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Bahnstreik: "Fahrgäste profitieren davon, wenn Lokführer nicht übermüdet sind"
24.01.24 - Seit dem frühen Mittwochmorgen ist Bahnstreik. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bei der Deutschen Bahn kämpft für bessere Arbeitsbedingungen. Deshalb fallen auch in der Region Osthessen viele Züge aus. Der GDL-Bezirksvorsitzende Rudolf Schultheis erklärt im OlN-Interview die Ziele des inzwischen vierten Arbeitskampfs.
Die Deutsche Bahn hat auf Notfahrpläne umgestellt, lediglich Eilzüge halten im Stundentakt Richtung Hanau an allen Unterwegsbahnhöfen, sonst fällt alles aus - auch rund 80 Prozent der Fernverkehrsverbindungen. "Am Streik, der noch bis Montagabend andauert, beteiligen sich alle Berufsgruppen, nicht nur Lokführer und Zugbegleiter, sondern auch Werkstätten. Allerdings nicht in Osthessen, da wir etwa im Fahrzeuginstandhaltungswerk am Fuldaer Bahnhof keine Mitglieder haben. Aber die Fahrdienstleiter beteiligen sich in Osthessen", erklärt Schultheis. Allein die Fuldaer GDL-Ortsgruppe hat 230 Mitglieder.
"Wir müssen etwas tun"
Neben finanziellen Forderungen geht es der GDL um bessere Arbeitsbedingungen für ihre Mitglieder: "Wir kämpfen für eine echte Fünf-Schichten-Woche. Seit etlichen Jahren versucht die Bahn, die Sechs-Schichten-Woche zu etablieren. Das bedeutet nur einen Tag Ruhe statt zwei - und das belastet Lokführer sowie Werkstattpersonal. Aber auch die 35-Stunden-Woche ist eine wichtige Forderung, die dazu beitragen kann, Berufe in den Eisenbahnen attraktiver zu machen. Mehr als 80 Prozent der Beschäftigten wünschen sich eine Arbeitszeitreduktion - der Fachkräftemangel ist ohnehin ausgeprägt genug, wir müssen etwas tun."Die Hoffnung auf einen positiven Ausgang der Tarifverhandlungen sei bei den streikenden GDL-Mitgliedern groß. "Ich verstehe allerdings auch den Unmut der Bahnreisenden, gerade der Pendler. Allerdings sind die Zustände über die Jahre untragbar geworden. Es ist schwer, sich auf die Bahn zu verlassen angesichts all der Verspätungen. Pünktlich zur Arbeit zu kommen ist zur Herausforderung geworden. Deswegen kämpfen wir für die Zukunft der Eisenbahnberufe. Die Bahnkunden profitieren allerdings auch: Das Arbeitsaufkommen, nicht zuletzt der Lokführer, hat sich in den letzten zehn Jahren massiv erhöht. Wer innerhalb von fünf Tagen sechsmal an die Arbeit kommen muss, ist auf Dauer müder als jemand, der ausreichend Ruhe hat - und ein Lokführer hat große Verantwortung für bis zu 1.000 Fahrgäste", so Schultheis. (mau) +++