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Ex-Bürgermeister Daniel Glöckner schreibt Buch
09.12.23 - Seit drei Wochen ist die Ära von Daniel Chr. Glöckners (FDP) als Gelnhausens Bürgermeister vorüber. Doch er bleibt ein Kind der Barbarossastadt. KINZIG.NEWS hat den 46-Jährigen im Altstadt-Café zu einem Gespräch bei Orangenlimonade (2,90 Euro) und Rindswurst mit Brot (nicht scharf, 3,90 Euro) getroffen. Ein 90-minütiger Austausch über Glöckners Amtszeit als Bürgermeister, die Wochen danach und seine Pläne für die Zukunft.
Gut gelaunt und entspannt spaziert Daniel Glöckner ins Altstadt-Café. Ein "Hallo" hier, ein "Gude" da. Die Leute kennen ihn, die Leute grüßen ihn, sie mögen ihn. Nur gewählt haben sie ihn nicht ausreichend.
Er habe sich natürlich schon Pläne für die Zukunft gemacht, so der Ex-Bürgermeister. Doch so recht in die Karten schauen lassen will er sich noch nicht, womit er in Zukunft sein Geld verdienen wird. "Sicher ist: ich werde meinen Hauptwohnsitz in Gelnhausen behalten." Er ist ein Kind Gelnhausens, liebt die Stadt - und kann kaum ohne sie.
Glöckner: "Lieber in einer anderen Zeit Bürgermeister gewesen"
Auch wenn er nach seinem letzten Tag als Bürgermeister am 15. November erstmal "abgehauen ist." Eine Woche Kultur-Urlaub, Dessau. Das Bauhaus-Erbe wollte er sich mal genauer ansehen. Genossen habe er die Zeit. Einfach mal allein Essen gehen, ohne Gesprächspartner. Eine Stunde lang habe er sogar auf einer Parkbank gesessen und in die Ferne geblickt - sonst nichts. Das habe gutgetan. Auch für spontane, ausgelassene Treffen mit Freunden und Familie habe er nun häufiger Zeit.Sechs Jahre lang war das undenkbar für ihn. Glöckner, der emotionale Kultur- und Genussmensch, wurde als Bürgermeister notgedrungen zum Krisen-Manager. Seine Amtszeit, eine, die vollgepackt mit Herausforderungen war: Global Corona, in Europa der Krieg in der Ukraine, national gab es Energie-Engpässe und Inflation, dazu Mittlauer Weg, Kaufhaus JOH und die Stadthalle in Gelnhausen.
Könnte er es sich aussuchen, wäre er "lieber in einer anderen Zeit Bürgermeister gewesen", sagt er heute. Glöckner, der stundenlang über die Geschichte der Barbarossastadt sprechen könnte und es als Stadtführer (will er wieder werden) jahrelang tat, ist ein Feingeist, der von Kultur nicht genug bekommen kann. Die Geschichte des Bürgermeisters Daniel Glöckner ist auch eine von einem, der angetreten ist, um zu gestalten und schlussendlich vor allem verwalten musste.
Glöckner will nicht in Landtag oder Bundestag
Bei seiner offiziellen Abschiedsfeier sagte Gelnhausen-Plus-Ikone Pia Horst über Glöckner: "Manche Blüte Deiner Amtszeit wird man erst in einigen Jahren sehen." Glöckner: "Auch auf kommunaler Ebene braucht es eine gewisse Zeit, bis Dinge erst umgesetzt und dann auch sichtbar werden." Sein Traum, Bürgermeister der Barbarossastadt zu sein, hielt (nur) eine Amtsperiode an. Das ist alles, was er politisch wollte - Landtag und Bundestag, kaum eine Option für ihn. Zu weit weg von den Menschen, zu wenig direkter Gestaltungsraum, zu viel Fraktionszwang. Er und das Bürgermeisteramt, das habe schon gepasst.Und trotzdem: Von Wehmut ist kaum noch etwas zu spüren. Glöckner wirkt gelöst und ist es auch, so berichtet er es KINZIG.NEWS. Nun blicke er zurück, läuft durch die ihm so bekannte Altstadt Gelnhausens und nimmt sie "doch ganz neu wahr." Dinge, über die er sich früher aufgeregt habe, nehme er jetzt gelassener hin. Mal, weil er als Bürgermeister gelernt habe, dass auch für den ersten Bürger einer Stadt die Handlungsmöglichkeiten begrenzt seien. Anderes Mal ist er gerade deswegen erleichtert, weil der Bürgermeister etwas dagegen tun müsse, aber es ja nun nicht mehr seine Aufgabe sei.
Bis das bei allen Gelnhäusern ankommt, wird aber noch eine Weile dauern, so Glöckner. Immer wieder begrüßen ihn Leute als Bürgermeister, fragen nach Rat, haben Beschwerden. "Sie kommen x Tage zu spät", sage er dann oft. Zuletzt habe er Grundschülern, als sie ihn grüßten, erklärt, dass er nun nicht mehr Bürgermeister von Gelnhausen sei. "Die kennen ja nur mich als Bürgermeister. Ich war für sie der Erste."
Kein Kommentar zur Arbeit Litzingers
Sein Nachfolger, Christian Litzinger (CDU), sei für die Grundschüler der zweite. Das klingt aus den Worten des Alt-Bürgermeisters nicht zwangsläufig wie ein Lob. Doch Glöckner hat sich vorgenommen - auch wenn er "natürlich eine Meinung habe" - die Entscheidungen und die Politik seines Nachfolgers nicht zu kommentieren. "Das gehört sich nicht. Jeder Bürgermeister geht einen eigenen Weg und macht aus seiner eigenen Sicht das Beste für die Bürger."Stattdessen beschäftigt sich Glöckner mit seiner eigenen Amtszeit. Im Nachhinein hätte er gerne direkter mit den Menschen kommuniziert, vielleicht eine eigene Kolumne geschrieben. Dann würden die Gelnhäuser manche seiner Entscheidungen besser verstehen, so Glöckner. Doch im Nachhinein sei man immer schlauer.
Buchprojekt: "Guten Morgen, Herr Bürgermeister
Aktuell schreibt Glöckner an einem Buch über seine Zeit als Bürgermeister. "Guten Morgen, Herr Bürgermeister" sei der Arbeitstitel. Kapitel mit Titeln wie "Mohnzopf mit Salami" beherbergen witzige Anekdoten aus seiner Amtszeit. Aber auch über ernste Themen wie die "(a)sozialen Medien", die wie ein Brandbeschleuniger wirkten, macht sich Glöckner in seinem Buchprojekt Gedanken. Grundsätzlich wird er, wenn Glöckner philosophiert, wie transparent ein Bürgermeister der Öffentlichkeit gegenüber sein sollte ("Alles hat Grenzen").Noch besteht das Buch-Projekt aus einer Ansammlung von Gedanken. Eines Tages möchte er es aber tatsächlich veröffentlichen. Feixend merkt er an: "Wenn sich überhaupt jemand dafür interessiert". Gelnhausens Ex-Bürgermeister Daniel Christian Glöckner, er ist wirklich gelöst. (tby) +++
Dieser Artikel erschien zuerst bei KINZIG.NEWS.