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Couragierte Mithilfe nach Automatensprengung? Polizei warnt vor Rache!
03.02.24 - Nach der Sprengung eines Geldautomaten in einer Bankfiliale im Jossgrunder Ortsteil Oberndorf (Main-Kinzig-Kreis) am Mittwoch und der Festnahme dreier Tatverdächtiger im Alter von 22, 29 und 32 Jahren noch am selben Tag war auch die Rede von "zivilcouragierter Mithilfe aus der Bevölkerung", der der schnelle Fahndungserfolg auch zu verdanken sei. Weil in den sozialen Medien dazu weitere Details verbreitet werden, haben wir bei der zuständigen Pressestelle beim Polizeipräsidium Südosthessen nachgefragt, worum es eigentlich geht.
Den zuständigen Sachbearbeiter trifft unsere Nachfrage nicht unvorbereitet. Ihm ist natürlich bekannt, was vor allem im Internet an Gerüchten über den Vorfall in Jossgrund kursiert. Weil es inzwischen sogar hieß, die Polizei "unterschlage, was sich tatsächlich zugetragen habe", wird er sehr ernst. "Das ist ein ganz sensibles Thema. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes sind wir da äußerst zurückhaltend und werden die kursierenden Aussagen keinesfalls kommentieren", erklärt er.
"Auch Täter können lesen!"
Diejenigen, die meinen, das "couragierte Verhalten" seitens der Bevölkerung müsse doch dringend medial aufgegriffen und eine öffentliche Belobigung dafür ausgesprochen werden, haben offenbar nicht über die möglichen Konsequenzen nachgedacht. Man müsse dringend davor warnen, die Identität des oder der Zeugen öffentlich zu machen. Auch Täter könnten lesen und ihre Schlussfolgerungen ziehen. Schließlich gehe es hier nicht um ein Bagatelldelikt, sondern um gefährliche organisierte Bandenkriminalität. Man habe es mit äußerst rücksichtslosen Tätern zu tun, die auch nicht vor Rache zurückschreckten, warnt der Polizeisprecher.
Auch die gutgemeinten Unterstützungsaktionen in den sozialen Netzwerken zugunsten der oder des Zeugen seien aus den genannten Gründen leichtsinnig und könnten diesen gefährlich werden. Die VR-Bank hatte bereits erklärt, sie habe mit dem oder den Betreffenden Kontakt aufgenommen und sei bereit, für den an einem Privatwagen entstandenen Schaden aufkommen. Die Bank sei zwar für das couragierte Eingreifen dankbar, wobei das ausdrücklich nicht nachahmenswert, sondern gefährlich gewesen sei. "Wir lassen niemandem im Regen stehen, sondern ersetzen den entstandenen Schaden!", betont Vorstandsmitglied der VR Bank Main-Kinzig-Büdingen, Bruno Vey gegenüber O|N. Man habe sich mit Informationen zu dem Vorgang aber trotz vieler Presseanfragen äußerst zurückgehalten, um niemanden zu gefährden.
Generell rät die Polizei eindringlich davon ab, bei Straftaten selbst einzugreifen und sich dadurch in Gefahr zu bringen. Stattdessen solle man die Polizei unter der Notrufnummer 110 so schnell wie möglich über verdächtige Beobachtungen informieren. (ci)+++