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Unterstützte sie nach Kräften - und er besuchte sie in den USA: Philipp Lißner (links). In der Mitte Jonas Schaefer, rechts Jannik Hofmann - Fotos: privat

BAD HERSFELD Jannik Hofmann und Jonas Schaefer

Raus aus der Komfortzone, rein in das an Erfahrungen reiche USA-Abenteuer

12.01.24 - Es ist nicht überliefert, was sich Jannik Hofmann, der in diesem Monat 23 wird, und der 22-jährige Jonas Schaefer aus Bad Hersfeld in ihrer Kindheit gewünscht haben. Aber im vergangenen Sommer wagten sie den Sprung über den großen Teich, um in den USA zu studieren und parallel Fußball zu spielen. Nachdem sie ein Semester hinter sich haben, sind sie überwältigt von ihren Eindrücken. Erfahrungen haben ihr Leben bereichert und in Beschlag genommen. Sie ließen OSTHESSEN|NEWS einen Einblick in ihr Herz gewähren.

So sagt Jonas rückblickend: "Wenn du das jetzt nicht machst, dann machst du es gar nicht mehr." Jannik springt ihm zur Seite. "Ich hab' dem Kind noch keinen Namen gegeben, aber ich stimme auf jeden Fall zu. Wenn ich sehe, wie mich das vorangebracht hat in knapp einem halben Jahr ... Man geht schon deutlich aus seiner Komfortzone heraus. Denn man muss sich reinarbeiten in das, was man vorhat." Nein, geschenkt bekamen beide nichts.

Rückblende. Vor einigen Monaten verließen die beiden Hersfelder ihr vergleichsweise kommodes Leben in der Heimat, um im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" Neues zu wagen (siehe dazu auch unseren weiteren Artikel, Link unterhalb dieses Artikels). "Als wir angekommen sind, war das so, als wenn eine neue Person erschaffen wird", bringt Hofmann das Herausschälen der Veränderung auf den Punkt. Doch all das - die Planung, das Organisatorische, sich zu kümmern und verantwortlich zu sein für das Vorhaben -, das begann weit vor dem Abflug. Also noch auf deutschem Boden.

Neue Kultur. Neue Sprache. Viele neue Freunde. Aus aller Welt

Tim Nöding (links) und Jonas Schaefer

Visum beantragen. Sich um die Spielberechtigung kümmern. Den Lebenslauf erstellen; der sollte lückenlos und tadellos sein. Und in den USA gelandet, ging es weiter vor Ort. Arbeitsberechtigung erwirken - damit die Finanzierung des Studiums auf breiteren und gesunden Füßen steht. Wohnung einrichten. Und, und, und. "Wir haben jetzt beide Jobs am Campus", erklären sie: Jonas arbeitet in einem Fitnessstudio, Jannik in der IT-Abteilung seiner Uni. 

"Die ersten drei Wochen sind schon herausfordernd", hat Jonas erfahren. Neue Kultur. Neue Sprache. Es sind viel mehr Menschen um einen herum, als man es hierzulande gewohnt ist. Die erste Woche war eine Einführungs-Woche; kein Fußball, keine Uni. Die stand in der zweiten Woche an. In der dritten Woche kam Fußball hinzu. "Es war ein großer Aufwand, dort rüberzukommen. Damit hab' ich nicht gerechnet. Wenn ich an das Bürokratische denke ..." Aber da hatten sie ja ihren Hersfelder Kumpel Philipp Lissner, der sie nach Kräften unterstützte. Danach aber ging's richtig los.

18 Nationen. 60 Spieler in zwei Teams. Familien-Happening an Thanksgiving

Wieder prescht Schaefer hervor. "Wir haben viele neue Freunde gefunden." Ob aus Paraguay, Ecuador, den USA oder auch Deutschland. "Und es war cool, in die Kultur reinzuschnuppern". Prompt kramt er ein Beispiel hervor. Erst zu Thanksgiving schlugen die Mitspieler vor, mit in die Familien hineinzugehen, dort Anschluss zu finden und den Freundeskreis zu erweitern. 18 Nationen und 60 Spieler - natürlich in zwei Mannschaften - umfasst Jonas' Team an der Marian University in Indianapolis. Jannik studiert und kickt an der Louders University in Toledo.

Jannik bezeichnet es als "Super-Erfahrung, mit Leuten und Freunden aus unterschiedlichen Kulturen nicht nur im Alltag aufeinanderzutreffen, sondern auch mit ihnen Fußball zu spielen". Südamerikaner unterstreichen den Eindruck, technisch versiert zu sein, Amerikaner seien physisch sehr stark, und Deutsche oder Europäer eben taktisch sehr gut ausgebildet. Auch wenn es in den USA nicht die Möglichkeit gebe, sich zu duschen. Man kann nicht alles haben.

Beide Hersfelder studieren Computer Science, also Informatik. Als Vorteil haben sie mitgebracht, in Deutschland Wirtschaftsinformatik studiert zu haben; das wird in den USA angerechnet und erspart Jannik und Jonas ein Studienjahr. Ihr Ziel ist es, zunächst einmal den Bachelor zu machen. "Und es könnte sein", so sagen sie, "dass wir uns beim anschließenden Masterstudium an der gleichen Uni wiedersehen". 

Wiedersehen mit dem Hersfelder Tim Nöding, der für die Bethel Pilots kickt

Vor dem Abflug am Frankfurter Flughafen

Mutter Pia und Vater Dirk

Es wird Zeit, sich dem Fußball zu widmen. "Jannik und ich haben sogar schon gegeneinander gespielt", bahnt sich Stolz aus Jonas' Worten den Weg. "0:0 ging der Spaß aus. Das war in Toledo. Irgendwann im September." Zudem feierten beide ein rasches Wiedersehen mit Tim Nöding. Der spielte einst bei Carl-Zeiß Jena und entschloss sich früher als die Beiden, den Sprung "über den großen Teich" zu wagen. Nöding, der für die Bethel Pilots in Indiana kickt,  gewann mit seinem Team beide Spiele.

Logisch, dass die Hersfelder auch vom Land seither einiges gesehen und entdeckt haben. Während der Thanksgiving-Zeit hatten sie eine Woche frei, und sie nutzten die Zeit, um zu reisen: Jonas zog es nach Nashville in Tennessee, Jannik mit seinen deutschen Teamkollegen nach Miami. "Damit hab' ich mir direkt mal einen Wunsch erfüllt", sagt er.

Das Leben dort ist schon stressig. Keine Stelle am Körper ohne Schmerzen

Sie haben also im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" schon einiges gesehen. Oder sollte man besser sagen aufgesaugt? Auch "das Uni-System, wie dort studiert wird", spricht, wie Jannik sagt, beide an. "Hier in Deutschland bekommt man viel Stoff, in den USA werden viele Deadlines gesetzt." Und daran haben sich beide gewöhnt und dies prima verinnerlicht.

Hofmann gibt noch eins zu bedenken. "Die Saison im Fußball geht schnell vorbei. Und das Leben kann halt stressig werden. Uni. Eventuell Arbeit.  Jeden Tag Training. Und zwei Spiele in der Woche. Das ist nicht ohne." Und er hat erfahren, dass man erst einmal seinen Rhythmus finden müsse. "Das Leben dort ist schon eine Umstellung." Und am Ende der Saison "ist keine Stelle am Körper, an der man keine Schmerzen hat". 

Vor dem Rückflug sind beide entspannt

Jannik kam 10. Dezember zurück nach Deutschland, Jonas vier Tage später. "Jetzt, wo wir zurückfliegen in die USA, ist es eigentlich relativ entspannt", steckt in Jonas sichtlich eine Vorfreude. "Wir haben unsere Wohnungen eingerichtet. Wir haben ein Haus, in dem wir zu fünft wohnen." In Janniks Fall zu viert. Ihr zweites Semester dauert von Januar bis Ende April; von Mai bis Juli haben sie dann frei. Das heißt, Jonas absolviert dann ein dreimonatiges Praktikum bei der Deutschen Bahn; hier studierte er schon. Und Jannik? "Ich versuche erstmal, was in den USA zu bekommen. Wenn das nicht klappt, dann halt hier in Deutschland."

Aber erstmal geht's zurück in die USA. Jannik fliegt am 15. Januar, von Frankfurt direkt nach Detroit, dann hat er noch etwa 45 Minuten bis nach Toledo. Jonas ist, wenn er diese Zeilen liest, schon wieder da. Am Sonntagabend ist er mit fast der ganzen Familie - Mutter Pia, Vater Dirk und Schwester Sophia - nach Frankfurt gefahren. Am Montagmittag ging der Flug. Erstmal nach Island, dann nach Chicago. "Dort werde ich vom Coach abgeholt. Vor uns liegen noch zwei Stunden."

Jannik Hofmann und Jonas Schaefer haben in den USA Fuß gefasst - nach gut vier-, fast fünfmonatigem Aufenthalt. Arbeit, Uni, Freundschaften, der Sport und Fußball, "das hat sich gut gefügt", sagen sie. Am wichtigsten sei es, das Selbstvertrauen nicht zu verlieren und den Kopf oben zu behalten. (wk)

Osthessen|News wünscht beiden für die noch ausstehende Zeit in den nächsten Jahren Mut, Geduld und ein bisschen Glück. Schließlich geht die Erlebnis- und Erfahrungsreise weiter. +++

Jonas Schaefer und Jannik Hofmann fiebern ihrem Traum USA entgegen

Jannik Hofmann (Zweiter von links) mit Kollegen beim NBA-Basketball

Hofmann (links) und Tim Nöding

Hofmann inmitten seines Teams


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