Journalist Gabor Steingart mit scharfen Worten in Richtung Bundesregierung

13.01.24 - Es wird eine Tradition: Zum fünften Mal fand am Donnerstagabend der Neujahrsempfang der Gemeinde Neuhof und des Gewerbevereins statt. Hauptredner des Abends war der Journalist und Buchautor Gabor Steingart.

Journalist und Autor Gabor Steingart war der diesjährige Gastredner

Heiko Stolz

Dass die Veranstaltung, die im Gemeindezentrum stattfand, dabei ist, eine Tradition zu werden, das stellten bereits bei der Begrüßung der rund 200 Gäste, Neuhofs Bürgermeister Heiko Stolz (CDU) als auch der Vorsitzende des Gewerbevereins, Torsten Jahn, fest. "Diese Veranstaltung ist ganz klein gestartet. Mittlerweile ist sie ein Erfolg für unsere Gemeinde geworden. Diese tolle Aktion ist ein Symbol für Partnerschaft und Zusammenarbeit", stellte Jahn fest.

Bürgermeister Stolz nutzte die Gelegenheit für einen Ausblick auf das weitere Jahr 2024: "Wir kämpfen weiterhin mit den Auswirkungen zweier großer Kriege. Wir haben bereits 170 Menschen in Neuhof aufgenommen und suchen Wohnungen für weitere. Das Thema wird uns auch in den nächsten Jahren beschäftigen."

Gleiches gelte für die Auswirkungen von Inflation und gestiegener Baupreise. Doch es gebe auch Positives zu berichten, etwa die sich dem Ende neigenden Arbeiten am Rathaus-Anbau sowie die künftige Realisierung des Fachmarktzentrums. Auch bei der Suche nach Ärztinnen und Ärzten für Neuhof zeigte sich der Rathauschef optimistisch. Generell appellierte Stolz: "Mein Wunsch wäre es, dass wir endlich wieder den Blick auf das Positive richten. Wir sind so negativ geworden, es wird viel kritisiert. Das kommt sicherlich durch die vielen negativen Botschaften, aber wenn wir ständig nur kritisieren, kommen wir keinen Schritt weiter. Wir sollten jeder in seinem eigenen Umfeld damit anfangen, wieder positiver zu denken."

Renommierter Journalist Gabor Steingart zu Gast

Frei von Optimismus war zunächst, was Hauptredner Gabor Steingart zu sagen hatte. Der mehrfach ausgezeichnete Journalist und Buchautor, der seine Kindheit und Jugend in Neuhof verbracht hatte, zog in einer launig gehaltenen Rede über Bundeskanzler Olaf Scholz her. Dieser verfolge den Plan, die Menschen auf die Palme zu bringen. Steingart resümierte: "Das macht er gut, das läuft planmäßig." Als Beispiel führte er die Bauernproteste und den Streik bei der Bahn an. Auch die Gastro gängele der Kanzler, indem er ihnen die Mehrwertsteuer wegnehme und ihnen das Leben damit noch schwerer mache.

Käme jemand angesichts dessen "auf die Idee, jemand anderen zu wählen, wird er nach Kräften beschimpft – als Querdenker oder Populist", kritisierte Steingart. Überhaupt sei ihm nicht klar, was es an einem Populisten auszusetzen gebe, der "Dinge macht, die die Menschen mögen".

Bürgergeld, Wärmepumpen, Gendern, Atomausstieg – für Steingart weitere Punkte, die den Puls der Menschen in Deutschland erhöhten. Der Journalist, der während seiner Rede selbst einräumte, oft und gerne zu übertreiben, stellte diesen Hang dann auch gleich unter Beweis: "Wenn ich in Neuhof bin, bin ich froh, dass auf dem Feuerwehrfest geflirtet und nicht gegendert wird und ich weiß: Auf dem Grill liegt Fleisch und ich werde nicht zu einem Kichererbsenpüree zwangsverpflichtet."

Am Ende zeigte sich Steingart dann doch noch optimistisch. "Ich bin zuversichtlich, dass der gesunde Menschenverstand siegt, weil die Menschen merken, dass die Regierung gegen das Volk angeht." Zudem lobte Steingart den "fleißigen Mittelstand", auch in Neuhof, wo es gelungen sei, sich von der Abhängigkeit von einem einzigen großen Arbeitgeber zu lösen. Im Anschluss lud Bürgermeister Stolz alle Anwesenden zum Netzwerken ein. (Marcus Lotz)+++