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Für dieses Bauvorhaben in Eichenzell hat der Landkreis Fulda einen Baustopp angeordnet. - Fotos: Katharina Geppert

EICHENZELL Wirbel um Investoren ohne Baugenehmigung

Landkreis verhängt Baustopp: "Die notwendigen Bedingungen liegen nicht vor"

06.01.24 - Ist ein Baustopp angeordnet, müssen alle Bauarbeiten sofort eingestellt werden - das gilt nun auch für den weiteren Bau von Gewerbehallen der Sölgenräth GmbH im Industriepark Rhön in Eichenzell-Welkers (Landkreis Fulda). Der Grund: Laut dem Kreisbauamt gibt es keine gültige Baugenehmigung für das Vorhaben.

Schon seit Wochen sorgt der Bau von Gewerbehallen im Industriepark Rhön für politischen Zündstoff und heftige Diskussionen in der Bevölkerung von Eichenzell. OSTHESSEN|NEWS hat in dieser Sache recherchiert und sich bei den Verantwortlichen über den aktuellen Stand der Dinge informiert. Gesprächspartner waren dabei der Landkreis Fulda als zuständige Bauaufsichtsbehörde, CDU-Fraktionsvorsitzender Julian Rudolf sowie die Investoren des Bauprojekts Joachim Weber und Klaus Schleicher (beide aus Eichenzell). Bürgermeister Johannes Rothmund (CDU) wollte sich auf Anfrage unserer Redaktion nicht zu der Thematik äußern.

Das Areal liegt im Industriepark Rhön.

Ziel ist es, auf der 40.000 Quadratmeter großen Fläche ein modernes Bürogebäude ...

Landkreis Fulda verhängt Baustopp

Investor Joachim Weber ist auch Fraktionsvorsitzender der Bürgerliste Eichenzell ... Archivbild (1): O|N / Privat

Investor Klaus Schleicher ist Geschäftsführer der Sölgenräth GmbH Archivbild (1): O|N / Privat

Zur Ausgangslage: Joachim Weber und Klaus Schleicher planen schon seit längerer Zeit, auf der insgesamt 40.000 Quadratmeter großen Fläche nahe dem "Dreieck Fulda", dort wo die A66 auf die A7 trifft, ein modernes Bürogebäude mit vier Gewerbehallen zu errichten. Letztere sollen im südlichen Teil des Grundstücks entstehen und bereits in diesem Jahr bezugsfertig werden. Die Gewerbehallen bilden eine Kombination aus Produktion, Lager, Werkstatt, Büro und Multifunktionsfläche. Für dieses etwa 9,5 Mio. Euro teure Vorhaben, das unter dem Dach der Sölgenräth GmbH firmiert, wurde jetzt der Baustopp verhängt.

Zukunftsmusik ist Bauabschnitt Nummer 2: Im nördlichen Teil des Grundstücks soll die sogenannte "Businesspark Area 766" entstehen - laut den Investoren eines der größten und modernsten Bürokomplexe Deutschlands. Das im Jahr 2021 geschätzte Gesamtvolumen lag damals bei rund 50 Millionen Euro. Die Pläne dazu sind bereits ausgearbeitet, das Vorhaben ruht allerdings. Wann es zu einer Umsetzung kommt, ist bislang nicht bekannt.

Aber zurück zu Abschnitt 1, dem Bau der Gewerbehallen. Wie Bauherr Klaus Schleicher erklärt, werde auf dem Gelände eine Technikzentrale errichtet. "Im Rahmen des Neubaus der Technikzentrale und der Neuverlegung der öffentlichen Wasserleitung, welche schräg über das Grundstück führte, wurde im unmittelbaren Anschluss eine Zisterne verbaut und der Erdaushub aus den Maßnahmen verteilt." Dies sei mit der bestehenden Baugenehmigung nicht abgedeckt gewesen.

"Insgesamt waren das alles nur oberflächliche Erdarbeiten. Richtig gebaut wurde überhaupt nichts", berichtet Klaus Schleicher, Geschäftsführer der Sölgenräth GmbH als Investor des Projekts, auf Nachfrage von O|N und relativiert die Kritik. Man könne hier nicht von einem Bauskandal sprechen. "Es ist eine Grauzone. Und es ist auch nicht so, dass wir einfach irgendwo hinbauen." Der Landkreis Fulda sieht die Situation wohl anders und verhängte einen Baustopp.

"Für die Baumaßnahme liegt keine Baugenehmigung vor" 

Die Pressestelle des Landkreises Fulda erklärt schriftlich: "Nach einem Ortstermin am 18. Dezember 2023 hat der Landkreis Fulda die Baueinstellung verfügt, da für die betreffende Baumaßnahme keine Baugenehmigung vorliegt."

Weiter heißt es: "Die Baugenehmigung ist seitens des Landkreises Fulda bislang nicht erteilt, weil die notwendigen Voraussetzungen dafür noch nicht vorliegen. Dabei handelt es sich im Wesentlichen auch um Themen im Bereich der Entwässerung."

"Die Baugenehmigung ist seitens des Landkreises Fulda bislang nicht erteilt." ...

Die Gewerbehallen bilden eine Kombination aus Produktion, Lager, Werkstatt, Büro ...

"Wir sind froh, wenn in Eichenzell investiert wird"

CDU-Fraktionsvorsitzender Julian Rudolf Foto (1): Julian Rudolf

Auch in der Kommunalpolitik hat der Baustopp Wellen geschlagen. O|N hat in diesem Zusammenhang Julian Rudolf, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Eichenzeller Gemeindeparlament, befragt: "Grundsätzlich sind wir immer froh, wenn in Eichenzell investiert wird." Er betont aber auch, dass es schon seine Richtigkeit habe, wenn der Landkreis das Vorhaben stoppe, wenn ohne eine Baugenehmigung weitergebaut werde.

Eher kritisch äußert sich der CDU-Mann zudem in puncto Gebäudehöhe und Nutzung. "Ein ähnliches Projekt war vor drei Jahren schon einmal abgelehnt worden, weil man auf der Fläche eben keine Lagerhallen wollte", erzählt er. Die Unternehmer Klaus Schleicher und Joachim Weber betonen aber, dass es sich nicht um Lager,- sondern um Gewerbehallen handele.

"Bei unseren 1.500 Quadratmeter großen Mehrzweckhallen geht es um kleinteilige Gewerbehallen mit jeweils zwei 750 Quadratmeter-Einheiten, kombiniert mit Büroflächen. Zielgruppen sind Handwerksbetriebe, kleine Produktionen oder Unternehmen mit Bedarf an Multifunktionsflächen", so Weber gegenüber O|N.

Auch zum nördlichen Teil des Grundstücks, das bisher nur auf Plänen existiert, äußert sich der Fraktionsvorsitzende. "Die 'Businesspark Area 766' ist ein innovatives Konzept für Eichenzell, welches wir positiv begleitet haben."

"Es wurde versucht, das Projekt auf vielen Wegen zu behindern"

Weber habe sich nun dazu entschieden, aus dem Bauprojekt als Gesellschafter der Sölgenräth GmbH auszusteigen und seine Anteile nun an den alleinigen Geschäftsführer Klaus Schleicher zu übertragen. "Aus meiner Sicht wurde auf vielen Wegen und von vielen Seiten versucht, das Projekt zu behindern. Die Bebauungspläne wurden über Monate verzögert oder waren dann fehlerhaft und mussten sogar zweimal wiederholt werden", sagt er im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS.

Er sei mit der Vorgehensweise im Projekt zuletzt nicht mehr einverstanden gewesen. Zudem wehrt sich Joachim Weber gegen die Behauptung in der Öffentlichkeit, dass er sein politisches Amt als Gemeindevertreter und Fraktionschef der Bürgerliste Eichenzell genutzt hätte, um sich einen Vorteil damals beim Kauf des Grundstückes zu sichern.

Das Grundstück sei ursprünglich in der Hand von Wepler & Plappert gewesen und wurde von einem Logistikimmobilien-Entwickler gekauft. Erst als dieser Investor das Objekt wieder veräußert hat, hätten er und Schleicher das Objekt erworben.

"Erst Monate später haben wir das Objekt erworben"

"Über einen Makler-Kontakt sind wir im April 2021 mit der Firma Wepler & Plappert ins Gespräch gekommen. Diese beabsichtigte ursprünglich im Jahr 2020 das Gelände an einen Projektentwickler für Logistikimmobilien zu verkaufen", so Weber. Im Dezember 2020 hatte die Gemeindevertretung dann eine Veränderungssperre für dieses Gelände verhängt und sich dafür eingesetzt, eine Logistikansiedlung zu verhindern. Der Verkauf war somit erst einmal für Wepler & Plappert geplatzt.

"Erst Monate danach haben Klaus Schleicher und ich das Objekt von diesem Investor erworben und nicht von Wepler & Plappert", meint Joachim Weber abschließend.

Nach den vermeintlichen Schwarzbau-Anschuldigungen hofft Klaus Schleicher aber nun, dass der Bau noch im Januar 2024 vom Landkreis Fulda genehmigt wird. Schließlich seien die Investoren an einem sauberen Verfahren, das einen rechtmäßigen Bau einschließt, interessiert. Man tue nichts Unrechtes, sondern wolle etwas Gutes für Eichenzell erreichen. (ci/js) +++


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