Die Künstlerin Lea Sturm mit ihrer Statue, die sie mit viel Liebe an einem Strand von Gran Canaria errichtet hat. - Fotos: Privat

GRAN CANARIA Ärger im Urlaubsparadies

Eingriff in die Natur? Illegal errichtete Statue auf Gran Canaria soll weichen

14.02.24 - Lea Sturm ist Künstlerin und lebt in Berlin. Sie war bereits mehrfach bei den Bad Hersfelder Festspielen mit dem "Theater Anu" zu Gast. Doch ein Streit mit der Regierung der Kanarischen Inseln um eine von ihr errichtete Statue führt sie immer wieder nach Gran Canaria. Die Statue, die den Titel "Tormenta es vida", also "Sturm ist Leben" trägt, hat ein ungewisses Schicksal.

"Sturm ist Leben" heißt das Werk.

Im Januar 2023 hat Sturm bei einem Aufenthalt auf der Kanaren-Insel an der Südküste einen versteckten Strand entdeckt, der anscheinend niemanden zu interessieren schien. "Er glich eher einer Müllhalde", so die Künstlerin im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. "Nachdem ich den Strand fast zwei Wochen aufgeräumt und vom meisten Müll, Unrat, Exkrementen, alten Gartenmöbeln, haufenweise Gewerbeabfällen und vielem mehr befreit hatte, fragte ich mich, wie ich diesen Ort davor bewahre, wieder oder noch schlimmer zu verkommen", so Sturm. "Ich wollte den Menschen mehr Ehrfurcht vor der Natur und vor diesem wunderschönen Strand verleihen."

"Der Strand ist schwer zu erreichen und hatte bis dahin nicht einmal einen Namen", so Sturm. In ihrem Kopf entstand die Idee, diesen Strand sozusagen neu zu "erfinden", ihn zu verschönern und ihm einen Namen zu geben. "Playa de la Reina" sollte er nun heißen, "Strand der Königin". Schon da installierte sie einige Kunstobjekte, unter anderem ein Tableaux mit einem Gedicht, das eine historisch angelehnte Geschichte des Ortes erzählt, ein Leuchtfeuer für die Verschollenen auf See, einige Wandgemälde, eine Flagge und einer handgeschlagenen Inschrift.

Viel Zuspruch von Einheimischen und Touristen

Zurück in Deutschland ließ ihr das Fleckchen Erde keine Ruhe. Sie kehrte nach einiger Zeit zurück und fand "ihren" Strand zum Glück noch in einem ordentlichen Zustand vor. "Es waren mehr Leute dort und ich sah, dass sie den Ort sauber hielten und fremden oder angespülten Müll mitnahmen", freut sie sich. "Es waren viele kleine Gaben wie Muscheln, Kettchen, Seeigel und mehr an meinem Leuchtfeuer niedergelegt worden, was ich das als Zuspruch der Einheimischen und der Touristen empfand", erzählt die Künstlerin.

In wochenlanger Arbeit schleppte Lea Sturm rund 1,7 Tonnen Material über die 80 Höhenmeter dorthin und machte sich an die Arbeit. Eine Statue sollte es sein - aus Beton, Zement und Naturstein. "Es war das irrsinnigste Projekt, das ich je in Angriff genommen habe." Mehr als drei Wochen arbeitete Sturm an ihrem Kunstwerk. Die rund zwei Meter hohe Statue blickt von einem Felsen aufs Meer und ist von der Landseite aus nur schwer zu sehen. In weiß erstrahlt der Frauenkörper, der mit Natursteinen metaphorisch vom Wasser verschlungen wird. In den Betonsockel hat die Künstlerin "Tormenta es vida" eingemeißelt.

Ärger mit den spanischen Behörden

So weit, so gut. Touristen entdeckten die Statue und posteten Fotos davon in sozialen Medien - mit hauptsächlich positiven Reaktionen, aber auch einigen gemischten bis negativen Kommentaren. Lea Sturm wurde angezeigt und die Kommunalverwaltung auf Gran Canaria drohte mit einer Geldbuße und bestand auf den Abriss der "Königin". Der Grund: Eingriff ohne Genehmigung in ein Naturschutzgebiet. Eine spanische Inselzeitung titelte gar mit "Attentat auf die Natur".

Lea Sturm, die derzeit wegen der rechtlichen Problematik wieder auf Gran Canaria ist, sagt: "Das Irrsinnige ist, dass ich eigentlich gar keinen Fokus auf das ganze Projekt und vor allem nicht auf mich ziehen wollte. Ich wollte einfach nur die Herzen der Menschen ein bisschen bewegen und diese dazu bringen, den Ort ein wenig mehr zu schätzen. Das zumindest hat ja schon funktioniert."

Sie sagt weiter: "Unabhängig davon, ob die Statue nun abgerissen wird oder nicht, hat sie natürlich ganz im Sinne ihrer eigentlichen Botschaft funktioniert - nur noch viel tiefer und stärker als ich das erwartet hätte.  Und zwar, indem sie einen riesigen öffentlichen Diskurs über den Zustand der Strände auf den Kanaren angefacht hat." 

Auf Gran Canaria ist Lea Sturm derzeit damit beschäftigt, sich von der Kommunalverwaltung zu erklären und über die Hintergründe der Entstehung des "Playa de la Reina" zu sprechen. "Ich stehe zu meiner Arbeit und deren Aussage, vor allem auch im Hinblick darauf, dass die Müllkippe, zu welcher der Strand zu werden drohte, deutlich schlechter für die Umwelt und den Strand wäre, als meine Statue, die keinerlei schädliche Stoffe enthält", konstatiert die Künstlerin.

Noch ist das Ende nicht abzusehen, aber falls "Tormenta es vida" tatsächlich abgerissen werden sollte, hat Lea Sturm ihr Kunstwerk fotografisch und auch mit einem Drohnenfilm verewigt. "Es gibt ein Video, auf dem zu sehen ist, wie viele Menschen nun dort am Strand liegen. Wahrscheinlich sind sie dorthin gepilgert, um die Statue mit eigenen Augen zu sehen - ehe sie womöglich abgerissen wird", sagt die aus Lübeck stammende Künstlerin. (Christopher Göbel) +++


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