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Manfred Pentz (43, CDU) ist der Mann, der Hessen entbürokratisieren soll
07.03.24 - Manfred Pentz (43) ist seit dem 18. Januar 2024 Hessischer Minister für den Bund, Europa, Internationales und Entbürokratisierung. Obendrein ist Pentz eine der spannendsten Persönlichkeiten im Kabinett Rhein II. Höchste Zeit, sich Manfred Pentz einmal genauer anzuschauen. OSTHESSEN|NEWS hat den Minister in seinem Büro in der Staatskanzlei zu einem exklusiven Gespräch getroffen.
Pentz ist römisch-katholisch, verheiratet, hat zwei Kinder und wohnt in der 15.000-Einwohner-Gemeinde Groß-Zimmern im Landkreis Darmstadt-Dieburg. Er hat kroatische Wurzeln. Seine früh verstorbene Mutter kam aus dem ehemaligen Jugoslawien.
Der gelernte Versicherungskaufmann hat sein CDU-Parteibuch seit 1995 und sitzt seit Oktober 2010 im Hessischen Landtag. 2014 wurde er Generalsekretär. Er hat seitdem als Partei-General zehn (!) Jahre die hessische Union durch Höhen und Tiefen geführt. Pentz war der Prellbock, teilte aber auch gerne mal aus.
"Merz-Dschihadisten" kosteten Pentz fast den Job
Seine Chefs, Ministerpräsident a.D. Volker Bouffier und heute der amtierende Regierungschef Boris Rhein hielten dem Abgeordneten aus Darmstadt-Dieburg auch in schwierigem Fahrwasser immer die Stange. Darüber spricht Pentz dankbar.Einmal war es besonders knapp. Als er konservative CDU-Parteifreunde als Merz-Dschihadisten beschimpfte, gefiel das nicht jedem. Die Boulevard-Zeitung BILD titelte im Januar 2021, als Merz noch kein CDU-Vorsitzender war, aber werden wollte: "Skandal Auftritt von Hessens CDU-General". Pentz habe Merz als "größten Spalter der Partei" und dessen Anhänger als "Merz-Dschihadisten" beschimpft.
Pentz musste sich entschuldigen und tat das auch, er habe sich sowohl "im Tonfall als auch in der Wortwahl vergriffen". Da es Rücktrittsforderungen aus konservativen Reihen in der CDU gab, musste sogar der damalige Hessen-MP Bouffier seinem Schützling Pentz den Rücken stärken. Er tat es und hielt an seinem General fest. Eine kluge Entscheidung, wie sich spätestens im vergangenen Jahr auch für die größten Pentz-Kritiker in der Union herausstellen sollte.
Erfolgreicher Wahlkampf 2023
Als Generalsekretär war er gleichzeitig auch Wahlkampf-Chef für die hessische Landtagswahl 2023. Mit einem frischen Look in Petrolfarben, knackigen Slogans ("Herz, Härte und Hightech") zogen die CDU, ihr Vorsitzender und MP Rhein, sowie sein wichtigster Wahlkampf-Mann Pentz, in die Schlacht. In seiner Klartext-Tour bewarb sich Pentz wie auch auf seinen Plakaten als einer, der auch zuhören könne. Sein persönlicher Slogan: "Viele können nur reden, ich kann auch zuhören."Er scheint gut zugehört zu haben. Die Union holte bei der Landtagswahl im September starke 34,6 Prozent der Wählerstimmen. Pentz persönliches Wahlergebnis toppte das sogar noch: Er holte mit 38,1 Prozent das Direktmandat im Wahlkreis Darmstadt-Dieburg II. Das ist mehr, als die Kandidaten von SPD, Grüne und FDP zusammen erreicht haben. Es folgten Gratulationen aus ganz Deutschland, Koalitionsgespräche und schließlich der Koalitionsvertrag von CDU und SPD.
Belohnung: Ministeramt
Die persönliche Belohnung Mitte Januar 2024: Vom Generalsekretär der Hessen-CDU hat es Manfred Pentz zum Staatsminister geschafft. Seit dem 18. Januar 2024 ist Pentz Hessischer Minister für Bund, Europa, Internationales und Entbürokratisierung in der Staatskanzlei in Wiesbaden. Damit ist Pentz nicht mehr 1. Parteisprecher, sondern Staatsmann. Das heißt: weniger laut, dafür noch mächtiger. Weniger klare Sprache, dafür mehr höfliche, blumige Sprache der Diplomatie. Weniger Parteikämpfer, mehr Staatsdiener.Als Teil der Landesregierung ist Pentz mit seiner Politik nun für alle Menschen im Land verantwortlich. Auch für die, die nicht seine Partei gewählt haben. Das sei schon ein "kompletter Tapetenwechsel", ordnet Pentz die große Veränderung ein. Ein "schöner", betont er. Vor den gut 350 Mitarbeitern seines Ministeriums habe er höchsten Respekt. Sie seien "absolute Fachleute".
Aus der Provinz zum Brückenbauer
Manfred Pentz, der Mann aus der südhessischen Provinz, ist nun Brückenbauer nach Europa. Er kämpft an vorderster Stelle mit dafür, dass alle Menschen sich auf ein "friedliches und zukunftsfähiges Europa" verlassen können. Dabei hilft Pentz besonders sein gutes Netzwerk in Hessen und im Bund, welches er sich als Generalsekretär erarbeitet hat.
Dies reiche laut eigener Aussage über CDU-Kreise hinaus. Auch bei dem ehemaligen Koalitionspartner der Hessen-CDU, den Grünen und bei dem aktuellen Regierungs-Partner, der SPD, kenne er die handelnden Personen gut. Das Miteinander zwischen Sozialdemokraten und Christdemokraten sei in der schwarz-roten Koalition "sehr gut und harmonisch".
Viel unterwegs als Minister
Dass "sein" Ministerium um die Aufgabe der Entbürokratisierung erweitert wurde, sei eine ganz neue Chance, für ein international handelndes und respektiertes Europa. Er ist stolz diese Aufgabe anvertraut bekommen zu haben, auch wenn das bedeute, dass er "dicke Bretter" zu bohren habe. Pentz schreckt auch davor nicht zurück. Die entsprechende Stabsstelle für die Entbürokratisierung befinde sich schon im Aufbau.In den vergangenen Wochen hat er viele Antrittsgespräche geführt
Gespräche mit Diplomaten, Gespräche mit Ministeriumsmitarbeitern, mit Politikern, mit Journalisten. Am Kurs der neuen Koalition habe er keinen Zweifel. Das übergeordnete Koalitions-Versprechen "Eine für alle" gelte. Statt Klientel-Politik wolle man Politik für alle Menschen in Hessen machen.
Pentz Ministeriumsarbeit ist mit viel Reisetätigkeit in Deutschland und in Europa verbunden. Vermutlich reist kein hessischer Minister mehr, selbst Ministerpräsident Rhein wird am Ende der Legislatur wohl von Staatsminister Pentz bei der Reisetätigkeit übertroffen werden. Neben Wiesbaden hat Pentz ein Büro in der Bundeshauptstadt Berlin - in der Hessischen Landesvertretung, in der jährlich im Frühsommer das legendäre Hessenfest stattfindet. Dazu kommt noch ein Büro in der EU-Hauptstadt Brüssel.
Aufgrund der hohen Reisetätigkeit und dem Wunsch zur Entbürokratisierung gibt es bei Pentz kaum noch Papierakten. Fast alles erledige er digital auf seinem Tablet. Der Minister: "Damit kann ich im Büro genauso gut arbeiten wie zwischen zwei Terminen auf der Parkbank oder auf dem Rücksitz im Auto."
Pentz ist bis heute nah bei den Leuten
Es ist das, was den Politiker Manfred Pentz auszeichnet: Dass er mit dem Entbürokratisieren (= "den Ablauf eines Verfahrens derart umgestalten, dass es einfacher und schneller wird, ohne dabei wirklich an Qualität zu verlieren") zuallererst bei sich selbst und den Papierakten anfängt. Er ist ein Macher, ein Anpacker, einer, der im Kleinen ausprobiert und umsetzt, was er im Großen denkt und plant.Vielleicht steht er auch deshalb bis heute als Vorsitzender der Gemeindevertretung in seiner Heimatgemeinde Groß-Zimmern (Landkreis Darmstadt-Dieburg) vor. Daran werde sich auch nichts ändern. "Natürlich nicht", so Pentz. Auch nicht als Minister.
Vor einigen Jahren hatte er noch in der Rolle als Generalsekretär in kleiner Runde die Relevanz seines politischen Wirkens in seiner Heimat einmal so treffend auf den Punkt gebracht: "In Groß-Zimmern, da bekomme ich wirklich mit, was die Menschen bewegt und umtreibt. Nirgends ist man als Politiker näher an den Sorgen, Nöten und Wünschen der Bürgerinnen und Bürger. Deswegen ist mir mein Wirken in der Gemeindevertretung so wichtig – auch wenn mein Terminkalender es mir eigentlich kaum erlauben würde." (Christian P. Stadtfeld) +++