Mit Spiritualität Führungskräfte unterstützen: 3. Frauenberger Klostergespräch - Fotos: Freunde des Frauenbergs

FULDA Konflikten nicht aus Weg gehen

Mit Spiritualität Führungskräfte unterstützen: 3. Frauenberger Klostergespräch

28.02.24 - Spiritualität und Führungsverantwortung – wie passt das zusammen? Um diese Frage drehte sich das 3. Frauenberger Klostergespräch. Wie sich herausstellte, kann das eine das andere durchaus befruchten und gehaltvoller machen – auch wenn es in den Reihen des Publikums leise Zweifel an der Praxistauglichkeit des Konzepts gab.

Zu der Veranstaltung hatten die Franziskaner und der Verein "Freunde des Frauenbergs" den Kapuzinerpater Prof. Dr. Thomas Dienberg eingeladen. Er ist unter anderem Direktor des Iunctus Kompetenzzentrums für christliche Spiritualität in Münster und Professor für Theologie und Spiritualität am CTS Berlin. Für Dienberg bedeutet Spiritualität unter anderem "ein Geist, der mich trägt, mir eine Quelle und einen Sinn gibt". Diese Kraftquelle ist für den Kapuzinerpater sein christlicher Glaube. Auf Basis der damit verbundenen Werte und Haltungen gehe es darum, sich selbst und andere zu führen sowie Organisationen wie beispielsweise Unternehmen zu gestalten.

Auch um sich selbst nicht zu überfordern hält es Dienberg für bedeutend, an der persönlichen Widerstandskraft, sprich Resilienz, zu arbeiten und sich aufmerksam selbst zu beobachten, um nicht in Erschöpfung zu versinken. Deshalb sei es von Bedeutung, "Unterbrechungen" in den Alltag zu integrieren. Schon einmal kurz um den Block zu laufen reiche aus, um auf andere Gedanken zu kommen. Als Leitwerte des Führens betrachtet er neben der Demut die vier Kardinaltugenden Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Maßhalten. Die Demut sorge für eine Wertschätzung des anderen und die Gewissheit, dass nicht alles von einem selbst abhängig ist. Sich einfach selbst nicht so wichtig nehmen.


Konflikten nicht aus dem Weg gehen

Bei Gerechtigkeit hingegen gehe es nicht darum, "allen das Gleiche zu geben, sondern jedem, was ihm gerecht wird". Dienberg sprach sich dafür aus, zu dienen statt zu herrschen, mithin ein "dienendes Führen" anzustreben. Das bedeute nicht, Konflikten aus dem Weg zu gehen, sondern ganz im Gegenteil sich ihnen zu stellen und sie auszuhalten – aber stets in einem christlichen Geist. Ebenso wie bei manchen Glaubensgemeinschaften sei es möglicherweise für Unternehmen empfehlenswert, auf eine "Führung auf Zeit" zu setzen. Dies erhöhe die Mitsprachemöglichkeiten der Gesamtorganisation und sorge insgesamt für mehr Transparenz und Partizipation.

Für ebenso wichtig hält es Prof. Dienberg, im Unternehmen eine Kultur zu pflegen, die es Menschen ermöglicht, zu wachsen und sich zu entwickeln. Sie sollten die Möglichkeit erhalten, sich mit Stärken und Schwächen einzubringen und bei Bedarf "Raum für Heil und Heilung" zu erfahren. Wer als Führungskraft wirke, der sei aufgefordert, sich immer wieder Veränderungen zu stellen und Korrekturen an seinem Weg, an seiner Einstellung vorzunehmen. Das zähle zu unternehmerischem Handeln essentiell hinzu. Um die Zukunft zu gestalten riet Dienberg abschließend zu einer "Haltung der Gelassenheit". Selbst wenn die Aussichten nicht rosig seien, so dürfe man doch darauf vertrauen, dass Gott einem den Weg weise.

In der Diskussion mit den Zuhörern wurde einerseits anerkannt, dass "Spiritualität gerade en vogue" sei, sich aber auch die Frage stelle, ob die Führungskräfte ihr Handeln tatsächlich an diesen Werten und Vorbildern ausrichten würden. Denn nicht selten sei zu beobachten, wie BWL-er entsprechende Bemühungen am Ende doch belächeln würden. Ein Zuhörer bezeichnete das Konzept der Spiritualität als "sehr anspruchsvoll", vielleicht, weil er selbst damit nicht allzu viel am Hut habe. Aber könne man Spiritualität lernen? Pater Dienberg riet dazu, sich auf das Experiment einzulassen und sich dafür zu öffnen.

Andere, die ähnlich skeptisch gewesen seien, hätten später immerhin anerkannt, dass sie sich zum ersten Mal intensiv mit dem Konzept der Spiritualität als Richtschnur des Führens auseinandergesetzt und davon profitiert hätten. Ein weiterer Zuhörer fragte nach den "Sandwich"-Führungskräften, die einerseits selbst führten, aber auch geführt würden. Welche Empfehlungen gebe es für diese Gruppe? Pater Dienberg sagte, diese Position sei nicht immer einfach zu handhaben, aber auch wenn man sich manchmal fügen müssen, so bleibe man doch weiter Führungsperson, die über weitreichende Gestaltungskraft verfüge. Und diese sollte man nutzen.

Die Gespräche wurden nach dem offiziellen Teil bei einem Getränk und einem Imbiss vertieft. Zu Beginn hatte Guardian Pater Cornelius den Referenten herzlich im Refektorium begrüßt. Christoph Jestädt vom Vorstand der "Freunde des Frauenbergs" bedankte sich zum Abschluss mit einem Glas Frauenberg-Honig bei Professor Dienberg für einen inspirierenden Vortrag. (pm) +++


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