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Homöopathie als mögliche Kassenleistung vor dem Aus
11.01.24 - Dem Gesundheitsminister geht es ums Prinzip: Homöopathie sieht er als wirkungslos an. Karl Lauterbach will Globuli und Co. deshalb als Kassenleistung streichen - und erntet dafür kontroverse Reaktionen.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will die Finanzierung von Globuli und anderen homöopathischen Behandlungen durch gesetzliche Krankenkassen streichen. «Wir werden das in Kürze gesetzlich umsetzen», sagte Lauterbach in Berlin. «Die Homöopathie ist eine Leistung, die keinen medizinischen Nutzen auf der Grundlage des wissenschaftlichen Sachstandes erbringt.»
Bereits seit Jahren wird diskutiert, ob Homöopathie weiter von Krankenkassen bezahlt werden soll. Basis für homöopathische Arzneimittel können pflanzliche, mineralische und tierische Substanzen sein. Die extrem verdünnten Stoffe werden zum Beispiel in Form von Kügelchen (Globuli) verabreicht. Wissenschaftlicher Konsens ist, dass für homöopathische Behandlungen keine Wirkung nachgewiesen ist, die über den Placebo-Effekt hinausgeht.
Homöopathie als Satzungsleistung
Heute können Kassen solche Mittel dennoch als Satzungsleistungen anbieten. Das sind Angebote, die eine Kasse zusätzlich zu den vorgeschriebenen Leistungen gewähren kann. Die untereinander in Konkurrenz stehenden Versicherungen können damit für sich werben. Darüber hinaus können Kassen mittels bestimmter Verträge Diagnosen und Behandlungen von Ärzten mit Homöopathie-Angeboten finanzieren.Lauterbach sagte, dass Kassen Leistungen bezahlten, die medizinisch nichts brächten, «können wir uns nicht leisten». Ihm gehe es dabei auch ums Prinzip, sagte der Politiker und Mediziner: «Es gibt auch das falsche Bild.» Wissenschaft sei die Basis des Regierungshandelns in der Klima-, Gesundheitspolitik oder anderen Bereichen. «Es kann keine vernünftige Politik geben, die die Wissenschaft ignoriert - im Bereich der Homöopathie haben wir das bisher gemacht.»
CDU wirft Lauterbach Ablenkung vor
Die geschätzten Einsparungen durch den geplanten Schritt bezifferte Lauterbach auf 20 bis 50 Millionen Euro pro Jahr. Lauterbachs Amtsvorgänger Jens Spahn (CDU) hatte sich 2019 noch gegen ein Aus von Homöopathie als Kassenleistung gewandt - vielen würde dadurch vor den Kopf gestoßen. Nun kritisierte Spahns Parteifreund Tino Sorge das Vorhaben von Lauterbach. «Anstelle von grundsätzlichen Überlegungen zur Sanierung der Kassenfinanzen verliert sich der Minister nun im Klein-Klein», sagte Sorge der Düsseldorfer «Rheinischen Post». «Die geplante Streichung der homöopathischen Leistungen ist eine Nebelkerze.» Sie solle von Untätigkeit ablenken.Zurückhaltung und Kritik bei den Kassen
Die gesetzlichen Kassen gaben 2001 für homöopathische Mittel allein rund 7 Millionen Euro aus, für anthroposophische Arzneimittel knapp 15 Millionen. Verbandssprecher Florian Lanz äußerte sich zurückhaltend zu Lauterbachs Plänen: «Was die Finanzwirkung angeht, handelt es sich mehr um eine symbolische Geste als um eine Maßnahme mit einem tatsächlichen Effekt.» Es sei eine politische Entscheidung gewesen, Sondervorschriften mit geringeren Anforderungen an den Nachweis der Wirksamkeit bei den besonderen Therapierichtungen einzuführen. «Und es wäre jetzt erneut eine politische Entscheidung, diese wieder zu streichen.»Die Securvita Krankenkasse, nach eigenen Angaben «Vorreiter bei der Naturheilkunde», warf Lauterbach Aktionismus vor. «Es gab und gibt genügend gesetzliche Grundlagen, die Homöopathie als Kassenleistung abzuschaffen», sagte Vorstand Vladimir Werner der Deutschen Presse-Agentur etwa mit Blick auf vorgesehene Wirtschaftlichkeits- und Qualitätsnachweise bei Verträgen von Kassen mit bestimmten Ärzten. «Diese anzuwenden scheut sich der Minister offensichtlich, denn sie erfordern mehr als die populistische Infragestellung der für unsere Gesundheitsversorgung wichtigen Homöopathie.»