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Ökumen: Gedenkandacht am 8. November
10.11.23 - Ein breites Bündnis aktiver Christinnen und Christen, von Parteien und Engagierten versammelte sich am 8. November zum Reichspogromnachtgedenken in der Ev. Kirche Niederaula. Es herrschte Entsetzen und Scham nicht nur beim Blick in die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart: Verfolgung und Ermordung jüdischer Menschen vor 80 Jahren in Deutschland und Europa und auch heute.
Detlef Weigel von der Ev. Gemeinschaft bekannte: "Schweigen stärkt den Antisemitismus – nicht nur hier, sondern weltweit. Ich will lauter, aktiver, politischer werden, damit jüdisches Leben geschützt wird. Heute und hier bin ich dankbar, dass ich nicht allein meine Stimme gegen den Hass erheben muss. Heute erlebe ich, wie wertvoll es ist, mit Anderen vor Gott zu treten."
Bürgermeister Rohrbach lud ein, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. So wie Kinder aus Fehlern lernen, sollten auch Erwachsene in der Lage sein, Hass, Verfolgung und Unterdrückung zu überwinden und für das Menschenrecht aller einzustehen, auch und gerade der jüdischen Menschen in unserem Land und weltweit.
Martin Nitsche von der Kath. Kirchengemeinde war erst kürzlich in Jerusalem und erschüttert über den schrecklichen Terror, der nun vor Pilgerfahrten abschreckt. "Wir sehen auch Leid, Not und Angst palästinensischer Menschen vor allem in Gaza. Und wir sehen, dass jüdische Menschen sich im Deutschland des Jahres 2023 nicht mehr wohl und sicher fühlen dürfen."
Pfarrer Ewald berichtete vom gelingenden Zusammenleben von Christen und Juden in Niederaula. Man akzeptierte sich nicht nur, sondern hatte Freude aneinander. Millionen arabischstämmige Israelis leben heute gleichberechtigt neben jüdisch geprägten Menschen im Staat Israel, ohne einander Gewalt anzutun.
Der Terror der Hamas träfe nicht nur Juden, nicht nur Israelis. Er träfe Menschen aus unzähligen Ländern der Welt und ihre Würde. Der Terror negiere Gott, egal ob Christen ihn den Vater Jesu Christi nennen, ob ihn Muslime Allah, den Höchsten nennen, von dem Mohammed verkündete oder ob Juden ihn den Einzigen nennen, den man mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft lieben soll.
Es gäbe kein christliches, kein jüdisches, kein muslimisches Glaubensbekenntnis ohne aufrichtiges und engagiertes Engagement für Versöhnung, Verständigung und den Frieden. Heidi-Heil Trebing und Tom Opfer beteten für die Opfer von Judenverfolgung und Antisemitismus in Vergangenheit und Gegenwart. Die Konfigruppe beklagte den Missbrauch von Religion zur gewaltsamen Unterdrückung und betete für die Überwindung von Krieg, Hunger und Krankheit. Unterschiede zwischen den Volksgruppen, zwischen Juden und Palästinenser seien keine Rechtfertigung für Terror und Gewalt, für das Leid Unschuldiger.
Das Friedenslicht der Ev. Kirche wurde anschließend zum Gedenkstein in der Bahnhofstraße getragen, der an den Standort der ehemaligen Synagoge und die jüdischen Einwohner Niederaulas erinnert. Dort erklang zum Abschluss das Schofarhorn. Es wird bei jüdischen Gottesdiensten gespielt. (pm) +++