Ein Uhrwerk geht auf Reisen: Unikat aus dem Katharinenturm wird konserviert

28.02.24 - Der Katharinenturm im Stiftsbezirk in Bad Hersfeld hat so einige Schätze und Geschichten: Der freistehende Glockenturm wurde vermutlich Mitte des zwölften Jahrhunderts gebaut. Von hier aus erklingt zu besonderen Anlässen die Lullusglocke. Sie ist die älteste gegossene Glocke in Deutschland.

Im ersten Obergeschoss war lange Zeit eine Gefängniszelle und ein Stockwerk darüber befand sich eine Uhr. Die Ziffern sind schon lange Zeit nicht mehr zu sehen. Im Inneren schlummerte das Uhrwerk - durch die offenen Fenster war es dem Wetter ausgesetzt. Feuchtigkeit, Hitze, Nebelschwaden - der Zahn der Zeit nagt gehörig am Uhrwerk.

Der Katharinenturm in Bad Hersfeld

Das geschmiedete Uhrwerk

Presserunde im Katharinenturm

Jetzt nach vielen Jahren soll es restauriert werden. Das nötige "Kleingeld" haben die Freunde der Stiftsruine gesammelt. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen haben nun die Spezialisten von Turmuhren und Glockenservice Willing aus dem thüringischen Gräfenhain beauftragt. Das Unternehmen aus dem Stadtteil von Ohrdruf (Landkreis Gotha) hat das Uhrwerk am Dienstagvormittag ausgebaut. "Wir sind derzeit in der Stiftsruine mit Instandsetzungsarbeiten beschäftigt. Das ist eine große Aufgabe. Auch im Katharinenturm arbeiten wir Stück für Stück. Das Uhrwerk ist sehr spannend, handgeschmiedet und sehr, sehr alt. Wir hoffen, dass die Untersuchungen der Firma Willing neue Erkenntnisse bringen", sagt Dr. phil. Diplom-Ingenieurin Katarina Papajanni von Schlösser und Gärten Hessen.

Aus der Zeit vor der Industrialisierung

Mit Frauchen auf Termin im Katharinenturm

Helgo Hahn (links), Bürgermeisterin Anke Hofmann und Steffen Willing

Das Uhrwerk ist ein Unikat. Geschäftsführer Steffen Willing ist begeistert und freut sich über die Aufgabe. Sein Mitarbeiter Patrick Krebs wird das Uhrwerk restaurieren. "Wir haben rund 1.500 Objekte in Wartung, vor allem in den neuen Bundesländern. Dort gibt es viele historische, mechanische Uhren. In den alten Bundesländern ist dies selten, da hier die Uhrwerke in den 1960er und 1970er Jahren ersetzt wurden. Das Uhrwerk hier stammt aus der Zeit vor der Industrialisierung, das heißt, wir haben hier ein geschmiedetes Uhrwerk, dass von einem versierten Schmied und Uhrmacher erstellt wurde. Jedes Uhrwerk ist individuell und deshalb ein Unikat, welches es so nur einmal auf der Welt gibt", sagt Willing.

Vorsichtig lösten die beiden Männer das Uhrwerk von ihrem Platz im Katharinenturm. Einige Vertreter der Freunde der Stiftsruine mit ihrem ersten Vorsitzenden Helgo Hahn sind extra vor Ort, um den besonderen Schatz zu bestaunen. Auch Bürgermeisterin Anke Hofmann und Johannes van Horrick sind glücklich, dass das Uhrwerk nun konserviert werden soll.

Johannes van Horrick, Fachbereichsleiter der Technischen Verwaltung bei der Stadt ...

"Das Uhrwerk wird konserviert und untersucht. Die Firma Willing wird schauen, ob das Uhrwerk gegebenenfalls wieder gangbar gemacht werden kann", sagt Dr. Papajanni. Ziel sei es, dass die Uhr später präsentiert werden soll. In welchem Rahmen, das ist noch unklar und auch eine Frage der finanziellen Möglichkeiten. Wichtig ist daher im ersten Schritt, dass dieses besondere Uhrwerk nicht mehr den Wettereinflüssen ausgesetzt ist und als imposantes technisches Werk erhalten bleibt. (Hans-Hubertus Braune) +++