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SGE-Kopf Peter Fischer bei FFH: "Die Eintracht ist wie eine Zwiebel"
30.01.24 - "Am Ende ist Eintracht Frankfurt wie eine Zwiebel. Du musst reinbeißen, damit du weißt, wie sie schmeckt. Weil beschreiben kannst du den Geschmack einer Zwiebel eben nicht. Und genauso ist es mit der Eintracht – du musst es erleben", sagt Eintracht Frankfurt-Präsident Peter Fischer im Interview bei HIT RADIO FFH.
Am 5. Februar 2024 hört er nach 24 Jahren bei der SGE auf – als Dienstältester-Bundesliga-Präsident. Im Gespräch mit den "Guten Morgen, Hessen!"-Moderatoren Julia Nestle und Daniel Fischer sagt Peter Fischer: "Das bewusste Leben fängt mit der Eintracht an und hört jetzt damit auf". Außerdem spricht er im FFH-Interview über die Aufmerksamkeit rund um seine Person, private Schicksalsschläge und die emotionalen Highlights während seiner Amtszeit.
"Bei mir regt man sich über die Farbe des Anzugs auf"
Mit Mathias Beck steht Peter Fischers Nachfolger als Eintracht-Präsident bereits fest – ein ganz anderer Typ Mensch. Aber wie sollte es auch anders sein? Fischer ist ein Unikat – mit seiner markanten Stimme und seinen emotionalen Auftritten. "Das, was ich gemacht habe, war zum ersten sehr authentisch – so wie ich bin. Ich könnte jetzt nicht so dieser Mainstream-Mensch sein. Bei mir regt man sich über die Farbe des Anzugs auf", erzählt der 67-Jährige. "Natürlich habe ich auch den ein oder anderen Spruch mal rausgehauen, der vielleicht ein stückweit über der Kragenweite war. Aber das war mir am Ende egal. Es ist ein Teil, wie ich auch meinen Verein und wie ich die Moderne heute im Sport sehe. Du musst auch klare Kanten zeigen und Inhalte vermitteln. Du kannst nicht immer nur in der Diplomatie stecken bleiben."
"Das bewusste Leben fängt mit der Eintracht an und hört jetzt damit auf"
Die Entscheidung, dass nach fast einem Vierteljahrhundert Schluss ist, fiel im Sommer, begleitet von Entspanntheit und Vorfreude. "Die Entscheidung ist ja ein Stück weit gewachsen, die ist ja nicht von Dienstag auf Mittwoch entstanden, das ist schon ein Prozess. Ich wusste, dass ich Zeit habe, das in gute Hände zu übergeben und das war mein Anliegen. Je näher der Termin rückt, kommen schon so Dinge, die auch emotional mit dir gehen, zweifelsohne".
Peter Fischer ist eine Person des öffentlichen Lebens und wird oft angesprochen. Jetzt müsse er schauen, wie es weitergeht: "Das bewusste Leben fängt mit der Eintracht an und hört jetzt damit auf. Natürlich gab es vorher auch irgendwelche Dinge, aber die verwichen einfach so stark in dieser Periode. Deshalb guckst du im Prinzip nur auf diese Zeit zurück und denkst, davor gab es gar nichts und das ist sicherlich falsch."
"Peter, es ist jetzt mal gut und es ist Schluss"
Bei seinem FFH-Besuch wird auch über die schweren Zeiten der jüngeren Vergangenheit gesprochen. Es gab Drogenvorwürfe gegen ihn und seine Familie – diese wurden nicht bewiesen und die Ermittlungen eingestellt. Die Situation rund um ihn und seine Familie bezeichnet er als den "größten Schubser" in dem Mosaik aus größeren und kleineren Mosaiksteinen, die ihn dazu bewegt haben, nach fast 25 Jahren zu sagen: "Peter, es ist jetzt mal gut und es ist Schluss". "Ich habe auf jeden Fall gemerkt: jetzt geht es so tief in die Familie. Das ist ein Bruch bei uns, der bis heute geblieben ist", sagt Peter Fischer bei HIT RADIO FFH. "Die Erfahrung war natürlich was ganz, ganz Schlimmes. Ein 13-jähriger, nicht strafmündiger Sohn, der getestet ist und alles – das war dann der Gipfel. So weit habe ich überhaupt nicht gedacht. Vor allem, wenn dann dein kleiner Sohn zu dir kommt und sagt, also hier will ich nicht mehr leben. Das ist nicht mehr mein Land. Ich gehe nach Brasilien, zur Oma."
Sein Magic Moment
Angesprochen auf seinen schönsten Eintracht-Moment sagt er: "Es ist immer einfach zu sagen: ‚Wenn du einen Pokal in der Hand hast‘. Es ist eine unglaubliche Ehre und ein unglaublicher Stolz als Präsident, denn so irrsinnig viele Pokale haben wir ja nicht geholt. Das sind emotionale Momente, die kannst du nicht kaufen, die sind unbezahlbar."
Sein Vermächtnis
Rückblickend ist Peter Fischer im FFH-Interview vor allem stolz und zieht dabei den Hut vor seinem Verein. Es sei offensichtlich, wo die Eintracht stehe und dass nichts dazwischen gelassen werde: "Das ist ganz klar unsere gesellschaftspolitische Positionierung. Ich bin stolz darauf, dass zigtausende Mitglieder von anderen Vereinen – HSV-Fans, Mitglieder von Gladbach oder Bayern – sagen: ‚Ich unterstütze den Verein als Mitglied wegen euren Werten‘. Weil das in dieser Gesellschaft einfach viel zu wenig vorkommt."
Auch nach seinem letzten SGE-Arbeitstag am kommenden Montag und der Mitgliederversammlung, die in einer Party zu Ehren Fischers enden wird, ist es ihm wichtig, weiterhin klarzumachen, dass Nationalsozialismus, Diskriminierung, Hass und Lügen keinen Platz in Deutschland haben: "Da werde ich immer in der ersten Reihe stehen und für alles zu gebrauchen sein", sagt Peter Fischer im Abschiedsinterview bei HIT RADIO FFH. (pm) +++