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Selbstbestimmte Geburt sorgt für Sicherheit von Anfang an
04.03.24 - 900 Geburten jährlich in insgesamt drei Kreißsälen, eine traumhaft niedrige Kaiserschnittrate von nur 19,2 Prozent und damit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt, dazu noch überdurchschnittlich zufriedene Frauen laut Weißer Liste – die Zahlen der Geburtshilfe im Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda sprechen für sich.
Das Geheimnis des Erfolgs liegt in einem familienorientierten Konzept und dem zu zwei Dritteln weiblichen geburtshilflichen Team: Ärztinnen und Ärzten, Assistentinnen und Assistenten, Hebammen und Pflegekräften sowie (Kinder-)Krankenschwestern begegnen Frauen und Familien auf Augenhöhe.
Kreißsäle und Vorwehenzimmer sind so gestaltet, dass sich Frauen und ihre Partner beziehungsweise Begleitpersonen entspannen können. Von Krankenhausatmosphäre ist hier nichts zu spüren, warme Farben und ein sonniger Charme dominieren die Räume. Badewannen zur Entspannung stehen in zwei Kreißsälen zur Verfügung, eine Gebärwanne ist im dritten Kreißsaal einsatzbereit. Gebärstühle und -liegen, Sessel, Haltesysteme mit Schlingen, Hocker und verschiedene Bälle, die man hier als Inventar erwartet, sind vorhanden.
Hebammenzentrierte Geburtshilfe, integrative Wochenbettpflege und familiäre Atmosphäre sind zentral, wie der Chefarzt der Frauenklinik und Geburtshilfe Dr. med. Alexander Dengler betont: "Eine Geburt ist keine Krankheit, sondern ein schönes, einzigartiges Erlebnis. Wir unterstützen selbstbestimmt gebärende Frauen, begleiten sie, um das Wohl von Mama und Baby zu fördern und finden gemeinsam geeignete individuelle Lösungen. Schwangere und Gebärende sind keine Patientinnen."
Führungen durch Vorwehenzimmer, Kreißsäle und (Wochen-)Station mit maximal 20 Paaren sind normalerweise der erste Kontakt der Schwangeren mit der Geburtshilfe. Es folgen individuelle Gespräche mit einer der insgesamt 14 Beleghebammen. Das gibt den Frauen das Gefühl, ihrem Kind in geschütztem Rahmen und selbstbestimmt einen liebevollen, sanften Start ins Leben ermöglichen zu können. Sollte medizinische Versorgung nötig sein, sind immer Ärztinnen und Ärzte vor Ort, wenn es der Zustand verlangt. Die Zusammenarbeit mit den Kinderärzten der angeschlossenen Praxis sowie der regionalen Kinderklinik in Fulda ist eng.
Intime Atmosphäre erlaubt medizinische Begleitung, propagiert sie aber nicht
"Unsere Beleghebammen sind in 12-Stunden-Schichten jeweils für eine Frau während der Geburt da. Die Betreuung ist individuell und wird nicht von Schichtwechseln unterbrochen. Ärztin oder Arzt sind auch anwesend, aber sie bleiben im Hintergrund abrufbereit. Unsere Frauen bestimmen selbst, wen sie bei der Geburt dabeihaben wollen", erklärt Dr. med. Alexander Dengler. Schwangere ohne vorhersehbare Risiken bei Geburt, können in ihrer eigenen Vorstellung gebären, wie sie es sich wünschen."Erstgebärende sind oft unsicher, was ganz normal in dieser Zeit ist – sie bekommen bei uns Sicherheit und Rückhalt. Trotzdem benötigen wir nur bei einer von sechs Geburten eine PDA", erklären Beleghebammen Angela Sauer und Katja Zachow. Während der Geburt helfen oft konservative Methoden, die Wehen gut zu bewältigen. Die Hebammen im Herz-Jesu-Krankenhaus arbeiten alternativ gerne mit Lachgas und mit dem TENS-Gerät. TENS ist die Abkürzung für transkutane elektrische Nervenstimulation. Elektroden auf der Haut reizen die Nerven, die die Schmerzen nicht an das Gehirn melden und somit die Wehen erträglicher machen.
Schmerzstillende, betäubende oder wehenfördernde Medikamente werden nicht routinemäßig eingesetzt, sondern nur zur Verhütung einer Komplikation oder zur Vereinfachung des Geburtsverlaufs. Extrem wichtig ist die allzeit offene Kommunikation mit der begleitenden Hebamme und dem fachkundigen, geburtshilflichen Team. Daneben besteht immer die Möglichkeit einer Periduralanästhesie (PDA) unter ärztlicher Überwachung zur Schmerzlinderung, wenn dies gewünscht ist.
Bedürfnisse der Gebärenden bestimmen Geburtsablauf
Familiäre Atmosphäre schaffen nach Wunsch und das bedeutet konkret: Werdende Väter oder eine andere Begleitperson dürfen bei der Geburt dabei sein, je nach Belieben der gebärenden Frau. Etwa zwei Stunden bleibt die junge Familie bei den Hebammen, danach darf sie auf die Wochenstation wechseln. Die Kinder sind bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht von der Mutter getrennt, sondern genießen Geborgenheit und bauen eine enge Eltern-Kind-Bindung auf, wenn es der Zustand von beiden erlaubt.
Integrative, familiäre Wochenstation zum Kennenlernen
Die Wochenstation ist mit Zweibettzimmern ausgestattet, die in der Regel als Familienzimmer belegt werden. Die Betreuung im Wochenbett ist ganzheitlich, interprofessionell, integrativ und beinhaltet eine individuell abgestimmte Pflege sowie Betreuung. Stillberaterinnen, Pflegekräfte für Eltern und Kind, Physiotherapeutinnen und -therapeuten arbeiten eng zusammen. Babylotsen (in Zusammenarbeit mit Netzwerk EvA) besuchen die Wöchnerinnen und helfen bei Fragen zu Behörden, Eltern- und Kindergeld oder beraten bei Ängsten oder Sorgen. Sie vermitteln Anlaufstellen bei der Suche nach Kontakt zu anderen Eltern, zu den bestehenden Hilfsangeboten bei gesundheitlichen, psychischen und/oder sozialen Problemen, kennen sich mit Unterstützungsangeboten für den Alltag aus. Die Beratung durch die Babylotsen wird freiwillig und kostenfrei angeboten.Übrigens ist das Team der Wochenstation breit aufgestellt – Frauen finden hier eigentlich immer Ansprechpartner/-innen in ihrer Muttersprache. Und nach der Geburt in der ersten Zeit auf der Wochenstation kommt auch die Babyfotografin auf die Station zu der frischgebackenen Familie, um die ersten Momente einzufangen.
Eine Geburt ist ein natürlicher Vorgang
Alle im geburtshilflichen Team, Ärzte und besonders die Hebammen als federführende Begleiterinnen der Frauen unter Geburt, wissen: Eine Geburt ist ein natürlicher Vorgang. Der weibliche Körper weiß in der Regel selbst sehr genau, wie das funktioniert. Die Kunst besteht darin, zuzuhören.Weitere Informationen finden Interessierte auf der Website des Herz-Jesu-Krankenhauses Fulda unter dem Schwerpunkt Geburtshilfe. +++