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Robert Nolte: Der Sport hat mich aufgefangen, der Handball mir so viel gegeben
24.12.23 - Er ist einer der bemerkenswertesten Sportler in Nord- und Osthessen. 40 Jahre war er ununterbrochen für den Sport da. Und er ist, auch wenn er sein Traineramt bei der TG Rotenburg im Sommer dieses Jahres niederlegte, noch immer mittendrin. Gemeint ist Robert Nolte, der Anfang April kommenden Jahres 60 wird. Er lebt für den Handball - und er tat dies auch für den Tennissport. Osthessen|News traf sich mit ihm - und durfte daran teilhaben, an seiner Persönlichkeit zu schnuppern. Und der ein Stückchen näherzukommen.
Lesen Sie im ersten Beitrag dieser zweiteiligen Geschichte, wie der Sport ihn nach Schicksalsschlägen auffing. Teil zwei beschäftigt sich mit den Handball-Stationen dieses im positiven Sinne verrückten und leidenschaftlichen Sportlers. Auch, welche Rolle das Tennis in seinem Leben einnahm. Und, um nicht zu viel zu versprechen: Es ist noch mehr.
Siege und Erfolge schmücken jeden. Wer möchte, kann sich die ans Revers heften. Auch Robert Nolte hatte die zur Genüge in seinem Leben. Doch es kommt ein anderer Aspekt hinzu, den der Sport bewirken kann. Einer, den manche spüren, viele aber nicht sehen. Nolte spürte ihn. Fühlte ihn. Und wie.
Früher Verlust von Vater und Mutter - der Sport half
Und er vergisst das nicht. "Ich war 18, als mein Vater gestorben ist", sagt er, "ich habe damals bei der TSG Hofgeismar in der A-Jugend-Oberliga im Handball gespielt". Am 29. Dezember jährt sich dieser Tag wieder, und Nolte fügt hinzu: "Da war für mich wichtig, dass ich 'ne Struktur hatte." In diesem Alter. Nolte orientierte sich am Handball. Der Sport fing ihn auf. Drei Monate später musste er sein Abi schreiben. Englisch und Sport waren seine Leistungsfächer in der gymnasialen Oberstufe.
Eine der wesentlichen Erkenntnisse seines Lebens: Er habe viel für den Sport gegeben, "doch der Sport hat auch mir viel gegeben". Der Sport - insbesondere der Handball - war ihm zur Stütze geworden. Erstmals war das beim Verlust seines Vaters so. Ein zweites Mal bei seiner Mutter. Auch die verstarb "relativ früh", wie Nolte es nennt. "Einen Tag später bin ich ins Training gefahren. Zu Martin Becker." Becker war einst ein in Hersfeld bekannter Handballer, einer, der Handball auch vermitteln konnte und imstande war, sein Fachwissen an andere weiterzugeben. Verknüpfungspunkte hatten sie einige, Becker und Nolte spielten gemeinsam beim TV Eitra in der Handball-Bundesliga.
"Es war meine Art, mit Schmerz oder Verlust umzugehen"
Nolte hatte erkannt: "Ich wusste, dass es mir guttun würde, einen Tag nach dem Tod meiner Mutter ins Training zu fahren. Es war meine Art, so mit Schmerz oder Verlust umzugehen. Ich hatte das bei meinem Vater schon mal erlebt. Die Schmerzen mussten raus. Das geht durch Sport." Er habe große Trainer als Handballer gehabt, fügt er in diesem Zusammenhang hinzu. "Bei allen ging es darum, hart zu trainieren."
Doch im Gegensatz dazu - welche Rolle der Sport beim Verlust geliebter Menschen spielt und wie er helfen kann - pflastern natürlich viele positive Momente seinen Weg. An einen erinnert er sich genau. Auch wenn der 20 Jahre her ist. Fast. Es war der Tag, an dem Robert Nolte 40 wurde. "Wir haben im Bürgerhaus in Rotensee eine Riesen-Party gefeiert", sprudelt es aus ihm heraus, "zuvor hatten wir mit dem TV Hersfeld Handball gespielt in der Geistalhalle. Ich hatte meinen Leuten schon Eintrittskarten gegeben. Sie konnten zum Handball gehen - und nachher zur Party". Wer feiern will, der kann auch.
Eine Riesen-Party zum Vierzigsten - mit Afro Perücke
Und Nolte wurde überrascht. Heftig überrascht. "Die Jungs", sagt er, "etwa 150 waren es, hatten 'ne alte Kultband aus meinen wilden Zeiten engagiert. Eine damals sehr bekannte Punkband." Nolte war - es ist nicht überliefert, wie oft das vorkam - ergriffen. "Die Feier lief. Und ich hab' gedacht, die wollten mir ein Ständchen spielen". Doch es kam anders. Philipp Kaufmann, wie Becker und Bernd Edleditsch einstige Hersfelder Handball-Größen, schälte sich als "großer Initiator" dieser Party heraus. Er bat Nolte auf die Bühne. Und die Post ging ab. "Kaufmann hat mir so eine Afro Perücke aufgesetzt. Ich hab' mitgesungen. Und das war 'ne ganze Menge."Robert Nolte, in Verden an der Aller geboren, dort auch getauft, aber in Hofgeismar aufgewachsen und seine Schulzeit hier verbracht, legte sein Traineramt des Handball-Landesligisten TG Rotenburg im Sommer nieder. Nach elf Jahren. Er hatte es seiner Frau Daniela am Silvestertag vergangenen Jahres versprochen. 40 Jahre war er ununterbrochen da für den Sport. "Von daher finde ich das mehr als fair zu sagen, ich mach' mal 'ne Pause."
"Mir hat der Handball so viel gegeben"
Mal geht er Skifahren, mal guckt er sich sein Handball-Team bei der TGR an. Die hat er jüngst öfter gesehen. Natürlich. Erst vor ein paar Tagen wollte er mit seinem dicken Kumpel Georg Rüppel nach Kassel, um sich das Bundesliga-Spiel der MT Melsungen gegen Gummersbach anzusehen. Das mussten beide aber lassen. "Ich habe das DYN-Abo, es gibt schon noch Möglichkeiten. Von daher bin ich noch mittendrin."
"Es ist halt so 'ne Phase. Ich sage ja nicht grundsätzlich nein." Es ist klar: Er meint, wieder aktiv und verantwortungsvoll etwas zu tun. "Ablassen vom Sport, das will ich nicht. Mir hat der Handball so viel gegeben." (wk)
Lesen Sie am Montag also Robert Noltes Stationen als Handballer - von Hofgeismar über Herleshausen, Göttingen, Eitra, die Hersfelder Vereine Hessen und den TVH - und die TG Rotenburg. Nicht zu vergessen: seine Leidenschaft im Tennis. Als Trainer und Spieler. Eng damit verknüpft ist auch sein beruflicher Werdegang. +++