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Bürgermeister Wilfried Hagemann tritt bei kommender Wahl nicht noch einmal an
26.12.23 - Politischer Paukenschlag an Weihnachten in der Gemeinde Ludwigsau (Landkreis Hersfeld-Rotenburg): Der derzeitige Bürgermeister Winfried Hagemann (SPD) kündigte in einer Pressemitteilung an, bei der künftigen Bürgermeisterwahl im Frühjahr nicht antreten zu wollen. Der 63-Jährige wird damit nach einer Amtszeit seine Aufgabe weitergeben.
Die Bewerbungsfrist für die Wahl im Frühjahr ist am 25. Dezember abgelaufen - bislang hat sich mit Patrick Kuhn (parteilos), dem derzeitigen Vorsitzenden der Gemeindevertretung, lediglich ein Kandidat für den Rathaussessel beworben.
Die Erklärung von Wilfried Hagemann im Wortlaut: "Ich in meiner Person, als amtierender Bürgermeister stehe an einem Scheidepunkt. Es gilt nicht nur eine Entscheidung des Herzens, sondern auch der Vernunft zu treffen. Im kommenden Jahr steht in unserer so schönen und liebenswerten Gemeinde, welche ich mich immer verbunden gefühlt habe, welcher ich mein ganzes zeitliches Engagement gewidmet habe, die Neuwahl des Bürgermeisters an.
Mit Herzblut habe ich nicht nur seit meinem Wechsel vom Landkreis Hersfeld-Rotenburg im Jahre 2008 zur Gemeinde Ludwigsau, sondern auch die Kandidatur zum Bürgermeister, diese Herausforderung begleitet. Persönlich und beruflich war es stets die innere Einstellung, sich neuer Aufgaben zu stellen, ruhe- und rastlos das Angebot in der kommunalen Selbstverwaltung gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern im gemeinsamen Miteinander zu verbessern. Zum Wohle des gemeinsamen Miteinanders und eines funktionierenden Verwaltungsapparates. Ich war Ausbildungsleiter in jungen Jahren, in der Außenprüfung, der Rechnungsprüfung, Kreiskassenleiter und Leiter des Immobilienmanagements. Die Kontakte der damaligen Zeit erfüllen mich heute noch mit Freude.
Dank an die Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung
In Ludwigsau haben wir die Umsetzung der kommunalen doppischen Buchführung ohne zahlungsintensive Beraterverträge geschafft. Wir haben der Gemeinde viel Geld gespart. Dafür meinen herzlichsten Dank an meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir haben ausgeglichene Haushalte vorgelegt und Ludwigsau eine finanzielle Unabhängigkeit bewahrt.Persönlich habe ich mich im Jahre 2018 zur Wahl im Bürgermeisteramt entschieden. Die Bürgerinnen und Bürger haben mir ihr Vertrauen geschenkt. Ich hoffe, dass ich dies mit Abstrichen rechtfertigen konnte. Viele Dinge haben sich hierbei meiner persönlichen Einflussmöglichkeit entzogen. Inwieweit mir all dies gelungen ist, mögen die Bürgerinnen und Bürger beurteilen. Mein Dank gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung, der Kindergarteneinrichtungen, des Bauhofs und den ehrenamtlich Aktiven für ihr Engagement. Ein besonderer Dank gilt unseren Wehrkameradinnen und Wehrkameraden, die mich unaufhörlich von ihrer Kompetenz und ihrem unbändigen Willen fasziniert haben. Das ist schon einmalig und deswegen bin ich immer wieder an ihren Einsatzorten erschienen. Aber auch des Zuspruchs aus der Mitte unserer Gemeinschaft, den Einwohnerinnen und Einwohnern, mit welchen ich viele Momente der Glückseligkeit erleben durfte.
Dankbar bin ich der konstruktiven Mitarbeit, den Mandatsträgerinnen und Mandatsträgern der Mehrheitsfraktion, der Ortsbeiräte, ohne deren Zustimmung eine Umsetzung der Projekte nicht möglich gewesen wäre.
Eingangs habe ich auch den Aspekt der Vernunft genannt. Dieser sagt mir, dass ich im kommenden Jahr 2024 mein 64.-zigsten Lebensjahr begehe. Trotz des Alters, der Herausforderungen, welche sich unsere kommunale Gemeinschaft stellen muss, gilt es loszulassen. Nochmals eine Amtszeit von sechs Jahren. Dann wäre ich im 70. Lebensjahr. Viele Veranstaltungsteilnehmer würden sich dann fragen, was will denn der "Alte" hier?
Junge Generation eine Chance geben
Einer jungen Generation mit neuen Ideen und Engagement die Gestaltungsfreiheit zu eröffnen. In all meinen Stationen habe ich immer der Jugend eine Chance gegeben, sie herangeführt. So auch in unserer Gemeinde. Wir haben zwei tollen, intelligenten Auszubildenden in meiner Zeit weitere Möglichkeiten der individuellen Entwicklung eröffnet.Wir leben in einer Zeit der Veränderungen, manche nennen es "Zeitenwende". Trotzdem sollten wir unser Mühen um das gemeinsame Miteinander nicht aufgeben. Der Kontext ist schwierig, darf aber zu keiner Relativierung führen. Hat erst kürzlich dieser Tage die Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache das "Wort des Jahres" benannt. Es lautet "Krisenmodus".
Die Gesellschaft befindet sich seit 2020 im "Krisenmodus". Erst die Corona-Pandemie, dann der Überfall Russlands auf die Ukraine, die Energiekrise, die Bildungsmisere und die jüngsten Geschehnisse in und um Israel. Der Ausnahmezustand ist zum Dauerzustand geworden. Das löst bei den Menschen Angst, Unsicherheit und Ohnmacht aus. Diese Gefühle beherrschen den Alltag und man weiß nicht, was kommt noch? Dies spiegelt die Realität wider und die Realität ist derzeit ziemlich düster. Dies hat meine Amtszeit nicht gerade erleichtert. Trotzdem haben wir an einer funktionierenden, in die Zukunft ausgerichteten Verwaltung und an unseren Projekten festgehalten. Wir haben uns den Herausforderungen gestellt.
Persönlich habe ich mit mir lange gerungen, eine Entscheidung nicht leicht gemacht. Die Familie eingebunden und letztlich, getreu dem Westfälischen Frieden vor 375 Jahren, zu dem Schluss gekommen: 'Wenn du eine Lösung hast, ziehe einen Schlussstrich und schaue nicht mehr zurück'."
OSTHESSEN|NEWS wird natürlich über weitere Neuigkeiten über die politische Landschaft in der Gemeinde berichten. (kku/pm)+++