man den Energiekunden durchgehend eine überdurchschnittlich hohe Versorgungszuverlässigkeit bieten können.
Und wie sieht es für den Winter 2023/2024 aus? Hier hatte der Chef der Bundesnetzagentur vor Kurzem gesagt, Deutschland sei angesichts der Gasversorgung wesentlich besser gerüstet als im Winter zuvor, die Gasspeicher seien zu 99 Prozent gefüllt. Das entspricht einem Speichervolumen von 245 Milliarden Kilowattstunden. Zum Vergleich: 2022 seien zwischen 160 und 170 Milliarden Kilowattstunden gespeichert gewesen, mit einem Verbrauch von gut drei Milliarden Kilowattstunden täglich. Generell könne konstatiert werden, dass genügend eingespeichert sei, und auch die LNG-Terminals seien funktionsfähig. Sein Fazit: "Deutschland ist gut gerüstet. Interessant wird es allerdings, wenn der Winter knacke-kalt werden würde". Hoffnung aber macht ihm auch, dass die Kunden inzwischen sehr sensibilisiert seien und viel sparsamer mit Energie umgingen als vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine.
Apropos Kunden: Hier hat die RhönEnergie festgestellt, dass inzwischen gut 30 Prozent alle Kontakte zum Unternehmen online abwickelten. "Das ist eine gute Quote, die aber ausbaufähig ist". Das Ziel liege bei 50 bis 60 Prozent. Die RhönEnergie setze auf digitale Technik, aber zugleich wolle sie für alle Kunden da sein, die - vielleicht - nicht so online affin seien. Immerhin komme man schon jetzt auf 80 Prozent, die ihre Zählerstände online meldeten.
"Desaster" der Politik
Heun zufolge leben wir in spannenden Zeiten, und das liege nicht nur an den Folgen der Kriegswirren in der Ukraine und in Nahost. So sei die Energiekrise noch nicht vollständig ausgestanden, die Energiewende und die aus Klimaschutzgründen angestrebte Dekarbonisierung verlangten den deutschen Energieversorgern enorm viel ab. "Vieles muss grundlegend neu gedacht werden. Leider sind derzeit zahlreiche wichtige Fragen von der Politik überhaupt noch nicht verlässlich geklärt". Ein "Desaster" seien beispielsweise die vom Bundestag beschlossenen, aber in der Ausführung mehrfach geänderten Preisbremsen. "Das ist schlecht gemacht und verlangt uns einen immens hohen bürokratischen Aufwand ab".
In dem gegenwärtigen Prozess des Wandels haben die erneuerbaren Energien enorm an Bedeutung gewonnen. Bereits vor Kurzem wurde bekannt, dass die RhönEnergie-Gruppe beabsichtigt, bis 2030 mindestens 100 Millionen Euro in Anlagen zur Erzeugung alternativer Energie zu investieren. In diesen Zusammenhang gehöre auch das Engagement bei der PV-Freiflächenanlage der SonnenScheinStrom GmbH an der A7 in Eichenzell-Welkers. Und weil Biogas an Bedeutung gewinnt, sei die Gruppe auch stolz auf die Biogasanlage auf dem Finkenberg, die inzwischen zehn Jahre alt ist.
Die Bilanz des höchst aufschlussreichen Gespräches: Die RhönEnergie-Gruppe ist weiterhin auf bestem Wege, ihren Marktanteil zu erhöhen und den Nutzen für ihre Kunden zu optimieren. Die gute Position des Unternehmens am Markt führte 2022 zu einem Rekordumsatz von 934 Millionen Euro. Die Höhe war aber zu einem großen Teil dem hohen Preisniveau durch den Ukrainekrieg geschuldet. Der Vorteil des Unternehmens zeigt sich immer mehr darin, dass es für den Kunden "alles aus einer Hand" liefern könne: die PV-Anlage auf dem Dach ebenso wie die Wallbox für das Elektroauto und den Stromspeicher im Keller. (Bertram Lenz) +++