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Ich hab‘ noch einen Koffer in Bad Kissingen
29.02.24 - Zum zweiten Mal wurde im Fürstensaal das Programm des "Kissinger Sommers" vorgestellt. Die Veranstaltung stieß in diesem Jahr auf noch größeres Interesse als bei ihrer Premiere 2023, der Fürstensaal war fast bis auf den letzten Platz besetzt.
Christoph Stibor, der Leiter des Theater- und Musikmanagements in Fulda, begrüßte im Namen von Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld die Gäste, darunter auch den Kissinger Bürgermeister Thomas Leiner. Die kulturelle Zusammenarbeit zwischen beiden Städten und über die Landesgrenzen hinaus war seine Idee, denn beide Städte bieten sowohl kulturell als auch touristisch viel. Fuldas Wahrzeichen sind der Dom und das Barockviertel, Bad Kissingen prägt seine Kurzone mit ihren Wandelhallen, Gärten und Promenaden. Die beiden Städte sind sogar historisch verbunden, denn Kissingen war einst eine Schenkung an das Kloster Fulda.
Ich hab‘ noch einen Koffer in… Bad Kissingen Intendant Alexander Steinbeis stellte das Programm des diesjährigen Kissinger Sommers in einem launigen Film vor, der Lust machte, sofort nach Tickets zu schauen. Eine sehr sympathische Idee, die Highlights des Festivals so herauszuarbeiten! Denn das wollte dieser Abend ja – Lust machen auf Festival, Feiern, Sommer und Kultur.
Das diesjährige Motto des Kissinger Sommers lautet "Ich hab noch einen Koffer in… Berlin", es ist ein großartiges Programm. Eigentlich sollte man sich sofort für vier Wochen im Grandhotel Kaiserhof Victoria einquartieren, von morgens bis abends Musik genießen und zwischendurch durch die Wandelhallen oder auf der Kurpromenade lustwandeln. Das Programm ist vielfältig, oft ungewöhnlich, sehr anregend und – Stars helfen verkaufen – mit vielen großen Namen gespickt.
Warum ausgerechnet Berlin? Darin ist der Eisernen Kanzler schuld. Otto von Bismarck nämlich kam 15x zum Kuren an die fränkische Saale. Er kam nicht allein, sondern verlegte quasi den Regierungssitz nach Bad Kissingen. Während seiner Aufenthalte – ärztlich verordnet zum ‚Abspecken‘ – fanden Kabinettssitzungen statt, sogar Gesetze wurden verabschiedet. Bismarck war eine Attraktion – viele Berühmtheiten seiner Zeit wollten dort kuren, wo sich der Reichskanzler aufhielt. Denn so eine Sommerfrische war nicht nur erholsam, es ging immer auch um "sehen und gesehen werden". In Bad Kissingen kurten gekrönte Häupter, Wissenschaftler, Künstler, Bankiers und Politiker – kurzum, alle, was sich für vornehm hielt. Die Verbundenheit zwischen Bad Kissingen, Berlin und Preußen dank des Bismarck’schen Glanzes dauerte fast bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs – fast ein Drittel der Kurgäste kamen bis dahin aus Berlin und Preußen.
Berlin wird repräsentiert durch verschiedene Berliner Ensembles, durch Komponisten, die Berlin besonders verbunden waren, und natürlich durch Chanson, Kabarett und Showprogramme, die die Roaring Twenties lebendig werden lassen.
Ein Programm mit vielen großen Namen
Unter den Künstlerinnen und Künstlern, die Sie in Bad Kissingen erleben können, sind Julia Fischer, Vilde Frang und Christian Tetzlaff (Violine), Sabine Meyer (Klarinette) Grigory Sokolov, Hélène Grimaud, Lucas und Arthur Jussen sowie Yuliana Avdeeva (Klavier), Joana Mallwitz und Sir Simon Rattle (Dirigat), Nils Mönkemeyer (Viola), Katharina Mehrling und Tim Fischer (Gesang), die Schauspielerin Martina Gedeck und Kabarett-Urgestein Desirée Nick. Es kommen u.a. die Münchner Philharmoniker, das BBC Symphony Orchestra, das Orchester der Komischen Oper Berlin, das Stehgreif Sinfonieorchester, das Residenzorchester Meiningen, die Kammerakademie Potsdam, die Bamberger Sinfoniker, das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, das Mozarteum-Orchester Salzburg und der RIAS Kammerchor. Ein besonderes Highlight wird sicher das Konzert des Moka Efti Orchestra, der Big Band aus der Serie "Babylon Berlin".
Besonderheiten des Kissinger Sommers "Uns war es immer wichtig, auch raus aus dem Heiligen Hallen der Kunst zu gehen", so Alexander Steinbeis. Deshalb gibt es in Bad Kissingen auch ungewöhnliche Formate. Dazu gehört das Stehgreif Orchester, das aus angehenden Profimusikern besteht, die vor allem eins wollen – die Konzertkonventionen über den Haufen werfen. Sie werden draußen spielen und dabei auch herumlaufen. Wer will, läuft mit, lässt sich auf dem Rasen nieder oder wählt doch einen bequemen Stuhl.
Ein besonderes Angebot sind auch die kostenlosen Prélude-Konzerte, die an verschiedenen Orten in der Stadt stattfinden. Vielleicht haben Sie Lust auf einen Symphonic Mob? Keine Angst, auch Anfänger und eingerostete Musiker oder Sänger sind dabei sehr willkommen! Unter www.symphonic-mob.de können Sie sich anmelden und vorab die Noten downloaden. Was den Fuldaern die Pianale, ist den Kissingern der Klavierolymp. Die ersten drei Sieger treten jeweils während des Kissinger Sommers auf – eine tolle Form der Nachwuchsförderung. Kostenlos sind auch die Künstlergespräche, bei denen man Künstler von einer ganz anderen Seite erleben kann. Und wer nicht nach Bad Kissingen reisen kann oder will, für den sind einige digitale Konzerte im Angebot.
Die Vorstellung des Kissinger Sommers wurde musikalisch begleitet von Iván Gómez Cervantes. Der mexikanische Harfenist lebt seit einigen Jahren in Frankfurt und ist ein gern gesehener Solist bei vielen Orchestern in Deutschland und Europa. Für diesen Abend hatte er drei Harfen-Stücke ausgesucht, die das Klangspektrum der Harfe wunderbar zur Geltung brachten. Zunächst erklang Marguérite douloureuse au Rouet No. 2 op. 26 von Albert Zabel, dann die Fantasie aus Tschaikowskijs "Eugen Onegin" – Zabel hatte Tschaikowskij bei den Harfenkadenzen der Ballettmusik unterstützt. Den Abschluss bildete der Valse No.1 op. 83 von Auguste Durand – ein Lieblingsstück von Cervantes und das einzige heute noch bekannte Stück des Komponisten.
Das Programm wurde mit viel Beifall bedacht – man kann davon ausgehen, dass einige Besucher zuhause sofort auf der Website des Kissinger Sommers überprüft haben, wofür es noch Karten gibt: www.kissingersommer.de (Jutta Hamberger) +++
Der 1913 erbaute Max-Littmann-Saal fasst 1.000 Zuhörer und gehört zu den schönsten und akustisch ...
Thomas Leiner, der Bad Kissinger Bürgermeister, freute sich über die zahlreichen Fuldaer Interessenten ...