
Faszinierende Einblicke in die Welt der Klaviermusik
14.11.23 - "Faszination Klavier", das Projektkonzert der Klavier-klasse Maja Zirkunow, bot am vergangenen Wochenende in der Aula der Alten Universität einen faszinierenden Einblick in die Welt der Klaviermusik.
Das Programm begann mit Elischa Ortlieb, der Bachs Invention F-Dur meisterhaft interpretierte. Die klaren Linien und die präzise Umsetzung der kontrapunktischen Strukturen zeigten sein tiefes Verständnis für die Barockmusik. Er führte das Publikum dann durch Schuberts romantisches Impromptu Es-Dur Op. 90 Nr. 2, wobei er die lyrische Schönheit des Stücks mit beeindruckender Sensibilität präsentierte. Jonathan Ortlieb betrat die Bühne und entführte die Zuhörer mit dem Allegro aus Mozarts Sonate a-moll KV 310 in die Welt der Klassik. Seine lebendige Darbietung zeugte von technischer Brillanz und musikalischem Einfühlungsvermögen. Dies setzte sich fort in Chopins gefühlvollem "Nocturne cis-Moll op. posth." und der anspruchsvollen Etüde cis-Moll Op. 10 Nr. 4.
Svea Gutmann überzeugte mit Beethovens G-Dur-Sonate Op. 14 Nr. 2. Die dynamischen Kontraste und ihre ausgefeilte Spieltechnik unterstrichen die Vielseitigkeit dieses Meisterwerks. Chopins lebhaftes "Im-promptu As-Dur Nr. 1" und Schtschedrins verspielte "Humoresque" setzten einen beeindruckenden Schlusspunkt ihres Auftritts. Die Geschwister Elischa und Jonathan Ortlieb harmonierten bestens in Schuberts Allegro C-Dur. Und auch der fließende Übergang zu Arenskis elegantem Walzer und Ligetis moderner Sonatina B-Dur zeigte ihre beeindruckende musikalische Bandbreite. Marlon Mazur präsentierte mit Beethovens Sonate Es-Dur ("Les adieux") Op. 81a ein emotionales Stück, bei dem er die dramatischen Spannungen gekonnt setze. Liszts atemberaubende Etüde Nr. 8 ("Wilde Jagd") bildete dazu einen aufregenden Kontrast.
Leo Lichtermann eröffnete den zweiten Teil des Konzerts mit Bachs Präludium aus der Englischen Suite a-moll Nr. 2. Seine einfühlsame Interpretation schuf eine berührende Atmosphäre. Rachmaninows expressives Etüde-tableaux g-Moll Op. 33 Nr. 8 und Chopins kraftvolle Polonaise fis-Moll Op. 44 folgten, ebenso präzise präsentiert von Leo Lichtermann.
Erik Oldenburg entführte das Publikum mit Liszts Nocturne As-Dur Nr. 3 ("Liebestraum") in eine Welt der romantischen Träumerei. Letizia Bott beeindruckte mit Bachs Präludium e-Moll (WTK I) und Chopins lyrischer Ballade f-Moll Nr. 4, bei der sie mit nuancierten Ausdrucksmöglichkeiten brillierte. Den grandiosen Schlussakkord bildete dann Eileen Tolsdorf mit Beethovens Sonate No. 30 E-Dur Op. 109: Ihr kraftvolles Vivace ma non troppo und das virtuose Prestissimo zeugten von höchster pianistischer Meisterschaft. Skrjabins melancholisches Deux Poems Op. 32 Andante Cantabile und Liszts energiegeladene Etüde Nr. 10 f-Moll bildeten einen furiosen Abschluss.
Das Konzert bot eine beeindruckende Palette von Klavierwerken, präsentiert von begabten jungen Pianistinnen und Pianisten, die mit Technik, Ausdruck und Leidenschaft das Publikum in ihren Bann zogen. Das Projekt "Faszination Klavier" spiegelte einmal mehr die reiche Welt der Klaviermusik wider – und das auf höchstem Niveau. (pm) +++