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Digitaler Gästeführer online: Mit dem QR-Code die Dorfgeschichten erhalten
18.02.24 - Das digitale Zeitalter bestimmt in vielen Bereichen den Alltag. Apps, QR-Code und Virtual Reality sind die Zauberwörter, welche die Welt und mit Zeitverzug auch Deutschland verändern. Diese technischen Möglichkeiten können durchaus ihren Nutzen haben und schaffen neue Chancen.
Dies wurde in der Marktgemeinde Haunetal (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) von engagierten Leuten erkannt und nun in einem bemerkenswerten Projekt eingesetzt. Die dörflich strukturierte Kommune zwischen Hünfeld und Bad Hersfeld bietet ab sofort einen digitalen Gästeführer. Mit dem Mobiltelefon in der Hand können so die 15 Dörfer der Marktgemeinde ganz modern erkundet werden. Dafür sorgen zum Beispiel kleine Metalltäfelchen mit dem passenden QR-Code an den Häusern, deren Eigentümer einverstanden sind.
Nun kann man vielleicht meinen, in den "Kuhkäffern" gibt es nichts, was irgendwie interessant sein mag. Weit gefehlt. Haunetal hat viele versteckte Schätze. Die Langen Steine, die Burgruine Oberstoppel oder die Burg in Holzheim sind ein paar bekannte Beispiele. Genau hier bieten sich mit den digitalen Möglichkeiten ganz neue Chancen. Ganz real und live haben die Projektmacher mit der engagierten Erste Beigeordneten Ulrike Klawonn an der Spitze die neue App samt Internetseite und QR-Code am Donnerstagabend im Bürgerhaus vorgestellt.
Mit Leader-Fördermitteln Projekt gestartet
Da trifft es sich gut, mit Detlef Zimmermann und seinem Unternehmen eine Fachfirma in der Marktgemeinde zu haben. Und so konnten die technischen Möglichkeiten auch dank der Fördermittel aus dem Leader-Programm und einem Eigenanteil der Gemeinde innerhalb weniger Monate auf den Weg gebracht werden. Klawonn machte deutlich, dass dieses Projekt am Anfang stehe und fortgeführt werde. Sie hoffen auch darauf, dass sich weitere Grundstückseigentümer bereiterklären, mitzumachen.
Denn der digitale Gästeführer zeigt nicht nur einfach die Sehenswürdigkeiten an, vielmehr soll die Geschichte hinter den einzelnen Gebäuden erzählt werden. Thomas Schmidt hat zum Beispiel rund 4.000 historische Bilder von Ober- und Unterstoppel gesichtet und nahezu alle auch beschriftet. Die Kirchenbücher haben ihm geholfen. "Wir möchten ein anderes Bewusstsein für unsere Umgebung schaffen. Es eben nicht nur die Bruchbude am Dorfrand", sagt Schmidt. Wer hat in den Häusern gewohnt, was haben sie gearbeitet, wie haben sie gelebt? Die einzelnen Familiengeschichten machen die Dorfgeschichten lebendig.
Mit ein, zwei Klicks Generationen verbinden
Mit ein, zwei Klicks können sich die Menschen der heutigen und künftigen Generationen ganz einfach über die Gegebenheiten vergangener Zeiten informieren und sie so bewahren. Die Technik und vor allem das reale Engagement in Haunetal machen es möglich. Dazu zählt zweifelsfrei auch die jüdische Geschichte vor allem im Ortsteil Rhina. Sie ist das Thema von Kurt Bolender.Karl-Heinz Humburg beschäftigt sich mit den zahlreichen Fachwerkhäusern in der Marktgemeinde. Deren Historie ist ein weiterer Bestandteil des digitalen Angebots. Dazu zählt auch das Leerstandsmanagement. Humburg hofft, das Interesse an den Gebäuden zu wecken. "Wir haben 80 leerstehende Fachwerkhäuser", sagt Humburg. Diese bieten doch Chancen, saniert zu werden, gerade in der guten Verkehrsinfrastruktur von Haunetal mit der Bahnanbindung in Neukirchen beispielsweise.
Die Marktgemeinde Haunetal hat sich also auf den Weg gemacht, die reale Wirklichkeit mit der virtuellen Welt zu verknüpfen. Jenny Meeßen hat übrigens eine passende und wunderschöne Postkarte mit dem QR-Code entworfen.
Ein beeindruckendes Angebot für die Menschen vor Ort und den Touristen, die durchaus in der Region Halt machen - ob mit dem E-Bike, zu Wanderungen oder Ausflügen. Dazu passt eine erfreuliche aktuelle Zahl vom Landkreis-Tourismusmanager Jörg Peters. Laut Daten der Statistiker in Wiesbaden wurden in Haunetal im Jahr 2023 12.897 Übernachtungen gezählt. Das ist ein Plus von 25,4 Prozent. (Hans-Hubertus Braune) +++