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Klare Worte in ernsten Zeiten: Gemeinsamer Neujahrsempfang im Lüderhaus
22.01.24 - "Ein wunderschöner Tag, die Sonne lacht uns an", leitet Bernhard Keller, Mitglied des Vorstandes des Gewerbevereins Großenlüder, den gemeinsam mit der Gemeinde ausgerichteten Neujahrsempfang ein. Es soll um Glück gehen, doch klar ist auch, es sind ernste Zeiten und die erfordern klare Worte.
"Die Stabilität unserer Demokratie ist in Gefahr", warnt Großenlüders Bürgermeister Florian Fritzsch. Die Bauernproteste, denen sich viele andere angeschlossen hätten, seien Ausdruck eines angestauten Frustes. Viel schockierender seien für ihn aber die rechten Bewegungen im Land. "Wenn ich heute sehe, wie über bestimmte Gruppen hergezogen wird, das ist schrecklich und erinnert an zum Glück vergangene Zeiten. Jeder von uns muss aufstehen – jetzt!", appelliert auch Keller. Ausländerhetze sei ein "Wohlstandskiller erster Qualität".
Mittelstand trägt wesentlichen Teil zum Kommunalhaushalt bei Zurück zum Glück. In Großenlüder habe man "wunderbare Infrastruktur, tolle Kindergärten" und, viel wichtiger, einen "außerordentlichen Zusammenhalt. Die Gemeinde ist liebenswert und lebenswert, da zahlen wir gerne Steuern", sagt Keller und fügt an: "Ganze drei Millionen fließen über die Gewerbesteuer von uns in die Kassen". Ein Umstand, der Fritzsch mehr als bewusst ist. "Nur durch ein nie dagewesenes Gewerbesteueraufkommen waren viele Fortschritte und Veränderungen möglich", dankt er.
Keller: "Treffen Sie Entscheidungen nicht über uns, sondern mit uns" Doch so schön Großenlüder auch sein mag, hat der Gewerbeverband doch klare Wünsche in Richtung der (Kommunal)-Politik. "Treffen Sie Entscheidungen nicht über uns, sondern mit uns", fordert Keller. Der Bürgermeister pflichtet bei: "Die bloße Möglichkeit einer scheinbaren Verschlechterung der Situation darf nicht zu einer Blockadehaltung führen". Dennoch sei es wichtig, den Befürchtungen zu begegnen, sie ernst zu nehmen und zu prüfen. Im Hinterkopf dürften viele der Anwesenden der lautstarke Widerstand einiger Bürger zum geplanten Umzug der Filzfabrik Fulda nach Großenlüder sein.
Keller fürchtet einen Bürokratie-Dschungel, erinnert "Die Arbeitsplätze hier vor Ort in Großenlüder zu haben, ist ein Geschenk" und fügt an "Wir sind diejenigen, die vorangehen und die Freiheiten des Unternehmertums schätzen. Man muss uns nur machen lassen". Eine gesunde, robuste mittelständische Wirtschaft sei das Rückgrat der Gemeinde. "Wir denken nicht in Quartalsberichten, wir denken in Generationen", erklärt er. Auch dürfe man wohl froh darüber sein, nicht von einem Großkonzern abhängig zu sein, "der uns durch Daumenschrauben diktiert, was wir zu tun haben".
Bürgermeister Fritzsch erklärt: So geht es im kommenden Jahr für die Gemeinde weiter Trotz aller Negativschlagzeilen und Herausforderungen geht es in Großenlüder auch in diesem Jahr voran. "Wir betreiben etwa mit viel Elan ein Wohnprojekt auf gut einem Hektar Fläche, das auch Raum für die medizinische Versorgung und Generationenbegegnung bieten soll", so Fritzsch. Vorhandene Lücken in Ortsteilen wolle man schließen, Leerstand im Kern bekämpfen. Zukunftsfragen wie dem Konflikt zwischen Wohnen und Arbeiten, der Unterbringung von Geflüchteten und einer nachhaltigen Transformation im Sinne des Klimas werde man begegnen. "Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass dieses Jahr ein Erfolg wird", schließt der Bürgermeister.
Vortrag: "Vom Glück zu arbeiten" Kurz, knapp und in treffenden Worten erinnert Pfarrer Joachim Hartel an die christliche Kernbotschaft der Nächstenliebe: "Da wird nicht gefragt, ist der Nächste denn aus meinem Kulturkreis? Der Nächste ist der, der meine Hilfe braucht!". Im Anschluss folgt ein Vortrag vom Star-Gast Referentin Prof. Dr. Ricarda Rehwaldt zum Thema "Vom Glück zu arbeiten". Ihre Kernthese: "Die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens hängt mehr denn je vom Potenzial ihrer Mitarbeiter ab. Je glücklicher die Mitarbeiter in ihrem Unternehmen sind, desto besser funktioniert ihr individuelles und gemeinschaftliches Leben".
Zahlreiche Gäste, Vertreter von Wirtschaft und Politik Neben den Mitgliedern des Gewerbeverbandes und Akteuren der Kommunalen Politik zeigten sich auch Vertreter von Verbänden wie der Feuerwehr. Neben diesen waren auch der Landtagsabgeordnete Thomas Hering (CDU), die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Fulda Gabriele Leipold, wie auch der Geschäftsführer der IHK Michael Konow zugegen. (Moritz Bindewald) +++