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Giftige Chemikalien in Kassenbons und Quittungen
06.01.24 - Kassenbons sind allgegenwärtig in unserem Alltag. Wir erhalten sie beim Einkaufen, Tanken oder beim Besuch von Restaurants. Rund 23,1 Milliarden Kassenbons werden dabei jährlich in Deutschland ausgestellt, das entspricht 1,9 Milliarden Kassenzetteln im Monat - eine gigantische Menge. Manche behaupten aber, dass sich hinter den scheinbar harmlosen Quittungen eine unsichtbare Gefahr verbirgt: giftige Chemikalien. Stimmt das?
Die meisten Kassenbons werden mit sogenannten Thermopapieren gedruckt. Diese Papiere enthalten oft Bisphenol A (BPA) oder Bisphenol S (BPS), Chemikalien, die als Entwickler für die Thermoreaktion dienen. Beide Substanzen gehören zu den Bisphenolen, die in zahlreichen Studien mit gesundheitlichen Risiken in Verbindung gebracht wurden. BPA, ein weit verbreiteter Bestandteil von Kunststoffen, steht im Verdacht, hormonelle Störungen auszulösen und das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und sogar Krebs zu erhöhen. Seit 2020 ist BPA in Kassenbons innerhalb der EU verboten. BPS wird daher oft als Ersatz für BPA verwendet. Es hat ähnliche Eigenschaften und kann ebenfalls negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Besorgniserregend ist, dass diese Chemikalien von den Kassenbons leicht auf die Haut übergehen können. Zudem ist nicht auszuschließen, dass Händler Restbestände der alten Bonsorte aufbrauchen.
Umstrittene Gefahr
Dennoch bleibt die tatsächliche Gefahr durch diese Chemikalien fraglich. Bisher wurde kein Fall bestätigt, bei dem der Kontakt mit Kassenbons tatsächlich schädlich für den Menschen ist. Hinzu kommt, dass inzwischen viele Supermärkte auf sogenanntes ökologisches Thermopapier setzen. Tegut schreibt dazu nach Anfrage von OSTHESSEN|NEWS: "BPA ist seit 2020 in Kassenbons in der EU verboten. Wir setzen bei Tegut ausschließlich Thermodrucker mit einem Druckerpapier ein, das laut Hersteller frei von problematischen Stoffen wie BPA und BPS ist und im Altpapier entsorgt werden kann. Wir haben uns nicht nur aus Umweltschutzgründen zu dem Schritt entschieden, sondern auch, um unsere Mitarbeitenden zu schützen, die täglich sehr viele Kassenbons anfassen müssen. Sie erkennen dies im Laden daran, dass die Kassenbons blau sind."O|N-Arzt Adrian Böhm gibt seine Einschätzung
Auch O|N-Arzt Adrian Böhm steht der ganzen Thematik eher skeptisch gegenüber: "Es ist umstritten, ob diese Chemikalien für den Mensch schwer schädlich sind und welche Auswirkungen diese haben. Zudem ist auch unklar, wie viel Bisphenol überhaupt durch die Finger vom Körper aufgenommen wird. Dies wird wahrscheinlich äußerst wenig sein."
In Anbetracht der Umstrittenheit der giftigen Chemikalien in Kassenbons, ist es daher eher unwahrscheinlich, dass der alltägliche Kontakt mit Kassenzetteln wirklich schädlich für den Körper ist. Hinzu kommt, dass bereits viele Supermärkte auf ökologisches Thermopapier setzen und damit das Risiko bereits minimieren. Die potentielle unsichtbare Gefahr allerdings zu 100 Prozent auszuschließen, kann man letztendlich aber wohl auch nicht. (ms) +++