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Hier geht es um Leben und Tod: "Wir wollen vorbereitet sein"
16.11.23 - Atemnot, Herzstechen, verschluckter Fremdkörper – das sind Situationen, bei denen es um Leben und Tod geht und Millisekunden alles entscheiden können. Um die Patientensicherheit zureichend sicherzustellen, gibt es seit mittlerweile zehn Jahren ein Pädiatrisches Simulationstraining für Kindernotfälle im Klinikum Fulda. Im Fokus steht die Verbesserung der Patientenversorgung, damit auch die Kleinen bestens versorgt werden.
O|N hat im Gespräch mit dem Oberarzt der Kinderklinik, Takanori Sasaki, nachgehakt. Als Erster in Fulda etablierte er das Simulationstraining und ermöglicht den Mitarbeitern damit, sicherer mit Notfallsituationen umgehen zu können. Sasaki arbeitet seit mittlerweile 20 Jahren im Klinikum Fulda und ist seit 2010 als Oberarzt der Kinderklinik tätig.
2013 konnte durch die Unterstützung vom Förderverein Känguruh ein Simulator mit lebensnaher Babypuppe, Steuerungscomputer und Überwachungsmonitor im mittleren fünfstelligen Betrag angeschafft werden.
Zudem wurden ausgewählte Mitarbeiter der Kinderklinik aus der Pflege und dem Ärzteteam zu einem "Train the Trainer"-Kurs geschickt, um die Ausbildung zum Simulationstrainer abzuschließen. "Es war eine große Sache für uns", findet Sasaki.
Patientenversorgung und Patientensicherheit steht im Fokus
Seither wird das pädiatrische Simulationstraining im Klinikum Fulda praktiziert. Im Fokus steht die Verbesserung der Patientenversorgung und Erhöhung der Patientensicherheit von lebensbedrohlich erkrankten oder verletzten Kindern. "Die Mitarbeiter sollen geschult werden, wie man in gewissen Notfallsituationen handelt. Sie sollen auf den schlimmsten Fall vorbereitet werden", berichtet Sasaki im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS.Einmal im Monat führt hierzu ein Expertenteam im Simulationszentrum des Klinikums solche Trainings für Mitarbeiter der Kinderklinik, aber auch für Mitarbeiter von anderen Abteilungen oder auswärtiges medizinisches Personal durch.
"Wir wollen möglichst realitätsnahe Szenarien darstellen"
In einer Übung werden Notfallszenarien anhand von speziellen Simulationspuppen und den Trainern möglichst realitätsgetreu dargestellt. Die Trainer überlegen sich ein kritisches Krankheitsbild und eine Notfallsituation, welche dann von den Teilnehmern im Szenario erarbeitet und gelöst wird. In einem Nebenraum kann die Simulationspuppe auf das Handeln des Trainingsteams hin gesteuert werden.Die Simulationstrainer beobachten dabei das genaue Vorgehen im Team. Im Fokus steht die Kommunikation, die sich als wichtige Basis in der Bewältigung von Notfallszenarien herausstellt. Im Anschluss wird das Szenario anhand der aktuellen Richtlinien der Notfallversorgung besprochen.
Wichtig ist, eine angenehme Atmosphäre für die Teilnehmer zu schaffen und sie für mögliche Situationen im Klinikalltag zu stärken. Die Resonanz zeigt immer wieder, dass das Training gut angenommen wird und die Teilnehmer mit einem guten Gefühl nach Hause gehen. "Wir möchten, dass die Mitarbeiter etwas für das reelle Leben mitnehmen. Es hilft, solche Notfallsituationen schon einmal erlebt zu haben", findet der Oberarzt der Kinderklinik.
"Ohne einen Förderverein wäre vieles gar nicht möglich"
Nicht nur die Trainerlehrgänge, sondern auch die anfallenden Kosten für technisches Material werden zu großen Teilen vom Förderverein Känguruh getragen. Der gemeinnützige Förderverein unterstützt die Kinderklinik schon lange und verfolgt seit über 25 Jahren das Ziel, Klinikaufenthalte für die Patienten und deren Angehörigen so angenehm wie möglich zu gestalten. "Ohne so einen Förderverein wäre vieles gar nicht möglich", so Sasaki.Der Oberarzt hofft auf eine stetige Entwicklung von Simulationstrainings. "Im Fokus steht die Verbesserung der Patientenversorgung, damit die Kinder in der Klinik gut versorgt werden", betont er abschließend im Gespräch mit O|N. (js) +++