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Christina Lander ist Autorin bei OSTHESSEN|NEWS für die Serie NACHGEDACHT. - Archivfoto: Hendrik Urbin

REGION Von Christina Lander

Nachgedacht im November - Heute schon dekoriert?

26.11.23 - Heute ist Totensonntag, Christkönigssonntag und auch der letzte Sonntag im Kirchenjahr. Der November mit all seinen Erinnerungen und Gedenken rund um den Tod steckt in den letzten Zügen, bald beginnt der Advent. Gerade in der letzten Woche stieß ich in diesem Zusammenhang oft auf eine Debatte rund um das Dekorieren, sowohl im realen Leben als auch in den sozialen Netzwerken stellten sich viele die Frage: Darf man schon weihnachtlich dekorieren oder ist das vor Totensonntag ein absolutes No-Go?

Bei mir zuhause ist noch nichts von Advent und schon gar nichts von Weihnachten zu sehen, Kürbisse und herbstliche Kränze stehen noch für das dominierende Thema Herbst im Haus. Aber warum nehme ich das so ernst? Tatsächlich habe ich gleich mehrere Gründe für mich, die es mir innerlich "verbieten", vor Totensonntag die Adventszeit zu beginnen.

Der erste Grund ist, dass es sich für mich einfach nicht richtig anfühlen würde, beinahe so, als ob ich Silvester eine Woche zu früh feierte. Doch der zweite Grund liegt im Rhythmus des Jahres begründet und ist noch wichtiger: Der November steht für das Ende des Kirchenjahres und widmet sich - beinahe gleich seiner Erscheinung - den traurigen, düsteren Themen unseres Lebens. Der November gibt mit seinen christlichen Festen Allerheiligen, Allerseelen und Totensonntag Anlass, zu trauern, sich zu erinnern, über Leben und Sterben nachzudenken. Es ist ein Monat, der sich ganz bewusst den schwierigen Themen im Leben widmet.

Tatsächlich ist der November mit seinen Erinnerungsangeboten für unser persönliches Reifen grundlegend: Die Erkenntnis und die Erfahrung, dass es im Leben nicht immer nur um die glänzenden Momente geht, dass das Leben viel von uns verlangt und uns viel nimmt - dies anzuerkennen, ist ungeheuer schmerzlich, beinahe grausam. Aber der einzige Weg zu wahrer Heilung und zurück zum Leben.

Dass wir den Weg des Lebens wählen und nicht in einem ewigen November verharren, das wünscht sich Gott für uns: Der christliche Glaube bleibt ja gerade nicht in der Düsternis stehen, sondern gibt mit dem Advent das Angebot, nach der Leere und der Trauer des Novembers wieder auf den Weg zu gehen, auf den Weg zu einem intensiveren Leben, wie es uns Weihnachten mit der Geburt des Gotteskindes zeigen will. Sind wir durch die Zeit gegangen, die nachdenklich und melancholisch macht, wartet etwas auf uns, das uns Stück für Stück, Sonntag für Sonntag wieder zurück ins Leben holen möchte: das Licht, das jede Woche im Advent mehr wird und sich uns im Weihnachtsfest ganz offenbart. 

Das alles überspringen zu wollen, halte ich für nicht ratsam. Meines Erachtens überdeckt es den wahren Sinn von Weihnachten. Die Phasen einfach auszuklammern, endet darin, dass Weihnachten nur viel zu früh ohne Anlass gefeiert wird, ein berauschendes Fest mit zu viel Kalorien und zu viel Krempel. Wir haben verlernt, still zu sein, auf etwas zu warten, nachzudenken, in unsere Mitte zu kommen. Dazu lädt uns der November und der Advent jedes Jahr aufs Neue ein. Und wir werden belohnt, unser Warten, unsere Arbeit an uns selbst, das Suchen nach etwas Höherem, nach dem Stern, wird uns geben, was wir so nötig brauchen: wahre Liebe und echtes Leben. +++


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