Demo gegen Rechtsextremismus in Bad Brückenau. - Fotos: Hans-Peter Ehrensberger

BAD BRÜCKENAU Der Ort bleibt bunt

Hunderte demonstrieren für Demokratie, Toleranz und ein gelebtes Miteinander

05.02.24 - Bad Brückenau präsentierte sich bunt. Hier liegen die familiären Wurzeln von Josef Schuster, aktueller Vorsitzender des "Zentralrats der Juden in Deutschland". Der "Pink Lauf" ist weit über die Grenzen der Rhöngemeinde hinaus bekannt. Und auch langjährige Städtepartnerschaften mit dem französischen Ancenis und dem englischen Kirkham sprechen für Weltoffenheit. Was hunderte Bürger aus der Stadt und dem Umland am Sonntag vor dem Alten Rathaus bei einem Nachmittag für Demokratie, Toleranz und gelebtes Miteinander eindrucksvoll demonstrierten.

Ein breites Bündnis aus Vereinen, Verbänden, Organisationen, Parteien und Ehrenamtlichen bot - eloquent moderiert von Maya Morper und Klaus Hofmann vom für die Veranstaltung verantwortlichen "Haus Volkersberg" - quasi im übertragenen und, ob des regnerischen Wetters tatsächlich auch im realen Sinne, unter einem, nein vielen bunten Regenschirmen, ein tolles Programm mit eindeutigen Statements und ebenso aussagekräftigen musikalischen Beiträgen. Und positionierte sich gemeinsam mit dem großen Beifall spendenden Publikum eindeutig gegen Nazis, Rassisten, Faschisten - vor allem aber mit Transparenten, Plakaten und Fahnen gegen die AfD.

"All your faschis gonna to lose" intonierte Carlo Hilsdorf auf seiner Gitarre frei nach Woody Guthrie ein Singer-Songwriter-Lied. "Ihr Faschisten werdet alle untergehen", so sein Wunsch und die Hoffnung. John Lennons "Imagine" und das italienische Anti-Faschisten- und Partisanenlied "Bella Ciao" unterstrichen dieses Anliegen und animierten das Auditorium zu Applaus, Mitsingen und Moves. Der zweite musikalische Act, das Trio "The Time Walkers" unter Leitung von Malte Schilling, fragte in "Nur ein Lied" rhetorisch in die Runde "…habt ihr Nichts daraus gelernt?" und warnte: " Aus Angst wird Hass. Aus Hass wird Krieg. Das alles hatten wir schon mal."

Zahlreiche Redner

Zuvor hatten diverse Redner ihre Positionen gegen den Faschismus deutlich gemacht. Bad Brückenaus amtierender Bürgermeister Jürgen Pfister hob hervor, dass die Stadt schon zahlreiche Flüchtlinge über Jahre hinweg in der Gemeinschaftsunterkunft in Volkers und zuletzt mit der Ukraine-Hilfe aufgenommen und integriert habe und vor Ort kein Platz für Brandstifter sei. "Es gibt keine Ausreden mehr, wegzusehen."

Dirk Hönerlage von der "Eine- Welt-Gruppe" und dem "Aktionskreis Stolpersteine" warnte vor Gleichgültigkeit in der Gesellschaft. "Wer die Demokratie verschläft, wacht in der Diktatur auf." Und in Anlehnung an ein Statement der Fuldaer Demo aus der vergangenen Woche: "Unsere Stadt hat viele Farben. Aber keine Brauntöne." Für die evangelische und katholische Kirche sprachen Barbara Weichert und Armin Haas. Die Pfarrerin aus Zeitlofs konstatierte: "Unser christlicher Glaube ist von den jüdischen Wurzeln nicht zu trennen." Der Schondraer Geistliche aus dem Pastoralen Raum Bad Brückenau: "Im Sinne der Ökologie sind wir im großen Haus der Schöpfung eine bunte Blumenwiese, auf der mit ihrer Vielfältigkeit für alle Platz sein sollte und wir miteinander leben und wachsen können." Und Armin Haas zitierte John Lennon: "The world will be as one…"

Fiona Daniel, Wertebotschafterin, und die beiden Schülersprecher vom Franz-Miltenberger-Gymnasium Bad Brückenau, Johann Hänlein und Maximilian Kramlich, appellierten seitens der jüngeren Generation an die ältere: "Unsere Zukunft, die Zukunft Deutschlands steht auf dem Spiel." Und: "Erhebt euch. Es ist schon spät. Aber noch nicht zu spät." Die Drei zeigten sich dankbar, in einem demokratischen Land zu leben, in dem Menschen- und Bürgerrechte gälten. Man müsse mit Toleranz und Offenheit eine klare Kante und Grenze gegen Hass und Gewalt ziehen. "Wir stehen für eine Schule ohne Rassismus, für Courage und Fairtrade", so ihr emotionales Statement gegen den rechten Rand.

"Gelebtes Miteinander"

Evrim Solmaz-Decker, Bad Brückenauerin mit türkischen Wurzeln, hielt ein eindeutiges Plädoyer "für ein gelebtes Miteinander", für Menschen mit Migrationshintergrund: "Sie bereichern unsere Gesellschaft in allen Bereichen und verdienen Anerkennung und Wertschätzung. Bad Brückenau ist bunt. Diese Farbe ist unser Reichtum." Auch für Julia Calabrese, jüngstes Mitglied im "Förderkreis Städtepartnerschaften", sollten Begriffe wie Moral, Menschenwürde und Toleranz an erster Stelle stehen. "Die Würde des Menschen ist unantastbar", zitierte sie Artikel 1 des Grundgesetzes und richtete sich damit direkt an die Rechten: "Wir aufrichtigen Demokraten sind mehr!" FDP-Stadträtin Adelheid Zimmermann, vormalige unterfränkische Bezirkstags-Vizepräsidentin, mahnte schließlich "haltet Europa hoch, es ist unsere Zukunft." Es sei ein Hort für Frieden und Freiheit - und Deutschland mittendrin.

"Mit Gänsehaut" blieb es schließlich dem Sprecher des Aktionsbündnisses vorbehalten, das Schlusswort der eineinhalbstündigen Veranstaltung zu sprechen. Klaus Hofmann: "Ich danke allen, die hier und heute für so etwas Gutes eingestanden sind. Ich hoffe, wir haben unseren Enkelkindern eine Antwort gegeben. Wir müssen Stand halten. Nie wieder, nie wieder, dürfen Rechtsaußen die Oberhand gewinnen." (Hans-Peter Ehrensberger) +++


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