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Florian Illies hat in "Zauber der Stille" über Caspar David Friedrich geschrieben. - Foto: : Carlos Fuchs

REGION Zum neuen Werk "Zauber der Stille"

Interview mit Florian Illies: Wenn Romantik auf Lebensfreude trifft

26.11.23 - "So elegant und mühelos erzählt. Dieses neue Buch von Florian Illies zu lesen, ist wie einen Billy-Wilder-Film zu schauen – einfach großartig". Mit diesen Worten hat der deutsche Schriftsteller und Jurist Ferdinand von Schirach "Zauber der Stille" beschrieben. In diesem Werk breitet der aus Schlitz (Vogelsbergkreis) stammende Illies, der erste journalistische Erfahrungen beim "Schlitzer Boten" und als Volontär bei der "Fuldaer Zeitung" sammelte, "erstmals die abenteuerlichen Geschichten Caspar David Friedrichs vor uns aus. Eine wilde Zeitreise zu dem Mann, der für die Deutschen die Sehnsucht erfand" (S. Fischer Verlag). 

Caspar David Friedrich war ein deutscher Maler, Grafiker und Zeichner. Er gilt heute als einer der bedeutendsten Künstler der deutschen Frühromantik. Auf Anfrage von OSTHESSEN|NEWS nahm sich der 52-jährige Florian Illies Zeit, verschiedene Fragen zu seinem Buch zu beantworten. Bekannt gemacht haben ihn unter anderem die Werke "Generation Golf", "1913: Der Sommer des Jahrhunderts" und "Liebe in Zeiten des Hasses: 1929-1939". Er ist als Autor, Journalist, Kunsthändler, Kunsthistoriker und Kurator tätig. 

OSTHESSEN|NEWS: Warum ein Porträt über Caspar David Friedrich?

Florian Illies: Weil er in der Kunst eine der großen Figuren des 19. Jahrhunderts ist, wie Goethe in der Literatur. Und weil ich mit all den Büchern, die über ihn schon erschienen sind, nicht wirklich glücklich wurde. Ich hatte immer wieder das Gefühl, die Bücher sprechen nur den Kopf an - Friedrich aber spricht das Gemüt an. Und darüber wollte ich ein Buch schreiben.

OSTHESSEN|NEWS: Was kann uns der Maler heute, 2023, sagen?

Florian Illies: Ich glaube, da kommen gerade ganz viele Dinge zusammen. Friedrich war offensichtlich für die Deutschen ein ganz besonderer Mann. Er hat immer ihre Gefühle berührt. Der "Mönch am Meer" tröstet den Kronprinzen Friedrich, als der, 15-jährig, seine Mutter verliert und daraufhin das Bild kaufen will. Heinrich von Kleist fühlt sich von dem Bild des Verlorenen in seiner eigenen Verlorenheit erkannt und wird dann wenig später Selbstmord begehen. Kunst kann eine andere Wirklichkeit erschaffen, eine andere Ebene der Inspiration, des Trostes, natürlich auch der Aufwühlung.

Der 52-Jährige ist als Autor, Journalist, Kunsthändler, Kunsthistoriker und Kurator ...Matthias Bothor

Die Burgenstadt Schlitz im Vogelsbergkreis. Heimat von Florian Illies. ...Foto: O|N - Archiv

Jeden Tag werden wir auf unseren Handys und in den Zeitungen mit diesen schrecklichen Bildern aus dem Krieg in der Ukraine und aus dem Nahen Osten konfrontiert. Das ist die blutige, schreckliche Realität des Jahres 2023. Und natürlich führt so eine Situation dazu, dass wir Sehnsucht nach einer Welt haben, in der es Hoffnung gibt, die eine Möglichkeit von Frieden und eine im weitesten Sinne Lösung der irdischen Probleme verheißt. Und das steckt eben faszinierender Weise in diesen Friedrich-Landschaften.

In Friedrichs Himmeln gibt es diesen Zauber der Stille, und aus dieser Stille seiner Landschaften erwächst etwas, und das ist erst einmal das Schönste, was sie einem schenken, dass man vor ihnen selbst still wird. Beim Betrachten werden wir mit Kraft aufgeladen. Und: Dieser Blick auf die Natur, den der Maler etabliert hat, wird plötzlich auch sichtbar als eine mögliche Richtschnur für uns heute, da uns der Klimawandel vor Augen führt, dass die Natur in höchstem Maße gefährdet ist. 

OSTHESSEN|NEWS:  In rbb-Kultur heißt es, Sie sähen sich als "Wahlverwandten des kauzigen und heimatlosen Künstlers". Ist das zutreffend?

Foto: S. Fischer Verlag

Florian Illies: Er war schon ein sehr sonderbarer Kauz. Sternzeichen Jungfrau, Aszendent Jungfrau, von einem großen Bestreben nach Sauberkeit durchdrungen. Er war menschenscheu, verkleidete die Fenster seines Ateliers, damit er die Sonne nicht sehen musste. Er wollte nie nach Italien. Alles Dinge, die mir sehr fremd sind. Aber es fasziniert mich. Er war ein schwermütiger Mensch, hatte früh viele Schicksalsschläge. Friedrich hatte aber zum Glück einen guten, trockenen Humor - und ein großes Herz. Also, er ist mir schon sehr nah als Figur und es war sehr schön, ihm beim Schreiben über die letzte Zeit sehr nahezukommen.

OSTHESSEN|NEWS: Warum dieses generelle Faible für historische Epochenporträts?

Florian Illies: Mir geht es nicht um das Abarbeiten historischer Daten, sondern um das sinnliche Nachempfinden. Deshalb vertiefe ich mich während des Schreibens in Musik, Literatur und Kunst des jeweiligen Jahrhunderts. Ich möchte die Vergangenheit mit meinen Büchern in lebendige Gegenwart verwandeln. Das ist es, was mich interessiert, all die kurzen Miniaturen zu den großen historischen Panoramen und Epochenporträts zu verweben.

OSTHESSEN|NEWS: Sind Sie denn noch manchmal in Ihrer osthessischen Heimat, genauer in Schlitz? 

Florian Illies: Ja, ich bin sehr gerne in Schlitz, fühle mich da immer noch sehr wohl, "Romantik trifft Lebensfreude" ist ja das Motto der Stadt und dazu passt natürlich ein Buch über den größten deutschen Romantiker sehr gut. (Bertram Lenz) +++


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