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Die preisgekrönte Brücke von Hartmannshain im Vogelsbergkreis. - Foto: Christine Krienke, Landesamt für Denkmalpflege

GREBENHAIN Auszeichnung für Brückenbauwerk

Hartmannshain – Das "gallische Dorf der hessischen Denkmalpflege"

14.11.23 - Brückenbauwerke haben seit jeher etwas Beeindruckendes, ja Majestätisches und Erhabenes. Dies gilt besonders auch dann, wenn sie schon einige Jahrzehnte "auf dem steinernen Buckel" haben wie die Brücke über die einstige Oberwaldbahn aus 1905/1906 in Hartmannshain (Vogelsbergkreis). Vor einiger Zeit drohte der Abriss, bis sich eine Bürgerinitiative fand, aus der später ein Verein entstand, der sich beispielhaft um die Sanierung kümmerte. Dieses ehrenamtliche Engagement war im Juli mit dem Ehrenamtspreis des Hessischen Denkmalschutzpreises gewürdigt worden und vor Kurzem in Erfurt sogar mit dem Deutschen Denkmalschutzpreis.

Vertreter des Vereins "Historische Brücke Hartmannshain" konnten in der thüringischen Landeshauptstadt die "Silberne Halbkugel" des "Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz" (DNK) entgegennehmen. Damit werden Einzelpersonen oder Gruppen ausgezeichnet, die sich ehrenamtlich dem Schutz, der Pflege und der dauerhaften Erhaltung des baulichen und archäologischen Erbes widmen.

In der Begründung heißt es unter anderem, dass dank des tatkräftigen Widerstandes die Brücke nicht nur ein
identitätsförderndes Denkmal in Hartmannshain geblieben sei, "sondern auch zum Symbol der bürgerschaftlichen
Aneignung baukulturellen Erbes wurde". Hartmannshain sei das "gallische Dorf der hessischen Denkmalpflege".

Zur Vorgeschichte

Große Ehre für die Delegation aus dem Vogelsbergkreis bei der Auszeichnung in Erfurt. ...Foto: Andrea Ludwig-Design

Hartmannshain, Ortsteil der Vogelsberggemeinde Gemeinde, verfügte bis in die 1970er Jahre hinein über den höchstgelegenen Bahnhof Hessens auf 574 Metern. Um die enorme Steigung zu bewältigen, wurde 1905 ein Geländeeinschnitt angelegt. Wie es in der Jury-Begründung des DNK heißt, überspannte diesen "eine elegante Basaltsteinbrücke", damit die Landwirte zu ihren Feldern und Wiesen im östlichen Teil der Gemarkung gelangen konnten. 1975 hielt zum letzten Mal ein fahrplanmäßiger Schienenbus in dem Ortsteil. Kurz darauf wurde auch der Güterverkehr eingestellt, ein Jahr später waren die Schienen demontiert und Hartmannshain endgültig vom Eisenbahnnetz getrennt. "Die Verwahrlosung der zur Eisenbahninfrastruktur gehörenden Baulichkeiten – darunter die denkmalwerte Brücke – begann".

2017 wurde seitens der Gemeinde Grebenhain ein Beschluss zum Abbruch der Brücke getroffen, dem die Denkmalbehörden aufgrund der nachgewiesenen Unwirtschaftlichkeit zustimmten. "Doch diese Entscheidung löste in Hartmannshain offene Empörung aus. Eine Bürgerinitiative gegen den Abriss gründete sich – Vorgängerin des heutigen Fördervereins". Ein Viertel der Einwohner Hartmannshains trat dem Verein bei. Es sei der Überzeugungskraft dieser Gruppe zu verdanken, dass sich mehrere Fördermittelgeber zusammen taten, um die Sanierungskosten von rund 385.000 Euro zu finanzieren. "Noch beeindruckender aber ist, dass es dem Verein glückte, 33.000 Euro Eigenmittel beizubringen – von den vielen hunderten Stunden ehrenamtlicher Eigenleistung ganz zu schweigen".

Bereits im Juli, bei Verleihung des Hessischen Denkmalschutzpreises in der Rotunde von Schloss Biebrich durch Wissenschaftsministerin Angela Dorn, hatte Vereinsvorsitzender Gerd Köhler betont, dass sich ehrenamtlicher Einsatz auch für Projekte lohne, die von anderen schon aufgegeben worden seien.  Besonders war das Engagement von Architektin Dagmar Zinn aus Bermuthshain hervorgehoben worden. Mit der Firma Baukult aus Hatzfeld (Eder) habe Zinn infolge der Ausschreibung eine äußerst kompetente und erfahrene Fachfirma finden können.  

Starkes ehrenamtliches Engagement

Stolz auf das hohe Maß an ehrenamtlichem Engagement zur Sanierung der Brücke. ...Foto: Verein Historische Brücke Hartmannshain e. V.

Die Mitglieder des Vereins wiederum halfen ehrenamtlich bei der Aufbereitung der Geländer, der Bergung und Neuverlegung des historischen Straßenpflasters und bei vielen anderen Arbeiten mit. So wurden Büsche zurückgeschnitten, Unkraut beseitigt, Fugen gereinigt, lose Steine entfernt, für eine bessere Ableitung des Regenwassers und eine provisorische Abdichtung gesorgt. 

Ein Wendepunkt war der 26. Juli 2018, als Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Hessischen Landesamts für Denkmalpflege, mit einer Delegation die Brücke besichtigte. Eine grundhafte Sanierung, finanziert durch Fördermittel, wurde in Aussicht gestellt. Weitere Aktionen, wie die weihnachtliche Illumination der Brücke, machten auf die Kampagne zur Rettung des Baudenkmals aufmerksam.

In der Folge sprach sich die Gemeindevertretung von Grebenhain für die denkmalgerechte Instandsetzung der Brücke unter dem Vorbehalt aus, dass die Fördergelder verbindlich fließen. Am 14. April 2019 konnte der Verein bereits die erwähnten 33.000 Euro an privaten Spenden zur Sanierung des Bauwerks übergeben. 140.000 Euro hatte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz zugesagt, eine Summe in ähnlicher Höhe kam vom Hessischen Landesamt für Denkmalpflege. 25.000 Euro stellte der regionale Energieversorger OVAG bereit, 69.000 die Gemeinde Grebenhain.  Die Restaurierungsarbeiten begannen am 25. Mai 2021 und waren vor Weihnachten beendet. (bl) +++


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