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Das Nervenspiel geht wieder los: Was wird aus Galeria Karstadt Kaufhof?
01.12.23 - Die Sorgen lassen nicht nach bei den Mitarbeitern der deutschen Kaufhauskette Galeria, zu der Kaufhäuser von Karstadt und Kaufhof gehören - darunter auch der verbliebene Standort am Fuldaer Uniplatz. Denn nach dem Insolvenzantrag des Immobilien- und Handelskonzerns Signa unter dem österreichischen Immobilienmakler René Benko ist die Zukunft - wieder einmal - höchst ungewiss. Und dies, nachdem es im März zumindest den Anschein gehabt hatte, als würde endlich Ruhe einkehren.
Aktuell überschlagen sich die Mutmaßungen darüber, was aus dem Unternehmen wird, das bereits zweimal ein Schutzschirmverfahren durchlaufen und in der Corona-Krise 680 Millionen Euro vom deutschen Staat bekommen hat. "Spiegel Online" zufolge hat die schweizerische Signa Retail Selection AG, zu der auch Galeria gehört, bei Gericht inzwischen Gläubigerschutz beantragt. Ziel sei, die Signa Retail Selection AG abzukoppeln und geordnet zu liquidieren.
Um es auf den Punkt zu bringen: Der ganze Vorgang ist ein einziges Trauerspiel, das auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen wird, die in der Vergangenheit schon finanzielle Einbußen hatten hinnehmen und Opfer bringen müssen. Von dem aufreibenden Hin und Her, zwischen Hoffen und Bangen, ganz zu schweigen. Das Vertrauen, das man in den Immobilienmakler Benko gesetzt hatte, ist nun maßlos enttäuscht worden. Dessen ganzes Geschäftsgebaren mit undurchsichtigen wirtschaftlichen Verflechtungen droht jetzt wie ein Kartenhaus einzustürzen. Die Frage ist, wer noch alles in diesem Strudel mitgerissen wird. So könnten Bauunternehmen oder auch Banken betroffen sein.
Auch im Fuldaer Stadtschloss wird man die Vorgänge ganz genau beobachten. Dies auch vor dem Hintergrund der sicherlich nicht aus der Luft gegriffenen Prognose, dass die Benko-Pleite massive Auswirkungen auf das Bild der deutschen Innenstädte haben dürfte. Die Barockstadt war ja einstmals Standort zweier Kaufhäuser gewesen, bis sich am 16. Oktober 2020 die Tore von Galeria Kaufhof in der Rabanusstraße endgültig geschlossen hatten. Nach über 60 Jahren war damit die Ära des traditionsreichen Warenhauses, ehemals "Kerbersch Koarl", unwiderruflich zu Ende gegangen. Übrig geblieben war das"Karstadt"-Haus am Uniplatz, das für sich einen ganz markanten Bau darstellt.
Das Weihnachtsgeschäft dürfte die trüben Gedanken zunächst einmal übertünchen, doch danach wird die raue Wirklichkeit in diesem Trauerspiel alle Beteiligten einholen. In erster Linie die Mitarbeiter, welche einmal mehr zum Spielball von verwinkelten wirtschaftlichen Prozessen geworden sind. Und es scheint, als habe man - auch von politischer Seite - Benko viel zu lange schalten und walten lassen. Was für sich alleine schon ein Skandal ist. (Bertram Lenz) +++