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126 Lehrlinge aus dem Handwerk feiern ihre Freisprechung
26.02.24 - Für die Handwerkslehrlinge aus vier Innungen beginnt ein neuer Lebensabschnitt: Die Prüflinge aus Osthessen feierten am Freitagabend im Gemeindezentrum Künzell ihre Freisprechung und dürfen sich nun Gesellen nennen. Anwesende Politiker und Obermeister der Innungen nutzten die Bühne, um angesichts des Fachkräftemangels für eine Tätigkeit im Handwerk zu werben.
"Sie sind der Motor unserer Wirtschaft, weshalb ich hoffe, dass Sie alle dem Handwerk treu bleiben werden", sagt Maximilian Flemming, Obermeister der Innung für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Fulda-Hünfeld, an die neuen Gesellen gerichtet. "Wir sind stolz auf Sie, unseren Nachwuchs", ergänzt Thorsten Krämer, Obermeister der Innung des Kraftfahrzeuggewerbes Fulda. "Denn es war sicher nicht einfach für Sie", pflichtet ihm Stefan Gensler, Obermeister der Karosserie- und Fahrzeugbau-Innung Osthessen, bei.
Mit 59 Personen spricht die KfZ-Innung an diesem Abend die mit Abstand meisten Prüflinge frei, gefolgt von der Innung für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik mit 34 Azubis, der Metall-Innung Fulda-Hünfeld mit 19 Prüflingen und der Karosserie- und Fahrzeugbauer-Innung mit 13 Lehrlingen.
Würdigung der Jahrgangsbesten
Neben der allgemeinen Freisprechung würdigen die Innungen ihre jeweiligen Jahrgangsbesten: Diese sind Philipp Berboth für die Innung des Kraftfahrzeuggewerbes, Max Maier für die Karosserie- und Fahrzeugbauer-Innung, Matteo Bernhard für die Metall-Innung und Beate Baumgart für die Innung für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik."Eine Lehre zu absolvieren, ist eine besondere Leistung, eine Prüfung nicht immer eine Freude, sondern auch anstrengend und quälend", bringt Fuldas Landrat Bernd Woide (CDU) seinen Respekt für die Leistung der anwesenden Gesellen zum Ausdruck. In einer Zeit des Fachkräftemangels werde häufig die Zuwanderung als Lösung des Problems diskutiert. "Doch Veranstaltungen wie diese sind ein Beitrag im Landkreis Fulda, um den Mangel an Fachkräften mithilfe der Menschen vor Ort zu überwinden."
"Wird es meinen Job in Zukunft noch geben?"
Ein Job im Handwerk sei nicht nur heute, sondern auch in Zukunft sicher. "Angesichts der fortschreitenden Entwicklung von künstlicher Intelligenz (KI) fragen sich viele: ‚Wird es meinen Job in 20, 30 Jahren noch geben?‘ Natürlich spielt KI auch im Handwerk eine Rolle, doch die handwerkliche Tätigkeit kann sie nicht ersetzen", ist sich der Landrat sicher.Künftig werde der Bedarf an Fachkräften im Handwerk noch steigen und Arbeitsplätze in diesem Bereich lange Zeit sicher sein, teilt Gerhard Hoffmann, Obermeister der Metall-Innung Fulda-Hünfeld, Woides Ansicht.
Thomas Hering, CDU-Landtagsabgeordneter, verknüpft die Freisprechung, eine Tradition, die bis ins Mittelalter zurückreicht, mit seiner früheren Tätigkeit als Polizist. "Sie ist eine Erleichterung, aber nicht nur für die Gesellen, sondern auch für deren Familien, die Betriebe und uns als Gesellschaft. Denn wir brauchen euch mehr denn je", richtet Hering seine Worte an die fertig ausgebildeten Handwerker. "Die heutige Freisprechung zeugt von Ihrem Durchhaltevermögen."
Wertschätzung des Handwerks
Welche Wertschätzung das Handwerk in der Region genieße, zeige etwa das Ausbildungswohnen Pings. Die Landesregierung stärke das Handwerk indes durch den Plan, Meisterprüfungen künftig kostenlos zu machen, und Gesellen so zur Weiterqualifikation zu ermutigen."Wer sich nicht fortbildet, der wird künftig abgehängt", animiert Krämer die Gesellen, sich im Job weiterzuentwickeln und appelliert: "Wachst mit dem Beruf!" Gleichwohl konstatiert er die Herausforderungen des Sektors. Betrachte man etwa den Fahrzeugbau, stelle man fest, dass sich die Branche immer schneller entwickle. Die Lehrinhalte nähmen zu, würden komplexer.
Wachsende Unsicherheiten der Betriebe und Kunden
Flemming spricht von wachsenden Unsicherheiten, sowohl aufseiten der Betriebe als auch beim Kunden. "Im Heizungsbereich haben wir heute weniger Aufträge. Schuld ist die Politik. Angesichts von Gesetzesänderungen und ständig neuen Förderungen ist es schwierig, auf dem Stand zu bleiben und Kunden adäquat zu beraten."Gensler wirft ein, dass sich der Fahrzeugbau ebenso rasant verändere. Autos seien bereits heute anspruchsvoller in Fertigung und Reparatur als früher. Zudem erfordere der Übergang zur E-Mobilität und Wasserstoff als Antriebstechnologie bei Nutzfahrzeugen bei einer weiterhin großen Mehrheit an Verbrennern ein breites Wissen. Dies sei jedoch keineswegs negativ zu bewerten, denn die Entwicklung trage dazu bei, dass der Beruf des Karosserie- und Fahrzeugbauers künftig nicht langweilig werde. (Toni Spangenberg) +++