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Die Praxis in der Weststraße schließt Ende März. - Fotos: Christopher Göbel / O|N-Archiv / Privat

SCHENKLENGSFELD Hausarztpraxis schließt

Dipl. med. Monika Haugk hört auf - Dr. Klein übernimmt Patientenstamm

26.01.24 - "Liebe Patientinnen und Patienten, leider muss ich meine Praxis zum 31.03.2024, früher als gedacht, schließen. Dies ist vorwiegend durch Personalmangel begründet. Ich bitte um Ihr Verständnis", so die Schenklengsfelder Hausärztin Dipl. med. Monika Haugk. 

Dr. Monika Haugk schließt ihre allgemeinmedizinische Praxis zum 31. März. ...

Dr. med. Frank Joachim Klein übernimmt die Patienten.

"Gerne wäre ich weiter für Sie da gewesen, doch eine Betreuung wie bisher ist mir nicht mehr möglich", so die Ärztin. "Bis zum 31.03.2024 bin ich mit verkürzten Sprechzeiten für Sie da. Wichtige Krankenunterlagen können Sie ab sofort bis einschließlich 30.04.2024 in unserer Praxis abholen", so Haugk auf der Praxis-Website. Die aktuellen Praxiszeiten sind dort aufgelistet. Die Vertretung Haugks übernehmen die Praxen Dr. Petra Lotter (Hohenroda-Ransbach), Dr. Frank Joachim Klein (Schenklengsfeld) und die Dres. Felis Ferat und Hendrik Meiß in Friedewald.

Unterstützung bei Dr. Klein

In der Praxis von Dr. Klein unterstützt seit dem 15. Januar die Ärztin Dr. Judith Wiegand das Team. "Sie war zuletzt in der Onkologie der Universitätskliniken in Jena beschäftigt und wird unser Team an vier Vormittagen und zwei Nachmittagen unterstützen", so die Praxis Dr. Klein.

Die Praxis von Dr. Klein.

"Die ärztliche Versorgung ist ein sehr wichtiger Bestandteil dieser Infrastruktur. Die Gesundheit ist unser höchstes Gut und geht daher uns alle an. Als Bürgermeister und als Bürger bin ich Dipl. med. Monika Haugk sehr dankbar, dass Sie mit Ihrem Lebenswerk dazu beigetragen hat, unseren schönen Ort noch lebenswerter zu machen. Für ihren wohlverdienten Ruhestand wünsche ich ihr alles erdenklich Gute", so Bürgermeister Carl Christoph Möller gegenüber OSTHESSEN|NEWS.

Schenklengsfeld verfüge über vier Arztsitze. "Grundsätzlich können je voll zugelassenem Vertragsarzt, also pro Arztsitz, drei weitere Ärzte in Vollzeit angestellt werden. Schenklengsfeld hatte in der Vergangenheit drei Hausarztpraxen. Eine mit zwei Arztsitzen und zwei mit jeweils einem Arztsitz. Nachdem einer unserer ortsansässigen Ärzte leider verstorben ist, hat sich die Anzahl der Arztpraxen auf zwei reduziert. Eine mit drei Arztsitzen und eine weitere, mit einem Arztsitz. Zukünftig würde nur noch eine Hausarztpraxis für die ärztliche Versorgung vor Ort verbleiben", so Möller.

Besteht die Chance, dass in Schenklengsfeld eine neue Hausarztpraxis eröffnen könnte? "Ich werde mich diesbezüglich mit Frau Haugk abstimmen, kann mir aber leider nicht vorstellen, dass dies der Fall ist", so der Bürgermeister. "Auch die Ärzte leiden unter immer neuen gesetzlichen Vorschriften und einem ausufernden Bürokratieaufbau. Ein gut funktionierendes Gesundheitssystem wird zunehmend politisch destabilisiert, um den Markteintritt von Großkonzernen zu ermöglichen - oder aber zu fördern. Der betriebswirtschaftliche Gewinn darf nicht zur obersten Prämisse innerhalb der Gesundheitsversorgung werden", konstatiert Möller.

Bürgermeister Carl Christoph Möller.

Kommunales MVZ war Wunsch des Bürgermeisters

Er selbst habe 2019 ein kommunales MVZ (Medizinisches Versorgungszentrum) in Kooperation mit einem ortsansässigen Arzt angestrebt, um die medizinische Versorgung in Schenklengsfeld auf Jahrzehnte sicherzustellen. Ein entsprechendes Gebäude, Planungen als auch Investoren für ein solches Projekt hätten bereits zur Verfügung gestanden. "Durch den Tod meines Mitstreiters wurde das Projekt nicht weiterverfolgt, da meine Gremien keinen Bedarf erkannten. Man wollte den verbleibenden ortsansässigen Ärzten in Schenklengsfeld keine Konkurrenz machen. Ich persönlich finde es vollkommen absurd, innerhalb der ärztlichen Versorgung von einer betriebswirtschaftlichen Konkurrenz zu sprechen. Insbesondere dann, wenn mir besorgte Bürgerinnen und Bürger als Bürgermeister mitteilen, dass sie mittlerweile vierzig Minuten bis zum nächsten Arzt fahren müssen. Daraufhin habe ich einen neuen Anlauf für ein MVZ in kommunaler Trägerschaft in 2023 gestartet. Erneut wurde der Gemeinde Schenklengsfeld ein geeignetes Gebäude zum Kauf angeboten. Auf dem Grundstück des zukünftigen MVZ könnten weiterhin bis zu 70 Parkplätze geschaffen werden, um die derzeitig angespannte Parksituation in Schenklengsfeld zu entschärfen. Leider wurde ich auch hier erneut politisch ausgebremst", sagt Bürgermeister Möller.

"Als Sozialdemokrat halte ich es persönlich für nicht zielführend, alle vier Arztsitze in einer Hausarztpraxis zu bündeln. Hier würde ein Monopol innerhalb der ärztlichen Versorgung geschaffen. Die Gemeinde Schenklengsfeld muss das Heft des Handelns in der Hand behalten und sich die Möglichkeit offenhalten, bedarfsorientiert im Sinne der Bürgerinnen und Bürger die ärztliche Versorgung vor Ort dauerhaft zu gestalten und zu optimieren. Auch die ärztliche Versorgung innerhalb der Ferienzeit könnte somit endlich sichergestellt und ein dringend notwendiger Kinderarzt beziehungsweise eine Kinderärztin angesiedelt werden", sagt Möller. "Der Betreuung unserer vierbeinigen Freunde muss zukünftig ebenfalls sichergestellt werden."

Da ein kommunales MVZ lediglich kostendeckend und nicht gewinnorientiert arbeiten müsse, könnten auch in Schenklengsfeld attraktive Arbeitsplätze geschaffen werden. "Dies stellt in meinen Augen eine absolut sinnvolle und nachhaltige Investition von Steuergeldern in die Zukunft dar. Dass es sich bei der Errichtung eines kommunalen MVZ nicht um ein unerreichbares Luftschloss, sondern um die Zukunft handelt, hat die Stadt Schwarzenborn eindrucksvoll und mehrfach ausgezeichnet unter Beweis gestellt", sagt Möller.

Der zukünftige Bürgermeister Andre Wenzel.

"Sehr überraschend"

"Die Nachricht über die Schließung der Hausarztpraxis von Monika Haugk kam auch für mich sehr überraschend", so Andre Wenzel, designierter Schenklengsfelder Bürgermeister, auf Anfrage von O|N. "Aufgrund ihres Alters war eine perspektivische Praxisschließung vorhersehbar, jedoch nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Wichtig ist, dass der Ärztesitz von Frau Haugk nicht verfällt und innerhalb von Schenklengsfeld nachbesetzt werden kann", so Wenzel. Die Praxis Dr. Klein werde alle Schenklengsfelder Patienten ab 18 Jahren übernehmen, sodass es nicht zu einem Versorgungsengpass kommen werde. Patienten unter 18 Jahren können laut Wenzel jedoch aktuell nicht aufgenommen werden.

"Grundsätzlich kann man über die ärztliche Versorgung in Schenklengsfeld sagen, dass wir trotz der Praxisschließung von Frau Haugk noch gut aufgestellt sind. Bei rund 4.500 Einwohnern verfügt die Gemeinde über drei ausgebildete Fachärzte: Dr. Klein fungiert als Facharzt für Allgemeinmedizin, Dr. Fleischhauer und Dr. Wiegand sind Internisten, die hausärztlich tätig sind, und zusätzlich konnte im letzten Halbjahr mit Dr. Dalbayrak ein Weiterbildungsassistent gewonnen werden. Dr. Dalbayrak wird seine Weiterbildung per 31. Dezember dieses Jahres abschließen und fungiert anschließend ebenso als Facharzt für Allgemeinmedizin", so Wenzel.

Ziel für die nahe Zukunft sei es, ein selbstständig tätiges Ärztehaus am "Pfarrtor" zu erhalten und perspektivisch mit weiteren Fachärzten auszubauen. "Die Akquise diesbezüglich hat bereits begonnen", so Wenzel, der am 1. Mai sein Amt als Bürgermeister der Gemeinde Schenklengsfeld antritt. (Christopher Göbel) +++


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