Stefan Huber, umjubelter Regisseur mehrerer Festspiel-Inszenierungen und des Musicals "Bonifatius" in Fulda, starb im Alter von 63 Jahren. - Foto: BHF/S.Sennewald

BAD HERSFELD Festspiel-Regisseur Stefan Huber ist tot

Der Mann, der "Titanic", "Jesus" und "Funny Girl" zu umjubelten Musicals machte

24.11.23 - Stefan Huber, langjähriger Regisseur bei den Bad Hersfelder Festspielen, verstarb am Donnerstag im Alter von nur 63 Jahren. In diesem Jahr inszenierte der gebürtige Schweizer noch "Jesus Christ Superstar" und "Die Rache der Fledermaus" in der Bad Hersfelder Stiftsruine. Im Oktober wurde ihm der "Ehrenpreis der Deutschen Musicalakademie" im Berliner Theater des Westens verliehen. In Fulda war Huber für die Inszenierung des Musicals "Bonifatius" auf dem Domplatz verantwortlich.

Alen Hodzvic (links) in "Die Rache der Fledermaus" bei den Bad Hersfelder Festspielen ...Foto: Christopher Göbel

"Funny Girl" mit Katherine Mehrling. Foto: Erich Gutberlet

"Bonifatius" auf dem Fuldaer Domplatz. Foto: O|N - Archiv / Stadt Fulda

Bereits gezeichnet von seiner unheilbaren Krankheit ALS verlas sein Ehemann Alen Hodzovic, der in zahlreichen Inszenierungen ebenfalls auf der Festspielbühne stand, Hubers Dankesrede. Die Laudatio hatte der ehemalige Festspiel-Intendant Holk Freytag gehalten. "Das war dann wohl auch meine letzte Regiearbeit", so Huber in seiner Dankesrede über "Die Rache der Fledermaus", die in Bad Hersfeld sehr positiv aufgenommen wurde. Besonders bewegend: Sein Ehemann konnte die Tränen beim Verlesen dieser Passage nicht zurückhalten.

Erste Bad Hersfelder Regie mit "Anatevka"

Im Jahr 2012 inszenierte Huber zum ersten Mal bei den Bad Hersfelder Festspielen. Es war das Musical "Anatevka" mit Michael Schanze in der Rolle des Milchmannes Tevje. Der damalige Intendant Holk Freytag hatte Huber, der bereits auf zahlreichen Bühnen in Europa Erfolge gefeiert hatte, in die Festspielstadt geholt. 2014 folgte "Kiss me Kate" mit Katharine Mehrling, die auch in seiner Inszenierung von "Funny Girl" im Jahr 2019 in Bad Hersfeld mit ihm zusammenarbeitete.

Besonders beeindruckend hatte Stefan Huber die Musical-Oper "Titanic" von Maury Yeston in der Stiftsruine in den Jahren 2017 und 2018 in Szene gesetzt. "Die Stiftsruine ist ein archaischer Raum. Eine Schiffskatastrophe in einem ehemaligen Kirchenschiff zu inszenieren, bietet viele Möglichkeiten", sagte Huber damals im Interview mit mir.

Stefan Huber bei der Festspiel-Matinee 2019. Fotos: Christopher Göbel

Stefan Huber im Gespräch mit Redakteur Christopher Göbel. Foto: Ina Rumpf

Probenarbeit in der Bad Hersfelder Stiftsruine. Foto: Christopher Göbel

"Bonifatius" auf dem Domplatz

Im Jahr darauf war Huber für die Inszenierung des Musicals "Bonifatius" zum 1275-jährigen Jubiläum der Domstadt auf dem Fuldaer Domplatz verantwortlich. "Bonifatius war ein Mensch, der ein Ziel hatte. Er hatte etwas Aufklärerisches und er hat sein Lebenswerk vollbracht", so Huber damals im Gespräch. Es sei eine Herausforderung, das Musical nun mit einem 50-köpfigen Orchester, einem Chor aus rund 100 Sängerinnen und Sängern sowie einem Ensemble aus 30 bis 40 Darstellern umzusetzen. Auch hier gab ihm der Erfolg der Mega-Inszenierung recht. "Wir trauern um den wunderbaren Regisseur Stefan Huber. Wir danken ihm für seine großartige Inszenierung unseres Musicals 'Bonifatius' und werden die Show in seinem Sinne und ihm zu Ehren im August 2024 auf die Bühne bringen", schreibt Spotlight-Musicals auf "Facebook".

In Bad Hersfeld war seine letzte Inszenierung - denn "Die Rache der Fledermaus" war sozusagen für die Festspiele als Gastspiel eingekauft - das Musical "Jesus Christ Superstar" von Andrew Lloyd-Webber in diesem Jahr. Publikum und Kritik nahmen die letzte Regiearbeit Hubers, der im Sommer bereits von seiner Krankheit körperlich stark eingeschränkt war, begeistert an. Auf seinen Geist und seine Kreativität hatte die Krankheit keinen Einfluss. Er konnte jedoch nur noch mit Hilfe und Unterstützung seines Mannes und seines Teams arbeiten.

Festspiel-Intendant Joern Hinkel. Foto: Christopher Göbel

Joern Hinkel: "Sein Leben war das Theater"

"Wir sind unendlich traurig, aber auch dankbar für die Zeit, die wir mit ihm verbringen durften", so die Bad Hersfelder Festspiele über die Nachricht über Hubers Tod. "Kein noch so schön formuliertes Statement kann zum Ausdruck bringen, was ich empfinde. Mein Mitgefühl gilt vor allem seinem Mann Alen und seiner ganzen Familie, die in den vergangenen, sehr schweren Monaten voller Liebe an seiner Seite standen. Sein Leben war das Theater! Er hat so vielen tausend Menschen auf der Bühne und im Zuschauerraum unvergessliche Augenblicke geschenkt, hat uns mit seinem Humor, seiner Genauigkeit, seinem liebevollen und klaren Blick auf die Figuren, die er auf die Bühne brachte, bezaubert und uns in andere Welten eintauchen lassen. Die Bad Hersfelder Festspiele verdanken Stefan Huber einige ihrer schönsten, bewegendsten und erfolgreichsten Musical-Inszenierungen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bad Hersfelder Festspiele werden Dich, lieber Stefan, und die gemeinsame Arbeit, die pure Theater-Magie, die Du uns beschert hast, nie vergessen", sagte Festspiel-Intendant Joern Hinkel.

Stefan Huber wurde am 22. Oktober 1960 in Zürich geboren. Nach einer Ausbildung zum Schauspieler an der Hochschule für Musik und Theater in Bern trat er in zahlreichen Musical-Rollen im deutschsprachigen Raum auf. Sein Regiedebüt gab er mit dem Musical "Linie 1" in Berlin. Zu seinen Inszenierungen landauf und landab zählten nahezu allen bekannten Musicals von "Evita" über "West Side Story" bis zu "My fair Lady" oder "Sunset Boulevard". Auch Operetten gehörten zu seinem Repertoire. Huber arbeitete zudem für das Schweizer Fernsehen. Als Autor schrieb er gemeinsam mit dem Musiker Michael Frei "Pepper!", ein Beatles-Musical. Mit Kai Tietje brachte er die Spoliansky-Revue "Heute Nacht oder nie" auf die Bühne. Daneben wirkte Stefan Huber als Übersetzer einiger Werke ins Deutsche.

"Titanic" bei den Bad Hersfelder Festspielen (1017 und 2018) Foto: Christopher Göbel

"Titanic" beeindruckte Publikum und Kritiker. Foto: Hans-Hubertus Braune

"Jesus Christ Superstar" auf der Festspielbühne (2023). Foto: Carina Jirsch

Ein letztes Treffen im Sommer

Ich habe Stefan Huber im Sommer bei der Eröffnung der 72. Bad Hersfelder Festspiele gesehen und war sehr bewegt, denn ich hatte ihn als agilen, wortgewandten und vor Ideen sprühenden Mann von meinen früheren Interviews in Erinnerung. Ihn gezeichnet von seiner Krankheit zu sehen, hat mich tief berührt und traurig gemacht. Natürlich konnte ich den Wunsch der Festspielleitung verstehen, in diesem Jahr kein Interview mit ihm führen zu können.

Als Alen Hodzivic in den sozialen Medien den Tod seines Mannes am Donnerstag mit den bewegenden Worten "Vom ersten bis zum letzten Tag sich nur von Liebe sagen" publik machte, haben ihm zahlreiche Weggefährten und Zuschauer seiner Inszenierungen kondoliert. Es ist wirklich beeindruckend, zu lesen, welche Worte für Stefan Huber gefunden wurden.

Ich wünsche seiner Familie und seinem Ehemann viel Kraft für die kommende, schwere Zeit. Was bleiben wird, sind die umjubelten Inszenierungen in Bad Hersfeld, Fulda und anderswo auf der Welt, welche die Handschrift des begabten Regisseurs tragen. "Theater ist ein Moment, der nicht festgehalten werden kann", sagte mir einmal jemand. Das stimmt - doch die vielen Momente, die Stefan mit seinen Ideen und seinen Teams umsetzte, werden bleiben. In Fotos, Aufnahmen und vor allem in der Erinnerung. (Christopher Göbel) +++


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