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Der gut gefüllte Fürstensaal hatte am Sonntag sichtlich Freude, dem Pianale-Preisträger Zhongjin Fang zuzuhören. - Fotos: Sabine Abel / Mediennetzwerk Osthessen

FULDA Außergewöhnlicher Abend

Pianale-Preisträger Zhongjin Fang begeistert im Fürstensaal

13.11.23 - Dieser Abend im fast vollbesetzten Fürstensaal feierte mit Zhongjin Fang ein hochbegabtes Talent am Klavier, und er feierte das außergewöhnliche, einmalige Format der Pianale.

Die Verknüpfung von Wettbewerb, Akademie und Sprachschule, wie die Pianale es bietet, ist weltweit einzigartig. Hier können angehende Pianisten erfahren, erlernen und erleben, wie das Leben als international gefragter und erfolgreicher Pianist wirklich aussieht und was man dafür leisten muss. Die Pianale fordert viel von ihren Teilnehmern, und bietet ihnen einen einzigartigen Rahmen.

Für Zhongjin Fang sei es, so Pianale-Gründerin Uta Weyand in ihrer Begrüßung, an diesem Konzertabend das erste Mal, dass er mit Orchester aufträte, was ihn in eine gewisse Anspannung und Nervosität versetze. Wem würde das nicht so gehen! Er hätte sich keine Sorgen machen müssen, das Publikum war restlos begeistert.

Bachs ergreifende Formstrenge

Als erstes Stück spielte er Johann Sebastian Bachs Präludium und Fuge No. 12 in f-moll BWV 857 aus dem Wohltemperierten Klavier. Sie ist elegant, spirituell und melancholisch, man kann eigentlich gar nicht anders als ergriffen zu sein. Zhongjin Fang hatte seine Nervosität hier noch nicht ganz abgelegt, und doch war zu spüren, da spielt ein großes Talent.

Das zweite Werk Bachs war das Klavierkonzert No. 7 in g-moll BWV 1058, das Zhongjin Fang mit dem Beethoven-Orchester Hessen unter der Leitung von Damian Ibn Salem spielte. Es dürfte vielen Zuhörern bekannt vorgekommen sein, denn tatsächlich ist es eines der meistgespielten Solo-Werke Bachs – allerdings in der Originalform als Violinkonzert (No. 1 in a-moll, BWV 1041). Die Musik ist glasklar, man muss das Geflecht der Töne sehr transparent darstellen. Ob Bach mit seiner überragenden Kunstfertigkeit und tiefen Menschlichkeit, mit seiner Spiritualität und Intellektualität, mit seiner fast mathematischen Präzision und seiner die Seele tief anrührenden Musik einmal einer ‚seiner‘ Komponisten werden wird?

Musikalische Eiger Nordwand

Es gibt Pianisten, die sagen, es sei die Hölle, die "Appassionata" zu spielen. Dass Zhongjin Fang sich an Beethovens Sonate No. 23 in f-moll op. 56 herantraute, zeugt von seinem Mut, im Rahmen eines solchen Preisträgerkonzerts an die eigenen Grenzen und darüber hinauszugehen. Schon dafür gebührt ihm aller Respekt.

Die Sonate entstand 1804/05 und verlangt dem Pianisten alles an Virtuosität ab, was er zu bieten hat, weil er im Grunde den Klangraum eines ganzen Orchesters auf dem Flügel abbilden muss. Sie verlangt ihm in ihrer Leidenschaftlichkeit, ihrem Temperament und ihrem Sturm und Drang, aber auch interpretatorisch alles ab. Zhongjin Fang steht ganz am Anfang seiner Auseinandersetzung mit Beethoven, es war ungeheuer spannend zu hören, wie ein so junger Interpret an diese Sonate mit ihren vielen Untiefen herangeht.

Chopins und Janáčeks innige Romantik

Mit der Polonaise in As-Dur op. 53 von Frédéric Chopin hatte sich Zhongjin Fang eines der beliebtesten Stücke des polnischen Komponisten ausgesucht – es ist effektvoll und technisch anspruchsvoll. Oft wird die Polonaise viel zu hart und zu laut gespielt, aber Zhongjin Fang hat ganz offensichtlich ein Herz und ein Ohr für die Musik der Romantik. Es war ein Hochgenuss, ihm zuzuhören – so wird Chopin zum Ohrenschmaus! Zu Freude des Publikums spielte er als Zugabe Chopins beliebte Revolutions-Etüde in c-moll op. 10 No. 12. Sie ist virtuos und leidenschaftlich, man kann sich ihrer Faszination bis hin zum überraschend schroffen Schluss nicht entziehen.

Damian Ibn Salem und das Beethoven-Orchester Hessen setzte mit Janáčeks "Idyll for strings" einen weiteren romantischen Punkt in diesem Konzert. Zu hören war die spätere, fünfsätzige Fassung des Idylls, das 1877 auf einer Deutschlandreise des Komponisten entstand. Der mochte sein Idyll später gar nicht, das Publikum allerdings war immer anderer Meinung. Auch in Fulda, denn Janáčeks zweites Orchesterwerk ist von berückender Schönheit, mal zärtlich-melancholisch, mal tänzerisch-heiter. Das Orchester spielte es hinreißend, alle Streichergruppen konnten zeigen, was sie können.

Mit sehr viel Beifall und Jubel bedankte sich das Publikum bei Orchester, Dirigent und natürlich v.a. Solist Zhongjin Fang für einen wunderbaren Konzertabend. Den Weg dieses jungen Künstlers werden sicher viele, die ihn heute hörten, weiter mit Neugier verfolgen. (Jutta Hamberger) +++


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