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Alle Kinder sind krank - Heizung von drei Wohnblocks seit Monaten defekt
22.11.23 - Die Luftballons vom fünften Geburtstag hängen noch über dem Sofa, aber der Junge ist krank. Fröstelnd sitzt er mit Inhalierapparat vor dem Gesicht in der kalten Wohnung. "Bitte helfen Sie uns - hier ist es seit Wochen eiskalt und unser Vermieter reagiert einfach nicht. Wir wissen nicht weiter", sagt seine Mutter. Sie und die anderen 20 Mietparteien der drei Wohnblocks in der Carl-Schurz-Straße im Münsterfeld versuchen jeden Tag, mit jemanden von der Immobilien-Verwaltung, der Firma Alpha Property in Mannheim Kontakt aufzunehmen und in Erfahrung zu bringen, warum sie bei stetig sinkenden Außentemperaturen weiter frieren müssen. Bisher ohne Ergebnis - die Verzweiflung ist groß.
Im Stockwerk über der Familie Cam, bei der beide Kinder und der Mann schwer erkältet sind, treffen wir auf eine junge Mutter mit ihrem neu geborenen Baby. Sie ist packt gerade ein paar Sachen zusammen, denn sie ist wegen der kalten Wohnung zu ihrer Mutter gezogen. "Hier ist es für das Baby einfach zu kalt", sagt sie. Auch sie und ihr Mann haben fortlaufend versucht, ihre Vermieter zu kontaktieren, bekamen wie die anderen Mieter aber immer nur die lapidare Antwort, man kenne das Problem, es werde daran gearbeitet und die Mieter müssten Geduld haben. Doch offensichtlich hat noch kein Heizungsmonteur die Heizungsanlage in Gang bringen können. Worin das bislang nicht lösbare Problem besteht, weiß aber keiner der Bewohner, sie werden einfach vertröstet, ohne dass Abhilfe geschaffen wird.
Die Frau, die uns am Dienstagmorgen telefonisch darüber informiert hat, dass sie und ihre Nachbarn seit Wochen frieren, wollte auf keinen Fall fotografiert oder mit Namen genannt werden. "Mein Mann hat schon mit mir geschimpft, dass ich überhaupt bei OSTHESSEN|NEWS angerufen habe", klagt sie. Er fürchte, dass ihnen die Wohnung gleich gekündigt würde, wenn der Vermieter wüsste, dass sie sich an uns gewandt und beschwert habe. Auf die Idee, die Miete zu mindern, sind die wenigsten der Bewohner bisher gekommen, obwohl sie auf eigene Stromkosten notdürftig mit Heizlüftern ein bisschen Wärme erzeugen. "Wir ziehen den Kindern ihre Winterjacken, Mützen und Schals auch in der Wohnung nicht aus. Nachts schlafen wir unter drei Zudecken", erzählt uns eine junge Mutter. Wärmer als 13 Grad werde es nicht in den Räumen - eine Zumutung.
Auch der Verwalter einer der drei Wohnblocks hat bislang vergeblich versucht, etwas an dem unzumutbaren Zustand zu ändern. Er weiß, dass das Problem bereits seit Mai dieses Jahres besteht und die Heizung wohl komplett erneuert werden müsste. Die Kostenfrage sei ungeklärt, aber auch seine Reklamationen würden auf die lange Bank geschoben. Für das kommende Wochenende ist ein Wintereinbruch angekündigt, was die armen Mieter der drei Wohnblocks dann anstellen, scheint den Vermieter nicht zu interessieren. Es ist ein Skandal! (ci)+++