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Schreinergeselle Leon Fink aus Wehrda überzeugt Jury mit Designkicker
21.11.23 - Mit dem Wettbewerb "DIE GUTE FORM" sucht hessenTischler, der Landesinnungsverband des hessischen Tischlerhandwerks, jährlich die besten Junggesellinnen und -gesellen aus den hessischen Tischler- oder Schreinerinnungen. Auch ein Schreinergeselle aus Wehrda (Haunetal, Landkreis Hersfeld-Rotenburg) ist unter den Siegern.
Im Rahmen der Siegerehrung, die am 16.11.2023 in der Galerie der Leica World Wetzlar stattfand, zeichneten die Schirmherrin, Landtagspräsidentin Astrid Wallmann, Holm Pfeiffer, stellvertretender Landesinnungsmeister, und Verbandsgeschäftsführer Hermann Hubing insgesamt vier Tischlergesellinnen und 15 Tischlergesellen aus Hessen aus, die ihre Werkstücke zur GUTEN FORM 2023 angemeldet hatten.
Das diesjährige Siegerwerkstück des Wettbewerbs DIE GUTE FORM in Hessen ist das Sideboard in Corian und Eiche von Christian Kiesau. Mit seinen ausgestellten, konisch zulaufenden Beinen und dem oval konturierten Korpus überzeugte das kompakte Sideboard die drei Mitglieder der Fachjury mit seinem sympathischen Retrodesign: "Ein sorgfältig und schön durchgearbeiteter Solitär, der ästhetisch, handwerklich und im Gebrauch überzeugt", heißt es in der Begründung. Der Stauraum des Möbels erschließt sich in der Mitte über mechanisch geführte Schubkästen und seitlich über Türen, welche den Innenradius des Korpus aufnehmen. Sein Schöpfer, Hessensieger Christian Kiesau wurde in der Gebr. Jung GmbH in Bad Vilbel ausgebildet.
Kultige Optik und solide Statik beim Designkicker
Auch der 20-jährige Leon Fink von der Schreinerei Ralf Stuckardt in Wehrda nahm teil - mit einem ungewöhnlichen Designkicker: "Die Wettbewerbsstücke sind die jeweiligen Gesellenstücke, mit denen nimmt man automatisch teil am Wettbewerb, durch die Innung. In Wetzlar sind die hessischen Innungssieger aufeinandergetroffen, das war schon ein relativer hoher Anspruch. Wir hatten in unseren Ausbildungsbetrieben 100 Stunden Zeit für unser Gesellenstück - da kann man genug Finessen unterbringen."
Der Designkicker mit Spielern aus Nussbaum und Buche und selbstgedrechselten Griffen kommt mit beleuchteter Glasplatte für die Kugeln daher: "Es war erst nur eine blöde Idee: Alle machen Schränke, warum nicht mal ein Kicker als Gesellenstück? Außer Kugellager, Stangen und Gummipuffern, die ich zugekauft habe, ist alles selbst gefertigt." Ein Kriterienkatalog mit Punktzahlen gibt die Richtung vor - verschiedene Bauarten, Schubkästen, Bänder und Beschläge geben Extrapunkte.
"Bei Fragen zu Fertigungstechniken konnte ich mich immer an Meister und Gesellen wenden - aber grundsätzlich zeigt man, was man kann." Zwei Wochen stand das Gesellenstück zur Begutachtung bereit, nicht nur die Jury, sondern auch die Öffentlichkeit konnte sich von den handwerklichen Fertigkeiten des Nachwuchses überzeugen. Am Ende konnte Fink den zweiten Platz belegen: "Nächstes Jahr geht es in München weiter, dort treten die zwei besten aus jedem Bundesland an. Einen Wettbewerb zu gewinnen, das gibt nicht nur Selbstbestätigung, sondern macht sich auch gut im Lebenslauf", so Fink.
Weitere Ränge
Pia Hellwig mit ihrem Aufbewahrungsmöbel in Esche belegte den dritten Rang. Hellwig hat in der Tischlerei Draude GmbH in Fritzlar gelernt. Finks Tischkicker zeichnet sich nach Ansicht der Jury durch "kultige Optik", solide Statik und handwerkliche Souveränität aus, die sich mit der wertigen Anmutung und hohem Spielwert ergänzen. Dazu trügen auch das hinterleuchtete Spielfeld, die zweifarbigen stilisierten Figuren und die ausgewogene Korpusgeometrie bei.
Die im unteren Bereich luftig gestaltete Stele der Drittplatzierten Pia Hellwig wurde vor allem für ihren durchdachten Aufbau gelobt. Das schlichte Gestell hebe nach Meinung der Jury den würfelförmigen Korpus auf angenehme Höhe. Hinter den zwei Winkeltüren überraschten dann die fein gegliederten Einsätze und ein Geheimfach unter dem akkurat eingepassten Boden aus Filzwerkstoff. Die Jury sprach zudem zwei Belobigungen aus: Für Theresa Hefele, ausgebildet im Beruflichen Schulzentrum Odenwaldkreis, für ihren Schreibtisch aus Esche und Leo Lehmann vom Meisterbetrieb der Waldorfschule "Die Schreinerei" in Darmstadt, der ebenfalls einen Schreibtisch zum Wettbewerb eingereicht hatte.
Die Schirmherrin Astrid Wallmann brachte ihre Bewunderung und ihren Stolz auf die Leistungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie des hessischen Handwerks insgesamt zum Ausdruck: "Der Wettbewerb und die Ausstellung sind ein hervorragendes Beispiel dafür, wie das Handwerk innovativ für sich werben kann. Dem Fachverband Leben Raum Gestaltung Hessen/Rheinland-Pfalz bin ich für die Organisation und Durchführung und den Jungesellinnen und -gesellen für ihre Teilnahme am Wettbewerb sehr dankbar. Mein Dank gilt in diesem Zusammenhang auch den vielen Betrieben, die mit viel Tatkraft die Auszubildenden fördern. Ich wünsche den Junggesellinnen und -gesellen alles Gute auf ihrem weiteren Berufs- und Lebensweg. Sie können stolz auf sich und ihre Leistungen sein, denn sie haben mit den von ihnen geschaffenen guten Formen die Grundlage dafür gelegt, dass sie ihr Handwerk im zukünftigen Berufsleben erfolgreich ausüben werden."
Berufliche und gestalterische Herausforderungen
Auch Holm Pfeiffer, Thomas Heyer, Stadtrat der Stadt Wetzlar und die Gastgeberin Geraldine Pfeffer von der Geschäftsführung der Leica Welt ermutigten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sich immer wieder neuen beruflichen und gestalterischen Herausforderungen zu stellen. Sie dankten in diesem Zusammenhang auch den Betrieben, die ihre Auszubildenden förderten und zu solch herausragenden Leistungen ermutigten.Auch Hermann Hubing, Geschäftsführer von hessenTischler, der durch die Siegerehrung führte, lobten das hohe Niveau der Wettbewerbsarbeiten. In seiner Funktion als Schulleiter und Geschäftsführer der Holzfachschule Bad Wildungen rief er die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu auf, die überreichten Schecks mit dem Preisgeld sowie die Verpflegungsgutscheine für die Holzfachschule für die eigene berufliche Weiterentwicklung zu nutzen.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer 2023
- Niklas Becker, Schreinerei Heiko Brehler, Kommode in Eiche, Bad Salzschlirf
- Felix Bodenstein, Mennickheim GmbH, Hängender Flurschrank mit Vitrine, Vellmar
- Jonas Degen, Tischlermeister Frank Bausch, Schreibtisch, Wehrheim
- Leon Fink, Schreinerei Ralf Stuckardt, Designerkicker, Haunetal
- Timon Louis Föckel, Tischlerei Schulmeyer, Sideboard aus heimischer Lärche, Rödermark
- Alexandra Freitag, Tischlerei Thomas Maul GmbH & Co. KG, Küchenmöbel aus alten Holzstufen, Freiensteinau
- Jan Frömling, Bremthaler Möbel und Innenausbau GmbH, Hängendes TV-Lowboard aus Eiche, Eppstein
- Theresa Hefele, Berufliches Schulzentrum Odenwaldkreis, Schreibtisch aus Esche, Michelstadt
- Pia Hellwig, Tischlerei Draude GmbH, Aufbewahrungsmöbel in Esche, Fritzlar
- Sina Herold, HolzArt Werkstatt für Holzgestaltung GmbH, Zeichentisch in Kernesche, Mücke
- Christian Kiesau, Gebr. Jung GmbH, Sideboard in Corian und Eiche, Bad Vilbel
- Joris König, Tischlerei Heiko Bonnet, Lowboard in Eiche, Hofgeismar
- Lars Kraft, Möller GmbH & Co. KG, Beistelltisch aus Würfeln, Großalmerode
- Leo Lehmann, Die Schreinerei - Meisterbetrieb der Waldorfschule, Schreibtisch, Darmstadt
- Lorenz Neeb, Guido Heinrich Textor, Barschrank, Marburg
- Max Nogossek, Schreinerei Theis GmbH, Standuhr mit historischem Uhrwerk, Driedorf
- Ole Schnorr, Schreinerei Zeiss GmbH, Lowboard hängend, Linden
- Gottlieb Weingart, Pfeiffer GmbH & Co. KG, Kintsugi Säule, Aßlar
- Ty Wroblewski, Schreinerei Andreas Brosy, Kommode mit Schubkasten, Bensheim
- Karin Hartmann, Mitglied des Hessischen Landtages, Vorsitzende des Kulturpolitischen Ausschusses
- Grit Weber, Kuratorin für Design, Kunst und Medien, stv. Direktorin Museum Angewandte Kunst Frankfurt am Main
- Johannes Niestrath, Fachjournalist und Tischlermeister, dds Magazin für Möbel und Ausbau